Bei frühlingshaften Temperaturen in Westfalen bekam der SV Straelen in der Anfangsphase überhaupt keinen Zugriff auf die Partie und schien sich durch die bedächtig wirkende Spielweise des Kontrahenten förmlich einlullen zu lassen. Nach 15 Minuten und einem präzisen Pass in den Strafraum der Gäste unterschätzte SVS-Verteidiger Vedran Beric seine eigene Schnelligkeit, lief dem Lippstädter Torjäger Gerrit Kaiser von hinten in die Hacken und brachte ihn zu Fall. Jannik Steringer ließ sich die Chance zur Führung vom Elfmeterpunkt mit seinem zweiten Saisontreffer nicht entgehen.
Die Mannschaft von Benedict Weeks schüttelte sich kurz und kam von nun an wesentlich besser ins Spiel. Der Ausgleichstreffer nach einer halben Stunde, den der Japaner Kaito Mizuta nach einem perfekten Anspiel von Yassine Bouchama erzielt hatte, war die fast schon logische Folge. In einer an klaren Torchancen armen ersten Hälfte schickte Schiedsrichter Jonas Windeln aus Heinsberg die Akteure pünktlich in die Pause.
Im zweiten Durchgang wurde die Begegnung kaum besser. Bei den Grün-Gelben wurde nach zwei englischen Wochen der enorme Kräfteverschleiß immer offensichtlicher, auch wenn das Weeks-Team unter professionellen Bedingungen trainiert. Doch der Coach ließ die letzten Partien in nahezu unveränderter Aufstellung spielen. Eine Rotation im größeren Stile hätte aufgrund der Personal- und Tabellensituation auch kaum einen Sinn gemacht.
In Folge dessen lief bei den Lippstädtern der Ball flüssiger durch die eigenen Reihen, die Gäste kamen nicht mehr richtig in die Zweikämpfe und die Anzahl der Fouls nahm zu. So überraschte es nicht, dass der Unparteiische sechs Straelener Spielern die Gelbe Karte zeigen musste. Nach einer Stunde hätte der Gastgeber in Führung geben müssen, doch Jan Lukas Liehr schoss den Ball völlig freistehend über das Tor.
Die Straelener Defensiv-Abteilung um die Innenverteidiger Adli Lachheb und Ferry de Regt leistete Schwerstarbeit, ohne dabei die Souveränität zu verlieren. Sechs Minuten vor dem Ende sprangen die Lippstädter Ersatzspieler nach einem Distanzschuss von Kevin Hoffmeier schon von der Bank hoch, doch SVS-Keeper Robin Udegbe zeigte einmal mehr seine Klasse und lenkte den Ball um den Pfosten. Es war die letzte nennenswerte Aktion.
„Der SV Lippstadt musste in der letzten Zeit keine Mittwochspiele mehr austragen. Nach dem Mammutprogramm der vergangenen beiden Wochen war bei jedem meiner Spieler der Akku völlig leer, teilweise schon nach der ersten Halbzeit“, sagte der Straelener Coach Benedict Weeks. „Nach der Begegnung habe ich meinen Leuten ein dickes Kompliment für diese Energieleistung ausgesprochen.“ Felix Bechtold, Trainer des SV Lippstadt, trauerte den beiden großen Chancen seiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit nach. „Da müssen wir ein Tor machen. Und weil wir das nicht gemacht haben, müssen wir mit dem Remis zufrieden sein.“
Der SV Straelen hat nun zwei Wochen Zeit, sich etwas von seinen bislang 19 harten Duellen in der Regionalliga zu erholen. Vermutlich wird das Team am Samstag, 2. Januar, schon wieder ins Training einsteigen. Denn nur eine Woche später steht bereits im Stadion an der Römerstraße das Nachholspiel gegen Alemannia Aachen an.