2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielvorbericht
– Foto: Jens Dünhölter

Niklas Szeleschus: Senkrechtstarter beim SC Wiedenbrück

Der neue Stürmer beim SCW kommt bisher auf elf Regionalligaspiele – neun davon als Linksaußen in der Startformation. Und nicht ganz unwichtig - drei Tore hat er auch schon erzielt.

Nein, sein Name schreibt sich am Ende tatsächlich nur mit einem „s“, auch wenn zu einem Fußballer – zumal einem Stürmer – ein zweites viel besser passen und schöne Wortspielereien ermöglichen würde. Gerade erst hat Niklas Szeleschus das bewiesen, als er am Mittwoch im Regionalliga-Heimspiel gegen die U23 des FC Schalke 04 in letzter Minute das 2:2 für den SC Wiedenbrück erzielte – natürlich mit einem Schuss. Es war bereits der dritte Saisontreffer für den 23-Jährigen, der im Sommer ins Jahnstadion gewechselt war.
Dass er hier derart einschlagen würde, war nicht unbedingt zu erwarten, denn Szeleschus – der Name stammt aus Ungarn – kam vom Westfalenligisten SC Roland aus Beckum. „Ehrlich gesagt kann ich es immer noch nicht richtig fassen“, staunt er selbst über die persönliche Zwischenbilanz. Gleich im ersten Pflichtspiel am 25. August, es ging gegen den SV Rödinghausen um die Qualifikation für den DFB-Pokal (4:0) – stand der gebürtige Bielefelder für 90 Minuten auf dem Platz. Auch im Pokalmatch gegen den Zweitligisten SC Paderborn (0:5) spielte Szeleschus durch. Und von den bisher elf Regionalligaspielen absolvierte er zehn – neun davon als Linksaußen in der Startformation. „Wenn man bedenkt, dass ich die Oberliga übersprungen habe, ist das schon etwas überraschend“, sagt der schnelle und körperlich starke Angreifer.

Dabei hatte er sich nach zwei Jahren in Beckum durchaus auf die Oberliga eingestellt, als er sich Anfang des Jahres zu einem Wechsel entschloss und den SC Wiedenbrück gegenüber dem FC Gütersloh bevorzugte. „Es war für mich ein Pluspunkt, dass mir Daniel Brinkmann und Tobias Brockschnieder versicherten, dass sie unabhängig von der Liga auf mich setzen würden.“ Erst Ende März revidierte der SCW-Vorstand seinen ursprünglich erklärten Verzicht und gab grünes Licht für den Aufstieg in die Regionalliga.

Niklas Szeleschus landete damit auf Umwegen doch in einer Spielklasse, an der er bereits in der Saison 2016/2017 geschnuppert hatte. Nach seinem Wechsel vom Kreisligisten Oerlinghausen in das von seinem „Mentor“ Robert Mainka trainierte Landesligateam des SC Verl holte ihn Regionalligacoach Andreas Golombek in seinen Trainingskader. Zweimal nahm „Golo“ den damals 20-Jährigen sogar mit ins Aufgebot, doch zum Einsatz brachte er ihn nicht. „Ich hatte zwar nicht damit rechnen dürfen, aber enttäuscht war ich doch“, gesteht Szeleschus. Am Saisonende, inzwischen war Guerino Capretti Trainer in Verl, wechselte er für ein Jahr zum Westfalenligisten VfB Fichte nach Bielefeld, wo Mario Ermisch als Trainer fungierte.


"Mein Einsatz hat sich irgendwie bezahlt gemacht"

Angesichts dieses Verlaufs verwundert es nicht, dass Niklas Szeleschus zwar wie fast jedes Talent auch mal von einer Profikarriere träumte, aber nicht ernsthaft darauf hin arbeitete. „Ich habe mich nie darauf eingelassen, ganz auf die Karte Fußball zu setzen.“ Auch nicht nach dem Wechsel in – so Verband und Politik – „professionelle Strukturen“ beim SC Wiedenbrück. Im Gegenteil: Im September begann er ein dreijähriges duales Studium bei der Polizei.

Dass er der Wiedenbrücker Mannschaft am Mittwoch zum verdienten, aber letztlich glücklichen Punktgewinn gegen die Schalker Knappenschmiede verhelfen konnte, war übrigens nicht abzusehen. Niklas Szeleschus, vier Tage zuvor beim 3:3 in Oberhausen wegen einer Blessur am rechten Sprunggelenk humpelnd ausgewechselt, stand eigentlich auf der Verletztenliste: „Am Montag hatte ich noch so starke Schmerzen, dass ich dem Trainer mitgeteilt habe, dass ich keine realistische Chance für Mittwoch sehe.“

Was dann passierte, bezeichnet er lächelnd als „Wunderheilung“. Nach einem Test am Dienstag und dank physiotherapeutischer Behandlung und Tapeversorgung saß Szeleschus am Mittwochabend auf der Bank, wurde zur zweiten Halbzeit eingewechselt, holte nach einem 0:2-Rückstand den von Oliver Zech verwandelten Elfmeter zum 1:2 heraus und schoss in der 90. Minute das 2:2. „Mein Einsatz hat sich irgendwie bezahlt gemacht“, stellte der Linksfuß mit bescheidener Zufriedenheit fest.
Aufrufe: 07.11.2020, 08:00 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor