2024-05-10T08:19:16.237Z

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Trainer Thomas Schäfer (links) mit sechs seiner sieben Bächles: Andreas („Bus“), Julian, Thomas, Dominik, Robin und Andreas („Backe“) | Foto: Lukas Karrer
Trainer Thomas Schäfer (links) mit sechs seiner sieben Bächles: Andreas („Bus“), Julian, Thomas, Dominik, Robin und Andreas („Backe“) | Foto: Lukas Karrer

Der SV Waldhaus und die Bächle-Gang - ein Verein, ein Name?

Beim B-Kreisligisten SV Waldhaus dreht sich fast alles um den Familiennamen Bächle +++ Auf Spurensuche in Remetschwiel

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Auf seinen Trikots hat der SV Waldhaus nur Nummern, aber keine Spielernamen. Denn das würde wohl ausufern - schließlich müsste der Club dann auf viele Trikots auch noch den Vornamen setzen. Beim B-Ligisten aus Weilheim-Remetschwiel gibt nämlich ein Nachname den Ton an: Bächle.
Es ist einer dieser warmen Spätsommertage. Die vielleicht letzten Sonnenstrahlen des Septembers verleihen ein wohliges Gefühl auf der Haut. Plötzlich hallt es über den Fußballplatz. „Lasst den Ball laufen.“ Thomas Schäfer gibt seinem Team vor dem Anpfiff noch eine letzte Anweisung mit auf den Weg. Während der Trainer gedanklich schon mitten im Kreisliga-B-Spiel gegen den FC Dachsberg versunken ist, gehen seine Jungs vom SV Waldhaus in die Kabine, um ihre Aufwärmtrikots abzustreifen.

Jenen Dress, auf dem der Club für Bächle-Reisen wirbt. Na klar, Bächle. Wie sollte es auch anders sein. Schließlich ist beim SV Waldhaus der Name Bächle allgegenwärtig. Für Schiedsrichter ist eine Partie mit dem SVW zuweilen eine Herausforderung. Spielerpass eins: Bächle. Abgehakt. Der nächste: Bächle. Schon wieder, aber das kommt ja nicht so selten vor, auch drei Akteure mit dem selben Nachnamen in einem Team sind noch keine Kuriosität. Sind allerdings in Waldhaus alle Spieler fit, sind es nicht weniger als sieben Bächles. Ein Verein, ein Name.

Ohne Spitznamen geht es nicht

Als Unparteiischer darf man sich glücklich schätzen, auf Rückennummern zurückgreifen zu können. Doch was passiert, wenn beim SVW ein Mitspieler „Bächle“ über den Platz ruft – drehen sich dann alle anderen um und schauen ihn fragend an? Nein, denn nur Thomas Bächle reagiert auf diesen Zuruf. Außer dem Abwehrrecken fühlt sich kein anderer Bächle angesprochen. „Wir haben sogar zwei Spieler im Kader, die exakt gleich heißen. Da sind Spitznamen von Nöten“, erklärt Schäfer und verweist auf sein Duo Andreas und Andreas Bächle.

Den einen rufen sie beim SV Waldhaus, dem Fußballverein aus Weilheim-Remetschwiel, nur „Bus“ – seine Familie hat ein Busunternehmen. Der andere Andreas hört auf den Spitznamen „Backe“. Und dann wären da noch die Namensvettern Dominik, Johannes, Julian und Robin. „Es gibt in Waldhaus zwar viele Bächles. Davon spielen aber auch überdurchschnittlich viele Fußball“, erklärt ein Zuschauer am Spielfeldrand. Anders als man vermuten könnte, sind nur die wenigsten der Bächles direkt miteinander verwandt.

Auf jeder Position ein Bächle?

Gegen Dachsberg mangelt es aber am Bächle-Flair. Nicht sieben, auch nicht – wie häufig der Fall – fünf Bächles stehen beim Anpfiff für Waldhaus auf dem Platz, sondern nur deren drei. Auch sitzt kein weiterer Bächle auf der Ersatzbank. Die anderen sind verletzt oder verhindert.

Am mangelnden Bächle-Faktor liegt es jedoch nicht, dass der SV Waldhaus gegen Dachsberg nicht so recht ins Spiel findet. Von Beginn an ist spürbar, dass es für die Mannschaft, die im Vorjahr als Tabellenvierter die Aufstiegsspiele zur A-Klasse knapp verpasst hat, in dieser Saison noch nicht ganz rund läuft. Obwohl der SVW zuletzt zwei Siege in Folge feierte, es fehlt den Grün-Weißen in fast jeder Situation noch an Selbstvertrauen. Die Anweisung Schäfers, den Ball laufen zu lassen, greift nicht. So ist die Gästeführung nach einer guten Viertelstunde keine Überraschung. Der Dachsberger Lorenz Ebi trifft per Strafstoß. Kurz vor der Pause tritt Ebi erneut zum Elfmeter an, scheitert diesmal jedoch am SV-Keeper. Der heißt nicht Bächle, sondern Martin Roka, und hält sein Team im Spiel.

Auf jeder Position ein Bächle? Nein, soweit ist es beim SV Waldhaus noch nicht. In Nordrhein-Westfalen hingegen liefen im April für die Spvg. Niederndorf II in der D-Kreisliga gegen den 1. FC Littfeld II alle Beteiligten mit dem selben Nachnamen auf: Uebach. Laut den Vereinsverantwortlichen sei das einzigartig im deutschen Fußball.

Mannschaft aus NRW

Da muss sich der SV Waldhaus also noch etwas strecken. Doch auch ohne vier seiner sieben Bächles gelingt dem SVW gegen Dachsberg nach der Pause die Wende. Das Gegenpressing der Gastgeber führt zu reichlich Ballgewinnen und im Vorwärtsgang kommt der SVW über gute Ansätze hinaus. Der schon in der ersten Hälfte auffälligste Spieler ist dann auch für die Trendwende verantwortlich: Dominik Gampp dreht per Doppelpack die Partie, Alexander Höfler sorgt mit dem 3:1 für die Entscheidung.

Zur Freude von Thomas Schäfer. Seit einem halben Jahr leitet der langjährige Jugendtrainer die Geschicke beim SVW, mit dem er mittelfristig in die Kreisliga A zurückkehren will. „Wir haben eine tolle Jugendarbeit, die nach und nach Früchte tragen wird“, erzählt Schäfer. Und: „Wir wollen wieder an die Zeit von vor 25 Jahren anknüpfen, als es hier noch Bezirksligafußball gab.“ Damals standen übrigens noch nicht so viele Bächles im Team.
Aufrufe: 028.9.2017, 19:30 Uhr
Lukas Karrer (BZ)Autor