Ohne etatmäßigen Mittelstürmer
Der SVWW ging ohne etatmäßigen Mittelstürmer in die Partie. Zu dem verletzten Phillip Tietz und den angeschlagenen Manuel Schäffler gesellte sich auch noch Daniel-Kofi Kyereh, der verletzungsbedingt nicht auflaufen konnte. SVWW-Trainer Rüdiger Rehm brachte Nicklas Shipnoski in vorderster Front. Die Verlegenheitslösung sollte nicht funktionieren. Wie das gesamte Spiel der Gastgeber in den ersten 45 Minuten. Ohne erkennbaren Mumm und Willen, auch mal etwas zu riskieren, liefen die Hessen meist den Niedersachsen hinterher.
Hannover hatte Ball und Spiel meist unter Kontrolle, machte aber seinerseits zu wenig daraus. Marvin Ducksch näherte sich mit zwei Kopfbällen zunächst an einen Torerfolg an. In der 28. Minute stand er dann goldrichtig. Cedric Teuchert setzte sich auf der rechten Seite gegen Benedikt Röcker durch, der im Zweikampf ausrutsche, und passte genau auf seinen Mittelstürmer, der nur noch einschieben musste. Der Bundesliga-Absteiger hätte noch erhöhen können, doch wie die Gäste einen Konter in der 37. Minute, als die gesamte SVWW-Hälfte verwaist war, liegen ließ, war schon grotesk. Und der SVWW? Ein Schuss von Jeremias Lorch (18,) in die Arme von Ron-Robert Zieler - das war es. Während Rehm draußen tobte, schalteten seine Schützlinge einfach keinen Gang hoch.
Gute zehn Minuten nach der Pause
Der Aufsteiger-Trainer musste zur Pause reagieren. Und er tat es, brachte mit Schäffler für Röcker, der mehrmals nicht gut aussah, die erhoffte Wende im bisher so harmlosen Angriffsspiel. Der emotionale Leader brachte auch gleich Feuer ins Spiel. 63 Sekunden nach Wiederanpfiff holte er sich Gelb ab. Vier Minuten später passte er auf den durchstartenden Maximilian Dittgen. Doch dessen Schuss war zu hoch angesetzt. Wieder drei Minuten später verpasste erst Shipnoski und dann Moritz Kuhn aus kurzer Distanz. Auf einmal war der SVWW doch noch da an diesem Nachmittag. Doch nicht lange.
Denn Hannover antwortete cool. Ein blitzsauberer Angriff über Teuchert und Duksch verwertete Florent Muslija (56.) zum 0:2. Es war seine letzte Aktion, nahm ihn 96-Coach Mirko Slomka als „Dank“ gleich vom Feld. Dieses Schicksal drohte auch SVWW-Kapitän Sebastian Mrowca, der allerdings nach seiner frühen Gelben Karte aus der ersten Halbzeit am Rande der Gelb-Roten Karte wandelte. Derweil holte sich Rehm an der Seitenlinie die erste Gelbe Karte als Trainer wegen Meckerns ab, als er mit einer Entscheidung von Schiedsrichter Timo Gerach nicht einverstanden war.
Auf dem Feld wurde es erst wieder in der 73. Minute aufregend, als Dittgen mit einem Rechtsschuss an Zieler scheiterte. Es waren aber nur vereinzelte Versuche des Aufbäumens. Hannover spielte geschickt die Partie herunter und nutzte einen Handelfmeter (Sascha Mockenhaupt bekam den Ball bei einem Freistoß von Duksch an die Hand) zur endgültigen Vorentscheidung. Duksch (77.) traf aus elf Metern ohne Probleme.
Für den SVWW wird damit das nächste Auswärtsspiel beim ebenfalls noch sieglosen VfL Bochum (Samstag, 13 Uhr) zum Kellerduell und zu einer Partie, in der nun dringender denn je die ersten Punkte der Saison eingefahren werden müssen, will man nicht schon früh in der Saison auf die Rote Laterne abonniert sein.