2024-04-25T14:35:39.956Z

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Markus Kompp sucht einen Corona-Beauftragten. 	Foto:
Markus Kompp sucht einen Corona-Beauftragten. Foto:

"Das ist betriebswirtschaftlicher Nonsens"

Dritte Liga: Waldhof-Geschäftsführer Kompp warnt vor Insolvenz / Wegen fehlendem Corona-Beauftragten kein Mannschaftstraining

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In der Dritten Liga wird weiter erbittert darüber gestritten, wie es in der Corona-Krise weitergehen soll. Die Saison ohne Zuschauer ab 26. Mai zu Ende spielen oder abbrechen? Der Ton ist rau, sehr rau. Alleine acht Vereine haben einen Saisonabbruch befürwortet, darunter auch der SV Waldhof Mannheim. Den Abbruch-Befürwortern warf der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Rainer Koch, unter der Woche gar ein „unwürdiges Schauspiel“ vor. Hat er damit womöglich Recht? Sollte ein Abbruch ohne Ab-, aber mit Aufsteigern gar erzwungen werden? Der SV Waldhof liegt derzeit auf Platz zwei der Tabelle, könnte bei solch einer Regelung also möglicherweise profitieren.

Der DFB schoss scharf zurück, soll den Verweigerern sogar mit Lizenzentzug gedroht haben. „Die Risiken wären enorm, die Auswirkungen in vollem Ausmaß kaum abzuschätzen, angefangen von erheblichen Regress- und Schadenersatzrisiken für die Liga und ihre Vereine. Die Dritte Liga wäre bei einem freiwilligen Saisonabbruch in ihrer kompletten Struktur als Profiliga gefährdet und in Frage gestellt“, sagt DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Mögliche Regressforderungen sollten dann von den Vereinen selbst getragen werden, ließ der DFB verlauten.

„Kann man nicht oder will man nicht?“ Nachdem Curtius noch mal nachgelegt und den Druck auf die Verweigerer erhöht hatte, preschte am Donnerstag ein weiterer Abbruch-Befürworter, der Tabellenletzte Carl-Zeiss Jena, mit einem offenen Brief an den DFB hervor und nannte das Verhalten des Verbands „unerträglich und nicht länger hinzunehmen“. Der Klub kontert: „Wir achten einzig die bestehende Gesetzeslage. Sollen wir diese brechen?“ Konkrete Vorschläge für die Zukunft der Dritten Liga nannte der Klub ebenfalls (erste Sportseite).

Sachsens Fußball-Präsident Hermann Winkler hat derweil den scharfen Ton kritisiert. „Der DFB hat die Aufgabe zu einen, nicht zu spalten“, sagt Winkler.

Der Geschäftsführer des SV Waldhof Mannheim, Markus Kompp, gilt auch als Verfechter eines Saisonabbruchs, äußert sich mittlerweile aber zurückhaltender. Der 37-Jährige bemüht sich, nicht weiter Öl ins Feuer zu gießen. Aus seiner Ablehnung macht er aber keinen Hehl: „Mir macht die aktuelle Entwicklung im Fußball und auch neben dem Fußball große Sorge.“

Erstes Argument für einen Abbruch sieht Kompp in den wirtschaftlichen Auswirkungen. „Im Grunde kann es sein, dass wir durch die Fortsetzung in die Insolvenz gejagt werden. Wir generieren so gut wie keine Einnahmen mehr, müssen durch ein strenges Hygienekonzept einen mittleren sechsstelligen Betrag investieren, um sodann aufgrund weiterer Kosten unseren Verein finanziell noch schlechter zu stellen. Das ist betriebswirtschaftlicher Nonsens“, sagt der Geschäftsführer. Auf die Frage, ob er persönlich sauer auf den DFB sei, antwortet er aber: „Nein. Ich habe immer für alle Seiten Verständnis.“

Derzeit arbeite der SVW daran, das strenge Hygienekonzept umzusetzen. „Das Problem ist die kurze Vorbereitungszeit. Binnen weniger Tage sollen wir ein Konzept umsetzen, welches im Grunde für Vereine der DFL mit über 250 Mitarbeitern geschrieben wurde. Wir wissen nicht, ob wir das organisatorisch, infrastrukturell und finanziell zu 100 Prozent erfüllt bekommen“, klagt Kompp.

Auch die Suche nach dem geforderten Corona-Beauftragten gestaltet sich schwierig, weswegen der DFB den Mannheimern das Mannschaftstraining am Donnerstag vorerst untersagte. „Das ist fürchterlich, der DFB agiert völlig planlos“, schimpfte Trainer Bernhard Trares. „Wir befinden uns mit sechs potenziellen Hygienebeauftragten im Gespräch. Das große Problem ist die Haftung und der hohe zeitliche Aufwand, da es inzwischen ein approbierter Arzt sein muss“, so Kompp. Denn: Ohne Hygienebeauftragten keine Tests – und kein Training.

Aufrufe: 014.5.2020, 15:33 Uhr
Maik RichterAutor