2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der Trainerstab beim SV Stegermatt (v.l.n.r.): Sascha Blöcher, Doan Aliov und Florian Blöcher. | Foto: SVS
Der Trainerstab beim SV Stegermatt (v.l.n.r.): Sascha Blöcher, Doan Aliov und Florian Blöcher. | Foto: SVS

Nicht nur ein Klub, sondern ein Zuhause

Neustart beim B-Ligisten SV Stegermatt - Verein sucht nach Verstärkung auf und neben dem Platz

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Prügelknabe und abgemeldet – im Winter verschwand der SV Stegermatt aus dem Spielbetrieb. Doch nun kehren die Offenburger wieder zurück. Eine Herzensangelegenheit. Denn für viele ist es nicht nur ein Klub, sondern auch ein Zuhause.
"Mein Körper und Verstand haben oft daran gedacht, aufzuhören", gesteht Doan Aliov. "Mein Herz aber nicht." Zwei Jahre lang war sein Klub, der SV Stegermatt, sieglos gewesen. Ein Prügelknabe in der B-Klasse. Aufgeben wollte Aliov aber nicht: "Es ist schwer, etwas loszulassen, das einem am Herzen liegt." Anfang 2014 musste er dann doch loslassen. Der Klub zog seine beiden Teams aus dem Spielbetrieb zurück. Der Kader zu klein, das finanzielle Risiko zu groß. Zum Wohle des Vereins musste diese Entscheidung getroffen werden, auch wenn sie "schmerzhaft und traurig" war, so Aliov.

Ein halbes Jahr liegt all das zurück. Und es hat sich einiges getan. Im Frühjahr wurde bekannt, dass der SV Stegermatt in die Liga zurückkehren wird. Mit an Bord: Florian und Sascha Blöcher. Das Brüderpaar kam vom ETSV Offenburg. Ebenfalls B-Staffel IV. Doch Pardon, warum tun sie sich das an?

Bewunderung und Respekt für den Prügelknaben

Bei Florian Blöcher nahm alles schon in der Winterpause seinen Lauf. Trainer Norbert Wörner verließ den ETSV - für Blöcher nicht nur auf, sondern auch noch immer neben dem Platz eine wichtige Person. So suchte Blöcher eine neue Herausforderung, trainierte bereits beim SV Stegermatt mit. Doch auf Bitten der Teamkollegen blieb er bis Saisonende beim ETSV, zumal er auch noch die B-Jugend trainierte. Der Entschluss zu wechseln wurde dann aber bestärkt. "Als uns ein Bekannter erzählte, dass der SV Stegermatt wahrscheinlich sein Gelände verliert, waren wir geschockt und wollten helfen", so Sascha Blöcher. Nachdem viele Freunde der Brüder zusagten, sie zu unterstützen, war klar: Die Idee wird umgesetzt. Auch mit Florian Blöcher. Im Winter wollte er nach langer Verletzungspause erst einmal nur wieder fit werden. Ein Wechsel? Zukunftsmusik. "Als mich mein Bruder aber später nochmal darauf ansprach und mir von seiner Idee berichtete, war ich sofort begeistert."

Begeisterung, bei einem Klub zu helfen, der vielleicht nicht den besten Ruf hatte. Doch diese Einschätzung konnten die Blöchers nicht teilen. "Wenn ich mit dem ETSV in Stegermatt gespielt habe, habe ich mich immer wohl gefühlt und nie Ärger gehabt, so wie es leider viele behaupten", blickt Sascha zurück. Vielmehr hat sich bei den Brüdern der Respekt vor der Mannschaft eingeprägt. "Sie haben auch nach herben Niederlagen nie aufgegeben und immer weitergemacht", sagt Sascha. Ähnlich äußert sich Florian: "Der Zusammenhalt beim SV Stegermatt war immer da. Ich habe immer bewundert, wie sich diese Mannschaft immer wieder aufgerappelt hat." Positive Reaktionen, die auch Aliov erfahren hat. Zumal er als Spielertrainer Wert auf anständiges Benehmen gelegt hat. "Wenn wir im Moment schon sportlich nicht glänzen können, dann dafür aber mit gutem Verhalten." Doch gelegentlich eilt ihnen der alte Ruf voraus. "Leider gibt es noch Menschen, die uns danach bereits vor dem Spiel beurteilen", sagt Aliov. Doch der SV Stegermatt will gegen seinen schlechten Ruf ankämpfen.

Schwierige Kaderplanung

Nun gemeinsam mit den Gebrüdern Blöcher. Und mit vielen neuen Spielern. Ganz einfach war es allerdings nicht, den Kader zu formen. "Es war wirklich schwer, Spieler zu überzeugen", berichtet Florian Blöcher. Die Idee fanden viele noch super - bis der Name SV Stegermatt fiel. Viele haben dann abgewunken. "Bloß nicht dort hin", hieß es. "Der Ruf, der aber gar nicht zutrifft, hat uns sehr große Steine in den Weg gelegt", findet Florian Blöcher. Dennoch gab es sie, die notwendigen Zusagen. Menschen, die an die Blöchers und das Projekt glauben. Auch Spieler aus Malaysia sind mit an Bord. "Wir haben sie auf unserem Sportplatz kennengelernt, sie hatten gleich Interesse, bei uns mitzumachen."

Bei Doan Aliov hielt sich die Begeisterung hingegen zunächst in Grenzen. "Wenn ich ehrlich bin, wollte ich nur gelegentlich mittrainieren und in Bewegung bleiben." Aber dann hat es ihn doch wieder gepackt. "Ich habe die Jungs schnell in mein Herz geschlossen, habe den Ehrgeiz in ihren Augen gesehen. Plötzlich war ich aus heiterem Himmel Teil der Mannschaft, bin jetzt Spielführer und im Trainerstab." Bei seinem SV Stegermatt. "Es steckt viel Tradition, viele Erinnerungen und einfach schöne Zeiten in diesem Verein", sagt Aliov. "Viele kennen sich von klein auf und sind schon viele Jahre befreundet, weil die meisten aus demselben Viertel kommen." So ist der Fußballplatz mehr als nur ein Stück Rasen. Gerade auch für Aliov: "Meine Familie ist sehr gerne hier, meine Kinder spielen auf den Plätzen." Er hängt an diesem Verein. Mit seinem Herz. "Wir würden hier nicht nur den Fußball verlieren, sondern unser Zuhause, wo wir uns immer wieder treffen." Rund um den SV Stegermatt soll sich etwas bewegen, auch eine Ü30-Mannschaft ist geplant, wie Aliov verrät. Auf Initiative von Alex Herhaus, "einem Urgestein des Vereins, der schon sehr viele Jahre für den SVS geradesteht."

Verstärkung jederzeit willkommen

Dranbleiben, das lohnt sich. Auch für Doan Aliov und seine Teamkollegen. Zwei Jahre lang war der SV Stegermatt ohne Sieg geblieben, kassierte Ende Oktober 2013 sogar eine 0:20-Niederlage gegen den SV Oberschopfheim. Just eine Woche später aber schlug die große Stunde. Gegen die DJK Offenburg holte der SVS nach einer spannenden Schlussphase einen 3:2-Sieg. "Ich habe von Kopf bis Fuß gezittert", erinnert sich Aliov noch ganz genau. "Die letzten Minuten waren eine unglaubliche Qual, aber umso schöner war dann der Abpfiff." Die lachenden Gesichter seiner Jungs zu sehen, für den Spielertrainer ein tolles Gefühl.

Nun startet der Klub am 24. August in die neue Kreisliga-Saison. "Wir legen viel Wert auf Teamgeist und Zusammenhalt", betont Florian Blöcher. Aber auch erfolgreicher Fußball zählt zu den Zielen. Die Trainingseinheiten (Montag, Mittwoch, Freitag um 19 Uhr) wurden aufgeteilt: Doan Aliov sowie Florian und Sascha Blöcher übernehmen jeweils einen Tag. "So kommt Abwechslung in die Sache." Ohnehin gibt es für die Blöschers viel zu tun. Die Brüder sind nicht nur Spielertrainer. Sie kümmern sich ums Passwesen, sind Betreuer, organisieren Testspiele, übernehmen die Spielberichte und Onlineaufstellungen, sind auf den verschiedenen Tagungen vor Ort, suchen Sponsoren. "Alles wie ein Abteilungsleiter", sagt Florian Blöcher. Für Doan Aliov ist gerade dieses Engagement auch ein entscheidender Antrieb. "Sie schmeißen sich mit all ihren Belastungen und voller Elan in das Getümmel", sagt er mit Hochachtung. Verständlicherweise sucht der Klub Verstärkung. "Ein Betreuer wäre schön", gibt sich Blöcher fast schon bescheiden. Damit sich das Brüderpaar voll aufs Spiel konzentrieren könnte. "Auch ein neuer Sponsor wäre super." Bisher gibt es nur einen.

Auch auf dem Platz sind neue Gesichter gerne gesehen. "Wir wurden sehr herzlich und mit offenen Armen empfangen", sagen die Blöchers selbst. "Jeder ist willkommen. Wir beißen nicht."
Aufrufe: 012.8.2014, 21:14 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor