2024-04-25T14:35:39.956Z

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Kein Ball kullert mehr neben das Tor: Almin Mislimovic (rechts) traf in sämtlichen vier Spielen zuletzt. | Foto: Gerd Gründl
Kein Ball kullert mehr neben das Tor: Almin Mislimovic (rechts) traf in sämtlichen vier Spielen zuletzt. | Foto: Gerd Gründl

Almin Mislimovic und die Lust auf Fußball

Der Offensivspieler des SV Weil trainiert fleißig, spielt auch, wenn er verletzt ist und schießt Tor um Tor +++ Der Aufschwung des Landesligisten hat viel mit dem Ex-Schalker zu tun

Almin Mislimovic ist ein gutes Beispiel dafür, wie unberechenbar der Fußball ist. Es gab Zeiten und Spiele, da verzweifelten die Weiler an ihrem veranlagten Mittelfeldspieler. Seine Torabschlüsse kullerten in jedem Spiel einen Zentimeter neben den Pfosten ins Aus, und einem verlorenen Ball hinterherzujagen, schien nicht in sein persönliches Aufgabengebiet zu fallen. Mislimovics Bereitschaft zum Pressing und Nach-hinten-laufen war so ausgeprägt wie die Lust auf eine Zahnfüllung. Deshalb kann man schon mal fragen: Hat jemand einen Knopf gedrückt?
Derzeit verzweifeln nur noch die Gegner an einem geradezu leidenschaftlichen Almin Mislimovic, und von seinem Trainer beim SV Weil, Tobias Bächle, sind Sätze verbrieft wie: „Almin hat mit die besten Fitnesswerte bei uns.“ Mislimovic fehle nie im Training, er grätsche und mache und tue und sei quasi ein Vorbild an Einsatzbereitschaft. Auch kullert kein Ball mehr neben das Tor. In den letzten vier Landesligaspielen hat der 25-Jährige immer getroffen, seit dem siebten Spieltag war das in 15 Spielen insgesamt 18 mal der Fall, Mislimovic ist Zweiter der Torjägerliste und seine Mannschaft auch deshalb Fünfter der Tabelle.

„Julian Draxler und ich waren gute Freunde.“

Der Offensivspieler findet nichts dabei, „eigentlich ist doch alles wie immer“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Er habe schon immer total gerne trainiert, er „liebe den Fußball“. Lediglich der Weiler Aufstieg in der Tabelle seit dem Herbst habe stimmungstechnisch Wirkung erzielt. „Die Lust ist gestiegen“, sagt Mislimovic.

Nationalspieler Julian Draxler war lange als ähnlicher Typ verschrien, auch bei ihm gab es Perioden, da wuchsen seinen Trainern in einem einzigen Spiel eine Million grauer Haare, so sehr klafften Praxis und Leistungsvermögen auseinander. Draxler? Das ist aber mal ein großer Sprung, werden viele sagen. Bei Mislimovic ist das allerdings etwas anderes. Denn er und der populäre deutsche Nationalspieler waren ein paar Jahre lang „gute Freunde“, sagt Mislimovic, fünf Spielzeiten lang haben sie in der Jugend des FC Schalke 04 zusammengespielt. „Wir sind ein Jahrgang, ich kenne auch seine Eltern und seinen Bruder“, erzählt Mislimovic, der aus Witten im Ruhrgebiet kommt und auch noch ein wenig so spricht.

Als Spieler des TuS Heven war er bei einem Hallen-Stadtturnier gescoutet worden und spielte fortan mit Draxler, dem heutigen Nationalspieler und Profi des schillernden Scheich-Clubs Paris St. Germain. „Man hat gemerkt, dass er stärker als die anderen war“, sagt Mislimovic. Draxlers Technik, seine Freistöße – er war früh auf dem Weg „ein kompletter Spieler“ zu werden. Woran sich Mislimovic noch gut erinnert: Vom Elternhaus Draxler sei die entsprechende Ansprache erfolgt. „Es wurde ihm nicht viel erlaubt. Und er war dann ja auch sehr bodenständig.“

Das wird nicht der Grund sein, warum die Wege auseinandergingen, denn es ist ja nicht überliefert, dass Mislimovic damals um die Häuser zog. „Wir waren ja noch sehr jung“, sagt er. Als seine Mutter im Dreiländereck eine neue Arbeit annahm, kam er in die U17 des FC Basel, später zu Concordia, Black Stars, Old Boys und 2013 zum SV Weil. Nach freudlosen Wochen zu Beginn der aktuellen Saison mit fantasielosen Vorstellungen spielt das Team nun stabil und inspirierter, sodass der SVW wieder zaghaft von einer Rückkehr in die Verbandsliga träumen kann. Es mangelt nicht am Glauben, die Lücke zum FSV Stegen und den Relegationsplatz schließen zu können (fünf Punkte), doch tönen wollen die Weiler nicht. „Von Spiel zu Spiel schauen“ wollen sie, sagt Mislimovic das, was man so sagt, wenn man hinterher nicht seine Ziele verfehlt haben will. Samstag geht es zum Dritten Freiburger FC II „und wir dürfen nicht mehr patzen“, sagt Mislimovic. Er wird trotz Knieverletzung auflaufen, wie seit vier Spieltagen schon. „Ich beiße auf die Zähne.“

Dass es für ihn und seinen Club läuft, hat auch mit seiner Versetzung zu tun. Mislimovic fallen die fußballerischen Dinge auf dem Platz nicht schwer, er bringt die gewisse Leichtigkeit mit. Ohne verlässlichen Stürmer hat aber selbst ein funktionierender Spielstil keinen Erfolg, in den ersten acht Spielen blieben die Weiler viermal ohne eigenen Treffer, die Gegner hatten keine Probleme, ihr Tor zu verteidigen. Bächle justierte nach und zog Mislimovic nach vorn. Er hat kompetente Unterstützung von außen, auch kommt ihm das bessere Kollektivspiel zugute, das Positionsspiel wird wieder konsequenter umgesetzt. Bächle mag Ordnung auf dem Platz, auch seine Stürmer müssen nach hinten arbeiten, sodass ihnen Luft für brillante Momente fehlen kann. Bei Mislimovics Fitnesswerten ist diese Gefahr derzeit allerdings überschaubar.

Kompakt: Im Spiel beim FFC II und bis auf weiteres muss der SV Weil auf Mittelfeldspieler Canar Acar verzichten. Der Verdacht Kreuzbandriss hat sich nicht erhärtet, eine Untersuchung steht weiter aus. Acar wird aber ein paar Wochen ausfallen.
Aufrufe: 019.4.2018, 20:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor