2024-05-02T16:12:49.858Z

Testspiel
Zeigen gegen robuste Portugiesen vollen Einsatz: die SVWW-Profis Marvin Ajani (links) und Moritz Kuhn.
Zeigen gegen robuste Portugiesen vollen Einsatz: die SVWW-Profis Marvin Ajani (links) und Moritz Kuhn. – Foto: Lukas Görlach

Überzeugend, aber nicht euphorisch

Nach 3:0 gegen Boavista Porto: SVWW scheint gerüstet für Zweitliga-Start am Sonntag +++ Startelf noch offen

Wiesbaden. Rüdiger Rehm grinste schelmisch. Ob der SV Wehen Wiesbaden nach der gelungenen Generalprobe gegen Boavista Porto (3:0) zuversichtlich am Sonntag in die Zweitliga-Saison starten kann, wurde der Trainer des Aufsteigers gefragt. „Wir waren auf jeden Fall schon mal besser als am letzten Mittwoch“, meinte der 40-Jährige. Da hatte sich der SVWW beim Hessenligisten VfB Ginsheim zu einem 5:2 gemüht. Gegen den portugiesischen Erstligisten Boavista überzeugte die Rehm-Truppe vor 1078 Zuschauern. Euphorie wollte der Coach aber nicht aufkommen lassen.

Als Außenseiter stärker: „Wir haben es ordentlich gemacht, hatten viel Bewegung im Spiel“, befand Rehm. Betonte jedoch: „Boavista ist körperlich noch nicht bei 100 Prozent.“ Der letztjährige Tabellenachte startet erst in drei Wochen in die Runde. Für den SVWW wird es in sechs Tagen mit dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC ernst. „Wir nehmen ein gutes Gefühl mit“, sagte SVWW-Kapitän Sebastian Mrowca. „Bisher lief die Vorbereitung nur bedingt zufriedenstellend. Jetzt hat man gesehen, was wir können, wenn wir die nötige Frische haben.“ Rehm schob hinterher: „Klar, wir hatten schwächere Spiele zuletzt. Wir haben aufgrund der Kürze der Zeit den Fokus auf das Training gelegt. Ich will nicht sagen, dass wir abgeschenkt haben, wir sind jedoch meist nur mit 70, 80 Prozent rein. Was auch daran lag, dass wir der Favorit waren. Heute waren wir der Underdog. Und das werden wir in der Zweiten Liga oft sein.“

Neuzugänge treffen: Gegen technisch starke Gäste gefiel der SVWW in der Offensive und Defensive. Immer wieder fanden lange Bälle die schnellen Flügelspieler. Der sehr agile Maximilian Dittgen scheiterte anfangs zwei Mal, dann bewies Innenverteidiger Sascha Mockenhaupt Torjägerqualitäten: Der 27-Jährige verwertete die feine Hereingabe von Dittgen eiskalt (44.). In der zweiten Halbzeit sorgten die Neuzugänge Michael Niemeyer (74.) und Phillip Tietz (84.) für klare Verhältnisse.

(Noch) zu langsam: Nicht zufrieden war Rehm mit der Rückwärtsbewegung zwischen der 20. und 40. Minute: „Da haben wir nicht richtig zugepackt. Deshalb entstand zu viel Raum im Mittelfeld.“ Die Folge: Die Portugiesen drangen zwei Mal gefährlich in den Strafraum ein, die Hessen klärten in höchster Not. Es zeigte sich: Der aus Dänemark geholte Routinier Benedikt Röcker strahlt gerade im Aufbauspiel viel Ruhe aus, mit flinken Offensivkräften könnte der 1,99-Meter-Mann aber Probleme bekommen. Ob Röcker und Mockenhaupt auch gegen den KSC das Innenverteidiger-Duo bilden?

Watkowiak mit besseren Karten: Generell sei noch nichts in Sachen Startelf entschieden, hob Rehm hervor. „Ich habe noch zwei, drei Optionen im Kopf.“ Auch das Rennen um die Nummer eins sei noch offen. Lukas Watkowiak durfte gegen Boavista beginnen, nach 60 Minuten übernahm Jan-Christoph Bartels. „Beide sind hochtalentiert, beide haben ihre Sache gut gemacht“, erklärte Rehm. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Lukas gegen Karlsruhe anfängt.“ Bartels konnte aufgrund kleinerer Beschwerden nicht die komplette Vorbereitung absolvieren, braucht noch etwas Zeit.

„Können gut hinlangen“: Als Doppelsechs dürfte Rehm auf Mrowca und Gökhan Gül setzen, beide agierten mit viel Auge. Marvin Ajani, neben Röcker und Niemeyer der dritte Neuzugang in der Startelf, legte auf der rechten Außenbahn feurig los, erlaubte sich aber auch Fehler im Passspiel. In der finalen halben Stunde wechselte Rehm kräftig durch – und freute sich: „Wir haben eine gute Breite, gerade die jungen Spieler brennen.“ Was ihm ebenfalls gefiel: Als es hin und wieder ruppig wurde, vor allem die Portugiesen austeilten, „haben wir uns gut gewehrt. Unsere Jungs können gut hinlangen“.

Mintzel zufrieden: Gefallen am Auftritt fand auch SVWW-Legende Alf Mintzel, der vor dem Anpfiff verabschiedet wurde: „Das war gegen einen starken Gegner eine gute Leistung.“ Und was heißt das für die Saison? „Schwer zu sagen. Wir haben viele talentierte Spieler. Ich hoffe, das Team kann alles abrufen.“ Mintzel, mittlerweile im SVWW-Marketing tätig ist, wollte partout keine Blumen, deshalb gab es einen Angler-Stuhl. „Viel Zeit dafür habe ich gerade keine. Wir arbeiten wie Wahnsinnige auf den Saisonstart hin.“ Eins soll auf jeden Fall noch kommen, verriet SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer: ein Abschiedsspiel. „Alf mag das nicht, aber so langsam kriegen wir ihn dazu.“

SVWW: Watkowiak (60. Bartels) – Kuhn (75. Guthörl), Röcker (75. Dams), Mockenhaupt (80.Medic), Niemeyer (80. Mißner) – Ajani (60. Shipnoski), Gül (60. Lorch), Mrowca (75. Chato), Dittgen ( 75. Franke) – Kyereh , Schäffler (60. Tietz).



Aufrufe: 022.7.2019, 19:30 Uhr
Tobias GoldbrunnerAutor