Die Entscheidung für einen Wechsel von Kalsruhe in den Ruhrpott hatte er sich nicht einfach gemacht. Er war noch sehr jung und stand ein Jahr vor dem Abitur. Seine Eltern haben ihm die Entscheidung überlassen. „Ich wollte mich weiterentwickeln. Und bei Schalke trainierte damals der wohl beste Jugendcoach in Deutschland, Norbert Elgert. Da wollte ich mir einen weiteren Feinschliff abholen“, sagt der 21-Jährige.
Er unterschrieb bei den Knappen einen Profivertrag, wurde mit der A-Jugend Westdeutscher Meister und verlor das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft mit 1:2 gegen Hertha BSC Berlin. In dieser Zeit trainierte er in unregelmäßigen Abständen auch bei den Profis mit und fuhr unter der Regie von Schalke-Trainer Domenico Tedesco zweimal mit ins Trainingslager nach China und Spanien. Den Sprung in den Profi-Kader schaffte er allerdings nicht. „Schalke wurde in der Saison 2017/18 Zweiter in der Bundesliga und spielte in der Champions-League. Der Kader war unwahrscheinlich stark besetzt, da war kein Platz für den Nachwuchs“, sagt Kübler.
Für die U 23 bestritt er in der Oberliga zehn Partien und wechselte in der Winterpause als 19-Jähriger in die Dritte Liga zum FC Carl Zeiss Jena, wo sein ehemaliger Jugendtrainer Lukas Kwasiok das Kommando führte. Jena befand sich im Abstiegsstrudel und schaffte das Kunststück, sechs der letzten sieben Begegnungen zu gewinnen und den Klassenerhalt zu feiern. Die Thüringer Medien lobten Jannis Kübler als einen der Garanten für den überraschenden Ligaverbleib.
Das darauffolgende Jahr in Jena lief dann aber ganz und gar nicht nach Küblers Geschmack. Am sechsten Spieltag beim 0:3 in Meppen zog er sich eine schwere Schulterverletzung zu, fiel lange aus und am Ende der Spielzeit stand die Mannschaft als Absteiger fest. „Ich hatte aber einen Liga-abhängigen Vertrag und konnte ablösefrei gehen“, so Kübler, der als 20-Jähriger auf stolze 39 Partien in der Dritten Liga zurückblicken konnte.
Anfragen von anderen Drittligisten lagen vor, doch diese schlug er aus, weil er, wie er sagt, diese Offerten perspektivisch nicht als optimal empfunden hatte. „Durch Corona war alles sehr verzwickt. Die Vereine haben ihre Kader verkleinert und viele Sponsoren waren abgesprungen, so dass sich die Klubs zum Teil in einer finanziellen Schieflage befanden“, sagt der 21-Jährige. Das Ende vom Lied war, dass Jannis Kübler plötzlich vereinslos war.
Zurück zum KSC zu gehen, wäre für ihn eine denkbare Option gewesen, doch der Verein hatte einen 30 Mann starken Kader zusammengesellt und wollte wegen der Ansteckungsgefahr keine neuen Spieler aufnehmen.
Beim SV Waldhof Mannheim konnte Kübler sich fit halten. Über Verbindungen zu Schalke 04 kam schließlich der Wechsel zum SV Straelen zustande. „Ich habe ein einwöchiges Probetraining absolviert, wurde von der Mannschaft sehr freundlich aufgenommen und habe mit Hermann Tecklenburg positive Gespräche geführt. So fiel mir die Entscheidung nicht schwer, zumal ich auch endlich wieder Fußball spielen wollte“, sagt Kübler.
In seiner fußballfreien Zeit studiert Jannis Kübler an der Fernuniversität Immobilien-Management. Momentan ist er bei Christian Koppers, seinem Mannschaftsbetreuer, untergekommen, doch ab Januar bezieht er gemeinsam mit seiner Freundin eine Wohnung in Duisburg.
Am Samstag tritt der SV Straelen zum letzten Spiel in diesem Jahr beim SV Lippstadt an. „Ich kenne die Liga noch nicht gut genug“, sagt Kübler, „aber nach den Trainingseindrücken bin ich zu der Feststellung gekommen, dass es innerhalb des Teams gut läuft und dass in der Mannschaft das spielerische Potenzial vorhanden ist, um in der Regionalliga zu bleiben.“