Julian Hermann: Lieber Stefan, durch den Wechsel von Christopher Birzele (ehemals Großdeinbach) nach Rudersberg hast du in der Bezirksliga automatisch die Führung übernommen – weißt du, in welcher Kategorie?
Stefan Muck: Zuerst konnte ich nicht ahnen, in welcher Kategorie. Aber da es um Statistiken geht, können es nur gelbe Karten sein, denn ein Riesenknipser bin ich ja nicht.
Sieben gelbe Karten in zehn Spielen – das klingt ja im ersten Moment nach einem kompromisslosen Treter…
Treter ist etwas überzogen. Harte Zweikampfführung hört sich etwas besser an. Treten ist in meinen Augen unsportlich und gehört nicht auf den Platz. Bei einem Zweikampf sollte es immer um den Ball bzw. auch mal um ein taktisches Foul gehen.
Dein Teamkollege Eric Schönherr hat zudem fünf, Jonathan Kluczka vier gelbe Karten gesammelt – seid ihr die härteste Mannschaft der Liga?
Wir in Lauchheim sind nicht die großen Ballzauberer. In erster Linie geht es um Ballbesitz und dazu gehören Zweikämpfe, wodurch auch mal ein Foulspiel passieren kann. Aber auch die Entscheidungen des Schiedsrichters werden aus der Emotion heraus teilweise diskutiert, was auch zu Karten führen kann. Insgesamt ist es egal, wer wie viele Karten hat, es geht um das Ergebnis und dafür muss jeder alles geben.
Stimmt es denn, dass man als Defensivspieler auch mal mit einem oder mehreren Fouls ein „Zeichen“ auf dem Platz setzen muss?
Ich denke, nicht nur Defensivspieler müssen mal ein „Zeichen setzen“. Allgemein sollten das alle Spieler, egal auf welcher Position. Vor allem, um junge Spieler, oder Spieler, die nicht bei der Sache sind, wach zu rütteln. Dies geschieht ja nicht nur im Kampf um den Ballbesitz, sondern auch verbal mit den eigenen Spielern.
Die FuPa-Daten sagen aber auch, dass du in den vergangenen Jahren sehr selten Rot oder Gelb/Rot gesehen hast – stellst du deine Spielweise um, wenn du verwarnt bist?
Man passt dann schon auf, wie man in seine Zweikämpfe geht, oder was man zum Schiedsrichter sagt und in welchem Ton. Man muss insgesamt einfach überlegter zur Sache gehen, um sein Team durch einen Platzverweis nicht zu schwächen.
In der Tabelle steht ihr auf Platz sieben, mit insgesamt 14 Gegentreffern habt ihr eine der besten Defensivreihen der Liga, aber auch nur 23 eigene Tore erzielt. Muss in eurem System zuerst mal die Null stehen und dann sieht man weiter?
Neuerdings spricht man ja vom Quotienten, da wären wir aktuell Dritter, wobei das nicht wichtig ist. Wir haben unsere Ziele und sind mit unseren Möglichkeiten voll im Soll. Natürlich versucht man immer, so wenige Gegentore wie nur möglich zu kassieren. Das ist der Grundstein für ein positives Ergebnis. In der Offensive hatten wir zuletzt viele Ausfälle, wobei die jungen Spieler, die wir reingeworfen haben, ihre Sache super gemacht haben.
Was sind deine Stärken als Spieler?
Meiner Meinung nach kann ich ein Spiel relativ gut lesen und koordinieren. Da helfen letztendlich auch mal das Alter und die Erfahrung.
Und was deine Schwächen?
Der Schnellste bin ich sicher nicht, war ich auch noch nie. Wobei man das mit gutem Stellungsspiel zumindest etwas kompensieren kann.
Seit 2016 spielst du beim SV Lauchheim, bist jetzt 32. Wird es deine letzte Station sein oder kommt da vielleicht noch eine ganz neue Herausforderung?
Eigentlich spiele ich seit 2010 in Lauchheim, mit 2 Jahren Abstinenz, in denen ich in Waldhausen gespielt habe.
Wenn man von der vergangenen Saison 20/21 spricht, war das ja eigentlich keine richtige Saison, auch die Spielzeit davor war ja nur zur Hälfte gespielt. Deshalb höre ich auch nicht auf und gehe mit Lauchheim weiter in die insgesamt zehnte Saison. Was danach kommt, weiß ich nicht, je nach Fitness und Gesundheit, familiären Bedingungen und Beruf. Dinge, die allesamt wichtiger sind als Fußball.
Wobei Fußball für mich ein Hobby ist, mit all seinen Herausforderungen und kein Nebenverdienst, indem es um Geld geht, dafür gehe ich arbeiten.
Bitte gib allen Fußballern doch mal einen Tipp, wie man sich dauerhaft so gut fit hält. Du scheust keine Zweikämpfe und warst trotzdem kaum verletzt in den letzten Jahren!
Ein gesunder Lebensstil, viel Gemüse, kein Alkohol, nicht Rauchen usw.
So ein Quatsch (lacht).
Klar sprechen viele über eine gesunde Ernährung und Lebensweise, aber man sollte Dinge machen, auf die man einfach Lust hat und sich dabei wohl fühlt. Das kann aber jeder für sich entscheiden, welchen Lebensstil er führt (hier will er den Hashtag #lebengenießen sehen).
Ein ausgewogenes Training finde ich wichtig, das zeichnet auch den Trainer und sein Team aus. Außerdem muss man auch mal Schmerzen aushalten können, da gehören blaue Flecken, ein blaues Auge und ausgeschlagene Zähne halt mal dazu.
Die Mimosen, die auf dem Platz rumeiern, wegen jedem kleinen Kontakt hinliegen, nerven und haben im Fußball nix zu suchen.
Wenn du in dieser Zeit einen Wunsch formulieren könntest, in Bezug auf den Fußball oder gerne auch darüber hinaus – welcher wäre das?
Für Kinder und Jugendliche würde ich mir wünschen, dass es schnellstmöglich weitergeht mit Sport, Schule, sozialen Kontakten. Diese leiden in meinen Augen am meisten unter den aktuellen Bedingungen.
Die Erwachsenen überstehen diese Zeit einfacher, wobei ich mir den Sport und alles andere auch herbeisehne, aber ich denke, das geht aktuell Jedem so.
Wo siehst du den SV Lauchheim in den kommenden Jahren?
Vom Umfeld her tut sich hier richtig viel. Eine neue Halle, ein neues Vereinsheim und ein neuer Sportplatz. Der SVL ist ein Verein, in dem man zusammenhält und auch gemeinsam anpackt. Hierbei muss man den Menschen für ihr ehrenamtliches Engagement einen großen Dank aussprechen.
Sportlich kommt es in meinen Augen in Lauchheim darauf an, wie die eigenen jungen Spieler sich entwickeln wollen und werden. Diese entscheiden schließlich, in welcher Liga Lauchheim in den nächsten Jahren spielt. Spielerkäufe oder Ähnliches gibt es hier nicht.
Bleibst du dem Sport erhalten, wenn du irgendwann deine aktive Karriere beendest?
Je nachdem, wie sich alles entwickelt, werde ich vielleicht irgendwann ein Team als Trainer coachen. Dafür habe ich meine Lizenzen gemacht, wobei ich mir auch andere Tätigkeiten rund um den Fußball vorstellen kann. Wer einmal Fußballer ist und war, diesen Sport mit Leidenschaft praktiziert hat, der ist fürs Leben lang Fußballer.
Wo gehst du als erstes essen, wenn man endlich wieder Gaststätten und Restaurants aufsuchen darf?
Mit den Jungs am Freitagabend im Vereinsheim.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass Lauchheim ein kameradschaftlicher, familiärer und sensationeller Verein ist. Was in den letzten Jahren hier gewachsen ist, macht mich und viele andere um den Verein stolz.
Ecken und Kanten gibt es in jedem Verein, Misserfolg und schlechte Zeiten auch, aber gerade hier zeigt sich, wer aus welchem Holz geschnitzt ist – ob man wegläuft, oder das Problem eben als Team gemeinsam anpackt.
Stefan Muck, geboren 1988 in Ellwangen, ist Industriemechaniker und arbeitet in der Entwicklung. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine Freizeit verbringt er mit der Familie und – sollten es die Bedingungen zulassen – auf und neben dem Platz mit seiner Mannschaft, dem SV Lauchheim. Fußball bedeutet für Stefan Muck Ausgleich, Spaß und Freundschaft.