2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Gino Lettieri: Bis Anfang 2010 bei der SpVgg Weiden, aktuell erfolgreich beim SV Wehen Wiesbaden in Liga drei. F: Meier
Gino Lettieri: Bis Anfang 2010 bei der SpVgg Weiden, aktuell erfolgreich beim SV Wehen Wiesbaden in Liga drei. F: Meier

»Bayreuth war meine schönste Station«

3. Liga-Trainer Gino Lettieri (SV Wehen Wiesbaden) über seine diversen Stationen in Bayern

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Gino Lettieri ist in der bayerischen Fußballszene ein bekannter Mann. Derzeit trainiert der Fußballehrer aber außerhalb von Bayern in der 3. Liga den SV Wehen Wiesbaden und das mehr als erfolgreich. Seit Februar 2010 ist der gebürtige Züricher in Wiesbaden tätig und hat die Mannschaft sensationell auf Platz vier geführt. Rang drei, der zur Relegation zur 2. Bundesliga berechtigt, ist nur einen Punkt entfernt. Es ist also noch alles möglich. FuPa sprach mit dem Erfolgscoach und befragte ihn auch über seine Stationen bei Bayerns Spitzenklubs.

FuPa: Hallo Gino, Platz vier ist ja ein tolles Zwischenergebnis. Könnt Ihr den Aufstieg in Liga zwei schaffen?
Gino Lettieri (44): Als ich nach Wiesbaden kam waren wir ja zu 99,9 Prozent abgestiegen. Trotzdem haben wir den Klassenerhalt noch geschafft. Wir wollen hier jetzt etwas aufbauen und in zwei oder drei Jahren weiter nach oben kommen. Daher haben wir, auch aus finanziellen Gründen, eine Mannschaft zusammengestellt, die eigentlich nicht um den Zweitliga-Aufstieg mitspielen kann. Unser Ziel war im Grunde ein Mittelfeldplatz. Aber wir haben bisher sensationell besser abgeschnitten, als geplant. Die Jungs geben Gas. Die Mannschaft hat sich enorm weiterentwickelt. Wenn wir am Ende die Relegation verpassen und nur Vierter werden, dann wären wir dennoch sehr, sehr zufrieden.

FuPa: Deine Frau Daniela stammt aus Hof, wo Du als Trainer in der Bayernliga damals noch beim FC Bayern Hof gewesen bist. Die Hofer sind aktuell Vorletzter in der Bayernliga. Schaust Du eigentlich noch auf Deine Ex-Vereine und kann Hof den Klassenerhalt noch schaffen?
Lettieri: Freilich schaue ich immer noch auf meine ehemaligen Klubs. Das ist für mich Pflicht. In erster Linie schaue ich jedes Wochenende auf die Bayernliga-Ergebnisse. Ich halte noch den Kontakt zu vielen Vereinen von früher. Natürlich hoffe ich, dass Hof in der Bayernliga bleibt. Sie haben einen kleinen Etat, mit dem sie viel erreichen wollen. Mit Norbert Schlegel haben sie einen guten Trainer. Ich wünsche es den Hofern, dass sie den Klassenerhalt schaffen.

FuPa: Eine weitere Station von Dir war der FC Augsburg, mit dem Du in die Regionalliga aufgestiegen bist. Schaffen die Augsburger in diesem Jahr den erstmaligen Sprung in Liga eins?
Lettieri: Wenn Sie so spielen wie am Montag gegen Aue, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Aufstieg packen, sehr groß. Sie haben sicher aus dem letzten Jahr gelernt auch unter Druck Leistung bringen zu können. Hertha BSC, Augsburg, Bochum und vielleicht noch eine vierte Mannschaft werden den Aufstieg unter sich ausmachen.

Trainer in Bayreuth: "Überragend waren die Fans."



FuPa: Eine weitere erfolgreiche Station war die SpVgg Bayreuth, mit der Du ebenfalls in die Regionalliga aufgestiegen bist. Wie war das damals in Bayreuth?
Lettieri: Das war eine meiner schönsten Stationen im Nachhinein betrachtet. Wir sind in die Regionalliga aufgestiegen, wurden bester Aufsteiger auf Platz acht und haben die Qualifikation für den DFB-Pokal geschafft. Überragend waren die Fans, die uns auswärts stark unterstützt haben. In den letzten Bayernliga-Spielen hatten wir bis zu 6.500 Zuschauer zu Hause. Die Mannschaft mit Alex Contala, Alberto Mendez und Martin Driller, um nur einige zu nennen, war super. Leider hat uns dann die Stadt und die Wirtschaft im Stich gelassen, daher haben wir keine Lizenz mehr bekommen. Der damalige Präsident Heinz Wicklein, zu dem ich noch Kontakt habe, hat sehr viel Geld in den Verein gesteckt und am Ende hat man ihn noch beschimpft. Mit dieser Mannschaft damals wäre sicher noch viel möglich gewesen.

FuPa: Im ersten Halbjahr 2007 warst Du in bei Wacker Burghausen. Ihr seid aus der zweiten Liga abgestiegen, Wird Burghausen, die ja in der 3. Liga ein Konkurrent des SV Wehen Wiesbaden sind, die Klasse halten können?
Lettieri: Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga wollte mich Burghausen weiter behalten. Ich habe dann aber abgesagt, weil ich nicht Co-Trainer in der 3. Liga sein wollte. Denn dort hatte ich ja schon als Cheftrainer gearbeitet. Den Klassenerhalt wird Burghausen bestimmt schaffen. Die Mannschaft ist okay, die wird ihre Punkte auf jeden Fall noch holen. Mit Björn Hertl, Christian Holzer und Ronald Schmidt haben sie ja auch verlässliche Leistungsträger.


"Schade, denn in Weiden wäre viel möglich gewesen."



FuPa: Zuletzt bist Du bei der SpVgg Weiden gewesen, die Ende des vorigen Jahres Insolvenz anmelden mussten. Du bist im vorigen Februar von Weiden weggegangen. Hat sich da schon das vorzeitige Ende abgezeichnet?
Lettieri: Ich denke schon, denn sonst hätten sie mich wohl nicht aus dem Vertrag gelassen. Es ist wirklich schade, denn in Weiden wäre auch viel möglich gewesen. Ohne den damaligen Präsidenten Michael Fritsch, der viel privates Geld in den Verein gesteckt hat, wäre in Weiden schon vor sechs Jahren Schluss gewesen. Aber in Weiden war es ähnlich wie in Bayreuth. Da hat dann einfach die Unterstützung von außen gefehlt. Daher hat es mich nicht gewundert, dass sich Michael Fritsch, der sich wahnsinnig engagiert hatte, im Mai 2010 zurückgezogen hat.


Infos zu Gino Lettieri:
Gino Lettieri ist am 23. Dezember 1966 in Zürich geboren. Als Spieler war Lettieri beim TSV 1860 München, TSV Ampfing, FC Wacker München, nochmals in Ampfing und bei FC Falke Markt Schwaben aktiv. 1994 stieg Lettieri beim TSV 1860 München als Co-Trainer ein, blieb dort bis 1997. Dann übernahm Lettieri für drei Jahre den Bayernligisten FC Bayern Hof. von 2000 bis 2002 war der Deutsch-Italiener beim FC Augsburg aktiv, schaffte 2002 in die Regionalliga Süd auf und musste gehen. Für 15 Monate wechselte der Fußballlehrer dann zum Oberligisten Bonner SC. Es folgte sein Engagement von September 2003 bis Sommer 2006 bei der SpVgg Bayreuth, mit der er ebenfalls in die Regionalliga aufgestiegen ist. Für vier Monate war Lettieri im Anschluss beim SV Darmstadt 98 tätig. Dann ging es im Januar 2007 bis Saisonende 2006/07 als Co-Trainer zum Zweitligisten SV Wacker Burghausen. Von Dezember 2007 bis Februar 2010 arbeitete Lettieri bei der SpVgg Weiden, mit der 2009 in die Regionalliga aufsteigen konnte. Seit Februar 2010 ist Lettieri nun beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden tätig.

Aufrufe: 02.3.2011, 10:00 Uhr
Dirk MeierAutor