2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Hielt, was zu halten war: Schwerins Schlussmann Florian Kirsch fischt Pierre Kruber den Ball vom Fuß.  ©MOZ/Udo Plate
Hielt, was zu halten war: Schwerins Schlussmann Florian Kirsch fischt Pierre Kruber den Ball vom Fuß. ©MOZ/Udo Plate

Und wenn Seelow der Snooker-Trick hilft

MIT VIDEOS: Der Ball will bei der Victoria einfach viel zu selten ins Tor in dieser Saison. Gegen Schwerin musste die Billardvariante her.

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Eigentlich ist ein Fußballtor mit der Länge von 7,32 Metern und einer Höhe von 2,44 Metern schon ein imposantes Gebilde: Dennoch erweckt der Oberligist Victoria Seelow dieser Tage immer mehr den Eindruck, dass Tore schießen etwas mit Kunstschüssen zu tun haben muss. So auch beim glücklichen 1:0-Heimsieg gegen Mecklenburg Schwerin.

Wenig überraschend gelingt dies in der 90-minütigen Realität auf dem Rasen nicht allzu oft. Ergo mussten beide sichtlich bemühten Mannschaften sich mit einem mageren Treffer am sechsten Spieltag begnügen. Und diesen erzielte Seelows Pawel Zielinski eben auf spektakuläre Weise. Jeder Otto-Normalverbraucher hätte sich bei solch einer blitzschnellen Billard-Einlage, mit der der Victorianer bereits in der achten Minute Schwerins starken Schlussmann Florian-Thomas Kirsch überwand, zumindest eine Leistenzerrung oder ähnliches zugezogen. Keine Frage, dieser Treffer hatte durchaus mehr als nur Unterhaltungswert.

Unerklärlicherweise war es das aber auch schon wieder mit dem Angriffsschwung der Platzherren. Vielmehr kamen die zunächst wackligen Gäste aus Schwerin immer stärker auf. Allerdings hatten es die Norddeutschen auch nicht so wirklich mit ihren Abschlüssen. Cygankov lupfte den Ball fast vom Elfmeterpunkt weit über das von Maurice Geisler bestens gehütete Seelower Gehäuse (14.). Schwerins Kapitän Kaminskis Schussversuch bedeutete auch nicht wirkliche Gefahr (21.) und der Freistoß von Witkowski verpuffte ebenso wirkungslos (32.). Während Pierre Kruber mit seinem Kopfball (36.) nach Flanke von Florian Matthäs und Pawel Noga mit Distanzschuss in Schwerins Keeper Florian Kirsch ihren Meister fanden (43.), hielt Geißler in der 45. Minute die Seelower Führung fest. Mit einer Glanztat verhinderte der angehende Polizeibeamte gegen Mario Schilling den drohenden Ausgleich. Nur wenige Sekunden später wäre Geisler dann auch machtlos gewesen, als Witkowskis Geschoss am Pfosten landete (45.).

Nach dem Wiederanpfiff des großzügig leitenden Berliner Unparteiischen Christian Stein legten die Platzherren erneut gut los, doch Nogas Direktabnahme zischte haarscharf am Schweriner Tor vorbei (52.). Einmal mehr hatte der lauf- und spielfreudige Matthäs die Vorarbeit geleistet. Die Begegnung verlief in der Folgezeit völlig ausgeglichen. Scheiterten Seelows Kruber (61.) und der eingewechselte Till Schubert ( 65.) am starken Schweriner Torsteher Kirsch, bewahrte auf der anderen Seite Nabiel Nasser die Heimelf vor dem Ausgleichstreffer. Witkowski hatte Torsteher Geisler bereits überwunden, als Nasser in höchster Not und mit letztem Einsatz den Ball von der Torlinie des verwaisten Victoria-Gehäuses kratzte (78.). Als Geisler mit einer Superparade auch den von Kaminski geschossenen Ball aus dem Winkel fischte (85.), begleitete Schwerins Kapitän diese Geisler-Abwehraktion nur noch mit einem ungläubigen Kopfschütteln.

Allerdings folgte die kurioseste Szene des gesamten Spiels erst in der 90 Minute. Sebastian Lawrenz klärte einen Schweriner Eckball per Kopf, der Ball landete beim kurz vor dem an der Mittellinie lauernden Tobias Fiebig. Schnelle Drehung und das Spielgerät aus 45 Meter Entfernung in Richtung Schweriner Kasten gehämmert, sprang der Ball vom Quergebälk ins Spielfeld zurück. "Wäre das Ding reingegangen, hätte Tobias seine Karriere auf der Stelle beenden können. Einen besseren Abschluss als solch ein Wahnsinnstor gibt es nicht", flachste Stadionsprecher Olaf Merker nach dem Schlusspfiff. So aber blieb es beim knappen, glücklichen 1:0-Heimsieg für die Seelower.

"Es muss nicht immer ein spielerisches Glanzlicht sein, sondern manchmal löst ein hart erkämpfter Arbeitssieg ebenso Glücksgefühle aus. Natürlich ist es ein Duselsieg, aber wen interessiert das in einigen Tagen noch. Dann ist das Resultat nur noch eine Randnotiz, aber die drei Punkte bleiben", freute sich Seelows Abwehrchef Sebastian Lawrenz.

"Die Niederlage ist angesichts unserer Torchancen richtig bitter. Es war mindestens ein Unentschieden drin gewesen. So aber sind wir nun auch noch Schlusslicht in der Tabelle", haderte Schwerins Torsteher Kirsch mit der Chancenverwertung seiner Vorleute.

Alle Daten und Fakten zum Match: >>>im Spielbericht

Aufrufe: 026.9.2017, 22:50 Uhr
MOZ.de / Udo PlateAutor