2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Tobias Bächle (links) am Sonntag beim Trainingsauftakt im Nonnenholz Foto: Rogowski
Tobias Bächle (links) am Sonntag beim Trainingsauftakt im Nonnenholz Foto: Rogowski

Generationswechsel beim SV Weil

Fußball-Landesligist hat am Sonntag die Vorbereitung aufgenommen +++ Neu-Coach Tobias Bächle will "charakterlich gute Spieler"

Der Weiler Club geht mit aufgefrischtem Kader und neuem Trainer in die Saison, die der Verein mit Demut angehen will.

Dass der SV Weil in den letzten Jahren seine Favoritenrolle verbal untermauert hat – für diese Haltung gab es gute Gründe. Wer zehn Jahre in Folge Verbandsligafußball in seinem Portfolio hat, muss sich eine Liga tiefer nicht kleinmachen. Vor allem sprach das Personal für eine selbstbewusste Zielformulierung.

Nun ist der Ansatz ein anderer. Und das aus ebenso triftigen Gründen. Mit Spielern wie Fabian Kluge und Eike Elsasser haben sich die letzten aus den größeren Zeiten des Clubs verabschiedet, sie stehen künftig der Reserve zur Verfügung, und damit ist nur noch Yannik Weber, der vor vier Jahren als U-19-Spieler dazu stieß, übriggeblieben. „Wir haben ein neues Kapitel, einen Generationswechsel“, sagte Perseus Knab, der sportliche Leiter, am Sonntag beim Trainingsauftakt, und man kann ihm wohl ein tiefes inneres Durchatmen andichten, als er erklärte: „Vielleicht ist es ganz gut für uns, nicht zu den Favoriten zu gehören.“

Der hohe Status war dem Club in den vergangenen drei Jahren nicht gut bekommen. Besser gesagt: den Spielern. Wiederholt stand der latente Vorwurf im Raum, sie spielten zum Teil überheblich oder ließen sich gehen, wenn es zu gut läuft. Alles Gegensteuern war fruchtlos, und wohl auch deshalb dürften die Entscheider des Clubs nicht in Tränen ausgebrochen sein, als sich Ende der vergangenen Saison der Umbruch ankündigte. Wobei man den kurzfristigen Abgang von Almin Mislimovic zu Concordia Basel (wir berichteten) gerne verhindert hätte.

Mehr als ein Dutzend A-Jugendliche wurden in den Landesligakader delegiert, sie bringen die Empfehlung des Verbandsliga-Aufstiegs mit der U19 mit, dazu kommen wenige externe Zugänge wie Mergim Avdijaj (SC Lahr) und Nico Bächle (SV Herten), die beim Trainingsauftakt noch entschuldigt fehlten (Urlaub). Neu-Coach Tobias Bächle, 38, begrüßte auch Ibrahim Mohammad aus der Reserve, der etwas verspätet nicht den besten Start hatte. Der robuste und kantige Angreifer (23) kann sich aber wie so viele beweisen. „Momentan sind es 32 Spieler, die sich für 22 Plätze in der ersten Mannschaft bewerben“, sagt Knab. Die nahe Zukunft ist einem Motto untergeordnet: „Wir gehen demütig an die Sache heran. Wir müssen uns finden, uns entwickeln.“

Mit Bächle hat er dafür vielleicht genau den richtigen Mann in entscheidender Instanz. Bis zum Frühjahr zwar beim FSV Rheinfelden nur mit überschaubarem Erfolg wirkend, ist Bächle ein moderner, innovativer Coach mit guter Rhetorik, einer, der im Ruf steht, eine Mannschaft aufbauen und Spieler fortbilden zu können. Der A-Lizenz-Inhaber hat die Weiler U19 (2010 bis 12) in die Verbandsliga geführt, er arbeitete im Nachwuchs des SC Freiburg und FC Basel, sowie für den DFB als Stützpunkttrainer. In der Bundesliga würde man den Diplom-Sportlehrer (Universität Basel) wohl in die Schublade Nagelsmann-Tedesco schieben.

Beim Auftakt legte er seine Linie dar. Er wolle Akteure, die „stolz“ darauf seien für den SV Weil zu spielen. Er wolle „charakterlich gute Spieler“ und einen guten „Zusammenhalt“. Schlicht: „Eine Mannschaft.“ Was zuletzt wohl nicht immer eine Selbstverständlichkeit war.


Aufrufe: 02.7.2017, 19:55 Uhr
Uwe RogowskiAutor