2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: André Nückel

Ein ganzes Leben für die Fußball-Jugend

62 Jahre lang war Herbert Lampey unermüdlich für den Nachwuchs des SV Straelen im Einsatz. Erst mit 90 ist Schluss.

Da sitzt „Mister Jugendfußball“ ganz gemütlich bei einer Tasse Kaffee und Keksen auf der Terrasse seines Einfamilienhauses. Und lässt sich die Frage, weshalb er praktisch sein ganzes Erwachsenenleben dem kickenden Nachwuchs gewidmet hat, durch den Kopf gehen. „Es hat mir immer Spaß gemacht. Und ich wollte Verantwortung übernehmen. Daraus ist eine Lebensaufgabe geworden“, lautet schließlich die Antwort von Herbert Lampey. 62 (!) Jahre lang hat sich das Urgestein als Jugendobmann unermüdlich um die Kinder und Jugendlichen in Reihen des SV Straelen gekümmert. Erst jetzt gönnt sich der rüstige Senior den Ruhestand, den er sich mit mittlerweile 90 Jahren mehr als verdient hat.

Lampey erinnert sich: Der Krieg war gerade ein Jahr zu Ende, als er sich als Teenager seinem Herzensverein SV Straelen anschloss. Zuvor hatte er häufig mittrainiert, aber nie in einer Mannschaft gespielt. Ohnehin lagen seine Qualitäten eher außerhalb des Platzes. Das wusste auch Willi Lampey, der seinen kleinen Bruder in den 50er Jahren aufforderte, eine Aufgabe im Verein zu übernehmen. Gesagt, getan: Herbert Lampey startete 1957 seine unvergleichliche Laufbahn beim SV Straelen als Kindertrainer. Ein Jahr später wurde er als Obmann der Fußball-Jugend in den Vorstand gewählt – und avancierte mit der Zeit zur lebenden Legende von der Römerstraße.

Sein Ideen-Reichtum und seine bisweilen ungewöhnlichen Methoden lieferten Stoff für Anekdoten. So ersteigerte Herbert Lampey in den Anfängen ausrangierte Zoll-Fahrzeuge, um seine jungen Schützlinge zu den Auswärtsspielen fahren zu können. „Für das erste dieser Autos habe ich damals 400 Mark bezahlt. Dann habe ich die Zwerge schnell nach Holt gebracht, bin zurück nach Straelen gefahren und habe die nächste Mannschaft nach Nieukerk kutschiert“, erzählt er.

Im Laufe der Jahrzehnte ist Herbert Lampey für sein Engagement mit vielen Auszeichnungen bedacht worden – darunter sogar das Bundesverdienstkreuz. Zu seinen langjährigen Weggefährten und Freunden beim SV Straelen gehören Norbert Peters (71), Karl-Heinz Schwesig (72) und Peter Lüfkens (72). Die drei „Jungspunde“ können über den „Veteranen“, den sie ihr Leben lang erlebt und begleitet haben, einiges erzählen.

Sie beschreiben ihn als ruhigen, zurückhaltenden Menschen, der sich nie in den Vordergrund gedrängt hat. Völlig selbstlos und mit individuellen Methoden habe er wichtige Vereinsarbeit geleistet. Lediglich, wenn es darum ging, die Interessen der Kinder zu vertreten, konnte Lampey ein echter Sturkopf sein, der seinen Vorstandskollegen auch schon mal auf die Nerven ging. Peter Lüfkens erinnert sich: „Wenn wir auswärts gespielt haben und Herbert gepfiffen hat, waren wir schwer zu besiegen.“ Aber Lampey kontert: „Ich habe nie betrogen, aber naja, manchmal fiel es mir schon schwer, immer neutral zu bleiben. Aber die anderen waren auch nicht besser.“

Beruflich war der waschechte „Stroelse“ bei der Post zunächst als Briefträger beschäftigt. Später stellte Lampey Pakete zu, nachdem bei ihm eine Hausstaub-Allergie festgestellt worden war. „Die bei der Post hatten um 14 Uhr Feierabend, da hatte Herbert viel Zeit, um auf dem Platz zu stehen“, wirft Schwesig kurz ein.

Und auf dem Platz stand er tatsächlich fast jeden Tag und sehr lange. „Zu Hause war ich nur zum Essen und Schlafen“, meint Lampey, „aber meine Frau und meine beiden Kinder waren ja auch immer auf dem Platz.“ Ehefrau Hilde verkaufte im Kiosk Süßigkeiten und Getränke, die beiden Söhne wurden vom Vater trainiert. Echte Tiefpunkte hat er in seiner Zeit als Jugendvorstand nicht erlebt. Privat wurde Herbert Lampey jedoch von zwei heftigen Schicksalsschlägen getroffen. 1986, im Alter von nur 56 Jahren, starb seine Ehefrau. Die Kinder waren noch nicht erwachsen, aber Lampey meisterte die schwierige Situation. Seine Jugendarbeit, die für ihn immer eine Herzensangelegenheit darstellte, blieb von dem persönlichen Leid unberührt.

Vor zwei Jahren stürzte er auf seinem Grundstück in einen zwei Meter tiefen Schacht und brach sich acht Rippen. „Ich bin froh, dass ich noch lebe. Aber von dem Sturz habe ich mich bis heute nicht richtig erholt“, sagt er. Der Sturz sei auch der Grund gewesen, weshalb er jetzt die Verantwortung für die Straelener Fußballjugend schweren Herzens an Uwe Bons, Dennis Lüfkens und Dirk Basten abgegeben hat. Lampey: „Ich muss mich noch daran gewöhnen, nicht mehr Jugendobmann des SV Straelen zu sein. Das ist gar nicht so einfach.“

Aufrufe: 04.8.2020, 20:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor