2024-05-17T14:19:24.476Z

Vereinsnachrichten
Der Zweitligist SV Wehen Wiesbaden befindet sich aktuell im Trainingslager in Bad Gögging und bereitet sich auf die kommende Spielzeit vor.
Der Zweitligist SV Wehen Wiesbaden befindet sich aktuell im Trainingslager in Bad Gögging und bereitet sich auf die kommende Spielzeit vor. – Foto: Klein

Die »Wunschliste« abgehakt

Schon vor dem Trainingslager hat der SVWW den Kader zusammen

Bad Gögging. In Bad Gögging arbeiten die Zweitliga-Fußballer der SV Wehen Wiesbaden derzeit am taktischen und spielerischen Feinschliff für die kommende Saison. Ein Vorteil für Trainer Rüdiger Rehm: Er hat seinen Kader im Trainingslager bereits zusammen – auch wenn im Fußball Anpassungen in Form von einzelnen Zu- und Abgängen zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht ausgeschlossen werden. „Beides kann noch passieren“, sagt Sportdirektor Christian Hock.

Dass der Kader aber im Prinzip komplett ist, ist zu diesem frühen Zeitpunkt durchaus ungewöhnlich. Mehr noch: „Das gab es bei uns noch nie“, sagt Hock. Zumal der SVWW alle Spieler von seiner „Wunschliste“ verpflichten konnte, wie Geschäftsführer Nico Schäfer unterstreicht. Dahinter steckt viel Arbeit – und ein gutes Näschen. „Neben der fußballerischen Qualität versucht man in vielen Gesprächen herauszufinden, wie willig ein Spieler ist“, sagt Hock. „Wissen tut man es aber natürlich nie zu 100 Prozent.“

Den Anfang nimmt die Suche nach passenden Spielern heutzutage aber in der Regel vor dem Laptop. Mithilfe des Forums „Wyscout“ sucht das Team um Paul Fernie, Leiter Scouting und Analyse beim SVWW, nach interessanten Spielern im In- und Ausland. „Diesen Bereich haben wir in den vergangenen Jahren professionalisiert“, sagt Hock. Erst danach geht es in die Livebeobachtung. Im Zuge der direkten Spielvorbereitung während der Saison halten die SVWW-Scouts zudem nach interessanten Partien in der Region des Spiels des kommenden Gegners – der immer im Stadion vor Ort beobachtet wird – Ausschau und basteln sich so einen mehrtägigen Fußball-Terminkalender zusammen. Kristallisiert sich nach diesen Mühen dann ein interessanter Spieler heraus, werde der Spieler von einer zweiten Person beobachtet, sagt Schäfer.

Auf diese Weise baut sich über die Zeit eine Datenbank mit potenziellen Neuzugängen auf, die bewertet werden. „Bei uns macht das kein Einzelner, wir arbeiten im Team und haben für jede Position eine Idealvorstellung, was ein Spieler mitbringen muss“, sagt Schäfer und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „100 Prozent kann die natürlich nicht erfüllt werden, sonst würde der Spieler bei Barcelona spielen.“ Doch anhand dieser Kriterien entsteht letztlich eine „Wunschliste“ an Fußballern, die dann natürlich noch von einem Wechsel überzeugt werden müssen.

Kurzen Entscheidungswege sind ein Vorteil

Selbst wenn es mit einer Verpflichtung nicht klappt, verschwindet ein Spieler aber nicht vom SVWW-Radar. So habe der Verein beispielsweise schon im Zuge des Leihgeschäfts von Agyemang Diawusie vor zwei Jahren Interesse an Linksverteidiger Dominik Franke gehabt, sagt Hock. Beide spielten damals bei RB Leipzig. „In unseren Augen ist er einfach ein Toptalent.“ Das sich der SVWW nun zwei Jahre später auf Leihbasis sicherte.

In der Regel folgt bereits in der Zeit um die Winterpause der erste Kontakt zum Spieler oder Berater. „Dabei erläutern wir die Philosophie des Vereins“, erklärt Schäfer. „Auch ein Anruf vom Trainer ist immer wichtig. Mit dem verbringt ein Spieler schließlich mehr Zeit, als mit seiner Frau.“ Heißt auch: In dem Transfergeschäft darf man nicht zu spät kommen.

Ein Vorteil des SVWW: „In einem vergleichsweise kleinen Club wie bei uns, sind die Entscheidungswege kürzer“, sagt Schäfer. Auf diese Weise haben die Hessen in den vergangenen Jahren ihren Kader nach einem konkreten Plan zusammengebaut und bis ein Neuzugang letztlich fix ist, viel Arbeit investiert. Dem Zufall soll möglichst wenig überlassen werden.



Aufrufe: 05.7.2019, 17:00 Uhr
Stephan CreceliusAutor