2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielbericht
Ein kleiner Schritt fehlte immer zum 2:0, den großen Schritt ins Finale packte der RSV Meinerzhagen um Ron Berlinski mit dem 6:4 nach Elfmeterschießen gegen den SV Rödinghausen aber trotzdem.
Ein kleiner Schritt fehlte immer zum 2:0, den großen Schritt ins Finale packte der RSV Meinerzhagen um Ron Berlinski mit dem 6:4 nach Elfmeterschießen gegen den SV Rödinghausen aber trotzdem. – Foto: Milan Kaufmann

RSV stürmt nach Nervenschlacht ins Finale

Meinerzhagen bezwingt Rödinghausen im Westfalenpokal-Halbfinale vom Elfmeterpunkt und hofft weiter auf das DFB-Pokal-Ticket

In einer riesigen Jubeltraube aus Spielern, Verantwortlichen und Betreuern wurde Can Sakar begraben. Anders noch als beim Hallenturnier in Gummersbach, als er beim entscheidenden Elfmeter versagte. Doch dieses Mal blieb er ganz cool, dabei war der Druck umso größer. Platziert ins linke untere Eck verwandelte der Mittelfeldmann seinen Strafstoß zum 6:4-Endstand für den RSV Meinerzhagen nach Elfmeterschießen gegen den SV Rödinghausen. Es war der Schlusspunkt eines nervenaufreibenden Westfalenpokal-Halbfinales, welches der klassentiefere Oberligist letztlich verdient für sich entschied und damit den Einzug in das Finale am kommenden Samstag im Sportzentrum Kaiserau klar machte. Dort wartet der SV Schermbeck auf den RSV, der dann nicht nur um den Titel, sondern auch um den Einzug in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals spielt.

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Dass es überhaupt noch einmal so spannend wurde hatten sich die Gastgeber, die vor den durch die Corona-Beschränkungen zugelassenen 300 Zuschauern an der Oststraße lange in Front gelegen hatten, selbst zuzuschreiben. Zahlreiche Hochkaräter ließen die Hausherren vor des Gegners Tor liegen, ehe es dann kam wie es kommen musste: Patrick Kurzen köpfe ein immer länger werdende Flanke von Angelo Langer in die lange Ecke zum 1:1-Ausgleich (78.).

Aber der Reihe nach: Von Beginn an entwickelte sich ein zweikampfbetontes und intensives Fußballspiel, das zunächst völlig offen war, dann Mitte der ersten Halbzeit aber doch merklich in Richtung des Favoriten aus Rödinghausen kippte. Zwei Freistöße von Christian Derflinger sorgten bereits für Gefahr vor dem Tor von Johannes Focher. Und dann ließ Enzo Wirtz die große Chance auf das 0:1 liegen und scheiterte nach Steilpass von Seung-won Lee am herauseilenden RSV-Keeper (17.). Gerade in der Phase, als die Gäste das Geschehen vermeintlich an sich gerissen hatten, schlug Meinerzhagen zu. Eine feine Einzelaktion von Julian Jakobs, der die Kugel von der Strafraumkante in die lange Ecke schlenzte, führte zur überraschenden Führung (31.). „Davor hatten überhaupt gar keine Kontrolle mehr, das müssen wir ehrlich zugeben“, urteilte Trainer Mutlu Demir.

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Dann aber wendete sich das Blatt. Die Gemüter erhitzen sich nach und nach durch viele kleine Fouls und Provokationen. Seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle hatte SVR-Kapitän Daniel Flottmann. Bei einem Laufduell mit Nik Kunkel drückte er diesem die Hand ins Gesicht und sah zurecht die Rote Karte (44.). Nun hatte Meinerzhagen mit Führung und Überzahl alle Trümpfe in der Hand, kam auch gut aus der Kabine und hätte durch Ron Berlinski (46., 49.) beinahe das 2:0 nachgelegt. Als Rödinghausen begann, selbst mehr die Offensive zu suchen, erspielte sich der RSV weitere Top-Gelegenheiten. Allen voran Kunkel hätte das 2:0 machen müssen. Zwei Mal wurde er vom eingewechselten Andreas Spais freigespielt, vertändelte zunächst den Ball beim Versuch, Torhüter Schönwälder zu umkurven (71.). Und dann verfehlte er aus kurzer Distanz das leere Tor (75.).

Wie so oft sollte sich die fahrlässige Chancenverwertung rächen. Nach dem Ausgleich durch Kurzen reagierte Meinerzhagen gut. Eine Jakobs-Flanke verpasste Spais nur knapp (81.). Rödinghausen kam noch zu einem Treffer aus Abseitsposition, der nur kurz für einen Schockmoment sorgte. Demir analysierte: „Nach der Roten Karte war Rödinghausen weiterhin stark, dazu haben sie einfach eine viel zu hohe Qualität. Sie haben die Räume gut bespielt, aber wir sind mental ruhig geblieben, auch nach dem 1:1. Wir waren nicht so sauber, wie man es von uns gewohnt ist. Aber wir haben in jeder Phase des Spieles geglaubt, als Gewinner vom Platz zu gehen. Mit dem Spielverlauf nicht zu gewinnen hätte wirklich weh getan."

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Im Elfmeterschießen hatte der RSV schließlich die besseren Nerven. Kunkel begann und machte seine Fehlschüsse von zuvor wieder gut. Auch Raphael Gräßer und Andreas Spais trafen. Beim Stand von 3:2 wurde Johannes Focher dann mit einer überragenden Parade zum Helden und kratzte den Strafstoß von Julian Wolff per Fußabwehr von der Linie. Nach den Treffern von Hakan Demir und Can Sakar gab es dann kein Halten mehr. Noch weit nach dem Schlusspfiff, als die meisten Zuschauer das Stadion schon verlassen hatten, schallte es „Finale, oh-oh-oh“ durch die Luft..

Aufrufe: 015.8.2020, 19:45 Uhr
Milan KaufmannAutor