2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
– Foto: Noah Wedel

»Verlierer sind der DFB und der Fußball!«

SV Rödinghausen verzichtet auf die Drittliga-Lizenz und somit auf den Aufstieg. Ein Kommentar von Thomas Vogelsang.

Bei aller Emotionalität, bei aller Enttäuschung darüber, dass der SV Rödinghausen die Entscheidung getroffen hat, auf die Lizenz für die 3. Liga zu verzichten: es wäre falsch, dem Verein jetzt Vorwürfe zu machen. Die Klubführung hat sich die Entscheidung gewiss nicht einfach gemacht. Schließlich steht die Mannschaft in der Regionalliga West, die gemeinhin als die stärkste Staffel der 4. Liga gesehen wird, dank überragender Leistungen an der Tabellenspitze und hätte im weiteren Saisonverlauf die große Chance gehabt, den Aufstieg zu realisieren.

Dass Spieler und Trainerteam sich das gewünscht haben und bereit waren, sportlich alles dafür zu geben, hat man in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder gemerkt. Wenn der Verein nun auf diese große Chance bewusst verzichtet, hat das Gründe. Und die heißen: DFB-Auflagen. Allen voran die Tatsache, dass ein Drittligist über ein Stadion verfügen muss, das 10.000 Zuschauer fasst.

Man muss an dieser Stelle die ernsthafte Frage stellen: Wofür?

Viktoria Köln, Aufsteiger 2019, kommt in der laufenden Saison bislang auf einen Schnitt von 2.862. Der KFC Uerdingen, Aufsteiger 2018, liegt bei 3.375 – die verlieren sich regelmäßig in der 51.500 Zuschauer fassenden Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf zu besseren Geisterspielen. Selbst der traditionsreiche westfälische Nachbar Preußen Münster kommt „nur“ auf einen Schnitt von 6.586 Zuschauern. Erzielt wird dieser in einer Großstadt mit rund 310.000 Einwohnern. Die Gemeinde Rödinghausen kommt gerade mal auf rund 10.000 – sie würde somit komplett in ein Stadion passen, dass die DFB-Auflagen vorschreiben...

Kurioserweise genügte das Häcker Wiehenstadion in der ersten Runde des laufenden DFB-Pokal-Wettbewerbs vollkommen den Ansprüchen. Zur Erinnerung: Es ging gegen einen Bundesligisten! Das Spiel gegen den SC Paderborn ging reibungslos über die Bühne. Jetzt soll es für Partien gegen Drittligisten nicht tauglich sein? Das verstehe, wer will!

Der DFB sollte eigentlich der Dachverband sein, der das Wohl seiner Vereine im Blick hat. Egal, ob diese groß oder klein sind. Das Beispiel Rödinghausen zeigt, dass an dieser Stelle etwas nicht passt. Einem grundgesunden kleinen Verein werden so hohe Hürden in den Weg gestellt, dass er sich blutenden Herzens gegen einen sportlich möglichen Sprung in die 3. Liga entschieden hat. So bleibt der SV Rödinghausen im Aufstiegskampf, wie im Vorjahr, auf der Strecke, Verlierer sind aber vor allem der DFB und der Fußball!

Aufrufe: 013.2.2020, 15:30 Uhr
Thomas Vogelsang / NW / FuPaAutor