2024-06-03T07:54:05.519Z

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Auch für ihn eine Premiere: Vor dem ersten Zweitliga-Spiel seiner Karriere hatte Lukas Watkowiak „ein Kribbeln im Bauch“. Bei den beiden Gegentreffern gegen Karlsruhe war er machtlos. 	Foto: René Vigneron
Auch für ihn eine Premiere: Vor dem ersten Zweitliga-Spiel seiner Karriere hatte Lukas Watkowiak „ein Kribbeln im Bauch“. Bei den beiden Gegentreffern gegen Karlsruhe war er machtlos. Foto: René Vigneron

Watkowiak und der Wildwuchs

Wie sich der 23-Jährige ins Tor des Zweitligisten SVWW gekämpft hat und warum sein Bart nicht nur ihm gefällt

Wiesbaden. Wenn er zwischen den Pfosten steht, ist schon einiges an Tor abgedeckt. 1,97 Meter auf 103 Kilogramm verteilt bringt Lukas Watkowiak mit. Der Hüne ist eine Erscheinung, bei dem sicherlich mancher gegnerischer Stürmer Angst bekommen kann, wenn er auf den Torwart des SV Wehen Wiesbaden zuläuft. Der Vollbart tut sein Übriges. „Der gefällt mir einfach. Und meiner Freundin auch“, meint Watkowiak über den wilden Wuchs im Gesicht. Wer weiß, vielleicht wird Watkowiak auch mal zum „Bart des Jahres“ gewählt, wie einst Handballnationaltorwart Andreas Wolff.

Arbeit mit Personal- und Mental-Trainer Esposito

Furcht braucht man vor dem 23-Jährigen im normalen Leben aber nicht zu haben, ist der SVWW-Keeper doch ein ganz umgänglicher Mensch. Und einer, der wie viele Fußballer einen Traum hatte. „Der ist nun in Erfüllung gegangen“, hat die neue Nummer eins im Tor des Aufsteigers gerade sein erstes Spiel in der Zweiten Liga absolviert. Das Ergebnis, das 1:2 gegen Karlsruhe ist bekannt, war nicht wie gewünscht, das Erlebnis wirkt aber noch nach: „Ich hatte schon ein Kribbeln im Bauch“, bereitete sich Watkowiak aber auch mit seinem Personal- und Mental-Trainer Nunzio Esposito gedanklich auf das Spiel vor.

Torhüter haben es ja auch nicht leicht. Ein folgenschwerer Fehler und schon können zehn Paraden vorher für die Katz sein. „Ich versuche, das alles auszublenden“, hat Watkowiak die vergangenen Jahre an sich und seine Stärken geglaubt – und hart gearbeitet. Das Los des Ersatztorwarts ist nicht einfach. Vor zwei Jahren wechselte Watkowiak von Mainz 05 auf die andere Rheinseite. Der gebürtige Sossenheimer, der zunächst beim FSV Frankfurt gespielt hatte, durchlief dann die berühmte Mainzer Torwartschule. Bei den Nullfünfern kam er aber auch nicht so zum Zug wie erhofft. Als er dann bei der Zweiten Mannschaft einen Stammplatz im Tor erobert hatte, stieg die Truppe aus der Dritten Liga ab.

Beim SVWW, zu dem es vorher schon über den damaligen Torwarttrainer Steffen Vogler immer wieder Kontakt gab, ging es dann in der Dritten Liga weiter. Aber eben meist auf der Bank hinter der „Krake“ Markus Kolke. In den zwei Drittliga-Spielzeiten reichte es nur für jeweils eine Partie pro Saison. „Ich habe seit der B-Jugend nur rund 50 Spiele gemacht“, hätte sich der talentierte Torwart mehr Spielpraxis erhofft. Die soll es nun in der Zweiten Liga geben. „Als Torwart musst du immer Gas geben, ob als Nummer eins, zwei oder drei. Und ich will jetzt im Tor bleiben“, hat Watkowiak den „fairen Zweikampf“ mit Neuzugang Jan-Christoph Bartels angenommen und (vorerst) gewonnen. Gegen Karlsruhe war er bei den beiden Toren machtlos. Einen Wackler gab es, als er einen Schuss prallen ließ. Ansonsten hatte er auch nicht viel zu halten. Angesprochen auf die Skeptiker, die unken, dass die SVWW-Torhüter zu jung seien und die nötige Erfahrung fehle, erwidert der 23-Jährige: „Mit meinem Freund Florian Müller spielt ja auch ein 21-Jähriger im Tor des Bundesligisten Mainz 05.“

Am Sonntag steht Watkowiak dann wieder beim SVWW im Kasten. In Aue steht das erste Auswärtsspiel an. „Die Hütte dürfte mit 16 000 voll werden“, stellt sich der Torwart nochmals auf eine andere Kulisse als in der Brita-Arena ein. Er weiß aber auch: „Auswärts liegt uns.“

Ein Heimspiel hatte Watkowiak im vergangenen Jahr in der Nähe von Frankfurt, dort traf er in einem Hotel einen anderen weitaus bekannteren Bärtigen. „Das war schon etwas Besonderes, solch einen Weltstar zu treffen“, berichtete Watkowiak von der Begegnung mit Rockmusiker Lenny Kravitz, der auf seiner Tournee Station in Frankfurt machte. Für Watkowiak steht nun die Bühne im Tor bei seiner Deutschland-Tournee mit dem SV Wehen Wiesbaden.

Aufrufe: 031.7.2019, 20:00 Uhr
Torsten MudersAutor