2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Aus dem Big Apple an die Römerstraße 

Straelens Konstantin Möllering hat schon eine ganze Mange erlebt.

Fußball: Konstantin Möllering hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Der Spieler des Regionalligisten SV Straelen war schon für New York Cosmos und den Toronto FC aktiv. Verletzungen haben ihn aber immer wieder zurückgeworfen.
Prominente Trainer wie David Wagner oder Roger Schmidt erkannten früh das besondere Talent von Konstantin Möllering und trauten ihm eine Karriere in den obersten Fußballligen zu. Ständiges Verletzungspech zu den ungünstigen Zeitpunkten und unglückliche Umstände verhinderten aber den Aufstieg ins Oberhaus des deutschen Fußballs. Mittlerweile spielt er in der Regionalliga für den SV Straelen.

Geboren in Herne, wuchs er mit einem fünfjährigen Zwischenstopp in Berlin in Buldern, einer Ortschaft bei Dülmen, auf. Während eines Hallenturniers wurde Möllering durch Talentsichter von Preußen Münster beobachtet und verpflichtet. Mit 17 Jahren unterschrieb er auf Anraten des damaligen Preußen-Trainers Roger Schmidt seinen ersten Profivertrag. Nach drei Jahren schaffte Möllering mit der Mannschaft den Aufstieg in die Dritte Liga, doch diesen Weg ging er nicht mit. Lars Ricken wollte ihn für die U 23 in Dortmund haben. „Das war einfach unbeschreiblich gut da“, sagte Möllering heute. „Ich habe regelmäßig bei den Profis mit Jürgen Klopp als Trainer mittrainieren dürfen.“

Alles lief zunächst wie geschmiert, doch drei Muskelbündelrisse in einer Saison warfen in weit zurück. Auch der BVB II stieg als Meister in die Dritte Liga auf, doch U-23-Trainer David Wagner riet ihm nach den Verletzungspausen, zunächst Spielpraxis bei einem anderen Verein zu sammeln.

Möllering wurde zum VfL Bochum vermittelt, konnte dort überzeugen und sollte in der Saison 2012/13 bei den Profis in der Zweiten Liga spielen. „Zwei Tage vor der Vertragsunterzeichnung, es war an einem Samstag, hat der VfL die Trainer entlassen und Peter Neururer verpflichtet. Neururer wollte mich nicht haben. Ich war ihm als Spielmacher zu jung. Da hatte es sich mit dem Profivertrag erledigt“, so Möllering.

Zum BVB ging es nicht mehr zurück, denn er war kein U-23- Spieler mehr und wurde in die Regionalliga West zu den Sportfreunden Siegen transferiert. Und wie könnte es anders sein: Er zog sich einen Adduktorenabriss zu, der ihm eine achtmonatige Spielpause aufzwang. Zum Glück war dies Saison-übergreifend, so dass Möllering trotzdem 44 Mal für die Sportfreunde Siegen auflaufen konnte.

Sein Ruf als verletzungsanfälliger Spieler hatte sich herumgesprochen und weniger interessant für andere Vereine gemacht, doch dieser Umstand sollte ihm die vielleicht aufregendste Zeit in seinem Leben bescheren. Sein damaliger Siegener Trainer, Michael Boris, nutze seine Kontakte nach Nordamerika und so landete Möllering in der Mayor League Soccer beim Toronto FC. In der kanadischen Metropole spielte er neben anderen mit Michael Bradley (früher Borussia Mönchengladbach) und dem ehemaligen italienischen Nationalspieler Sebastian Giovinco zusammen. „Toronto war das Paradies. Sechs Köche und sechs Ärzte waren normal. Alles war nur vom Feinsten.“ Nach einem Jahr ging es weiter in die USA zu New York Cosmos. „Ich wollte alles, was mir der Fußball bieten konnte, mitnehmen. Das Leben im Big Apple, die Eindrücke, die Erfahrungen kann mir keiner mehr nehmen“, sagt Möllering.

Das Heimweh war stärker als die Anziehungskraft der Weltstädte. Zu einem lukrativen Angebot des SV Rödinghausen im Winter 2017/17 konnte er nicht Nein sagen. Dort sollte es noch einmal spannend werden für den Mann mit der Pferdelunge, der den Traum vom großen Sprung zu den Profis noch nicht aufgegeben hatte. „Im Sommer 2017 habe ich zusammen mit Marius Bülter im Mittelfeld gespielt. Ich hatte in den ersten vier Spielen sechs Tore und zwei Vorlagen auf dem Konto, Marius vier Tore und eine Vorlage. Es lief richtig gut“, sagt Möllering. Doch erneut gab es einen Rückschlag. Möllering laborierte ein halbes Jahr lang an einer Schambeinentzündung. Kollege Marius Bülter schaffte hingegen den Sprung zu Union Berlin.

Nach einem einjährigen Abstecher beim Berliner AK meldete sich New York Cosmos wieder bei ihm, er sollte zurückkommen und die Playoffs mitspielen. Und es sollte noch turbulenter weitergehen, denn nach den Playoffs flatterte eine Anfrage aus Irland ins Haus. Erstligist Shamrock Rovers aus Dublin hatte großes Interesse an Möllering. Nach reiflichen Überlegungen und langen Gesprächen mit Freundin Manuela nahm er das Angebot aber nicht an. Sein Schwiegervater in spe hatte für ihn den Kontakt zum SV Straelen hergestellt. Im vergangenen Februar bestritt er sein erstes Spiel im SVS-Trikot.

Der 30-Jährige lebt mit seiner Freundin in Düsseldorf, ernährt sich seit fünf Jahren vegan und meint, im Körper eines 25-Jährigen zu stecken und noch sicher fünf Jahre hochklassig Fußball spielen zu können. Mit der Erfahrung aus zehn Jahre in der Regionalliga ist er sich sicher, dass der SV Straelen am Ende der Saison den Klassenerhalt sicher hat. Die Reise von Konstantin Möllering ist noch lange nicht zu Ende.

Aufrufe: 07.11.2020, 10:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor