Mannheim – Türkgücü rockt weiter die 3. Liga. Auch im dritten Saisonspiel blieb der Aufsteiger unbesiegt, musste sich in Mannheim jedoch mit einem spektakulären 4:4 (2:2) begnügen. Angreifer Sercan Sararer bestätigte dabei zwar erneut seine exzellente Form, die Defensive aber zeigte sich ungewohnt anfällig. Nachdem die Münchner in der Schlussphase noch eine 4:2-Führung verspielten, haderte Sararer damit, dass „wir zum Teil zu passiv“ agiert hätten. Er selbst jedoch, betonte der 30-Jährige, habe „die Corona-Pause gut genutzt“ und sei „so fit wie noch nie“.
Das unterstrich der ehemalige türkische Nationalspieler auch am Samstag. Nach Petar Sliskovics frühem Treffer zum 0:1, vorbereitet natürlich von Sararer, musste Schiedsrichter Robin Braun die Partie allerdings kurzzeitig unterbrechen. Türkgücü-Profi Yi-Young Park wurde laut eigener Aussage wegen seiner Herkunft beleidigt. Er habe „von einigen Zuschauern Rassismus erfahren“, klagte der Südkoreaner auf seinem Instagram-Profil. Der DFB kündigte an, den Vorfall zu untersuchen. „Nach Vorlage des Sonderberichts durch den Schiedsrichter und dessen Sichtung wird der Kontrollausschuss seine Untersuchungen aufnehmen“, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Kontrollausschusses, Fred Kreitlow.
Im Spiel wurden die 3450 Zuschauer auch danach bestens unterhalten. Nachdem Jan Just zum 1:1 getroffen hatte, brachte Sararer die Münchner erneut in Front, eher Dominik Martinovic vor der Pause per Strafstoß erneut den Ausgleich erzielte. Ruhiger wurde die Partie auch danach nicht, im Gegenteil. Sliskovic und Alexander Sorge stellten auf 2:4, doch der Waldhof kam durch einen Doppelschlag von Joseph Boyamba zum 4:4-Endstand.
„Wir sind neu in der Liga und lernen daraus“, versprach Sliskovic und dachte dabei womöglich an die Rolle, die der Gegner 2019/20 gespielt hatte. Der SV Waldhof hatte lange oben mitgespielt – ehe die Corona-Krise den starken Aufsteiger aus dem Tritt brachte. „Dieser Weg, aus der Regionalliga zu kommen und dann gleich solch eine Mega-Saison zu spielen, ist für uns schon auch ein Vorbild“, sagte Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny im Vorfeld. „Es ist ärgerlich, dass wir nach dreimaliger Führung nur einen Punkt mitnehmen“, sagte Sliskovic.
Bis jetzt ist Türkgücü eine Bereicherung für die 3. Liga. Der Unterhaltungswert ist hoch. Am kommenden Samstag empfängt der ambitionierte Neuling nun Zweitliga-Absteiger Wehen-Wiesbaden im Münchner Olympiastadion, das damit nach mehr als 15 Jahren erstmals wieder ein Fußballspiel erleben wird. Noch besteht eine berechtigte Hoffnung, dann doch zumindest einige Fans auf den Tribünen als Unterstützung begrüßen zu dürfen. (MATTHIAS HORNER
UND NICO-MARIUS SCHMITZ)