Rangsdorf stoppt die Dahlewitzer Siegesserie

Auf dem Papier schien die Blau-Weiße-Erfolgsserie vor dem Anpfiff nicht in Gefahr zu sein: Während Dahlewitz nach sieben Siegen in Serie an die Tabellenspitze geklettert war, kämpft Rangsdorf tief im Tabellenkeller um jeden Zähler für den Klassenerhalt. Die Favoritenrolle war also klar verteilt - doch ein Derby hat bekanntlich eigene Gesetze. Und das bewahrheitete sich am Sonntag bereits nach 120 Sekunden: Mit dem ersten gelungenen Angriff gingen die Gastgeber gleich in Führung und überraschten damit den Spitzenreiter eiskalt. Rangsdorfs Flügelläufer Tim Bassin ließ sich auf der rechten Aussenbahn nicht stoppen. Seinen perfekten Flachpass vor das Gästetor musste Toni Romano Krajewski-Jokisch im Zentrum völlig ungestört nur noch einschieben zum blitzschnellen 1:0.

Damit konnten sich die Hausherren in der Folge ganz auf ihr Spiel konzentrieren. SV-Trainer Bert Menzel-Fleischer: "Wir haben das gemacht, was wir am Besten können: Hinten dicht und nach vorne auch mal ein Tor schießen. Das hat heute gut geklappt." Vor allem in der ersten Halbzeit ging dieser Plan voll auf. Dahlewitz war zwar die Mannschaft mit mehr Ballbesitz. Aber richtig zwingende Szenen vor dem Rangsdorfer Tor blieben Mangelware. Dafür präsentierten sich die Gastgeber cool vor dem Blau-Weiß-Kasten. In der 25. Minute brachte Kapitän Christian Donath einen Freistoß fast von der Mittellinie weit und hoch in den Dahlewitzer Strafraum. Dort schlich sich Tino Stettnisch von seinem Gegenspieler frei und schloss mit dem Rücken zum Tor aus der Drehung direkt zum 2:0 aus Rangsdorfer Sicht ab.

Kurz darauf hätten Tim Bassin mit seinem Volleyschuss aus spitzem Winkel und Dennis Bothe mit einem Distanzschuss kurz vor der Halbzeit die Führung sogar noch ausbauen können. Doch es blieb für den Tabellenführer beim Zwei-Tore-Rückstand nach 45 Minuten.

Der zeigte prompt die entsprechende Reaktion nach dem Wiederanpfiff. Die Dahlewitzer kamen druckvoller aus der Kabine und drängten die Rangsdorfer in die eigene Hälfte. Der Anschlusstreffer in der 62. Minute fiel also folgerichtig: Lukas Knochel drängte aus dem Mittelfeld mit seinem stürmischen Sololauf in den SV-Strafraum. Dort ließ er auch dem guten Rangsdorfer Schlussmann Daniel Rothe keine Chance und traf nach seinem Kraftakt zum 2:1.

Die Blau-Weißen waren spätestens jetzt zurück in der Partie und stemmten sich gegen die drohende erste Saisonniederlage. Die Rangsdorfer kamen nur noch selten zu Offensivaktionen. Lucas Walter prüfte in der 69. Minute Dahlewitz-Keeper Robin Tolzin per tückischen Aufsetzer. Sonst fand das Spiel aber zumeist in der Hälfte der Hausherren statt, die gut zehn Minuten vor dem Ende die Führung aus der Hand gaben: Marcel Blume schickte beim schnellen Gegenstoß Nils Endemann in den Rangsdorfer 16er. Der legte sich den Ball noch auf den rechten Fuß und überwand Rothe zum 2:2-Ausgleich.

Doch keine 60 Sekunden später schlug das Pendel erneut zugunsten der Gastgeber aus. Nach einem langen Ball kreutzten sich an der Dahlewitzer Strafraumgrenze die Laufwege von Rangsdorfs Angreifer Manuel Sprenger und Blau-Weiß-Mittelfeldspieler Benjamin Lehmann. Der SV-Spieler kam nach einem leichten Kontakt am Oberkörper zu Fall. Schiedsrichter Marcel Grünheid zögerte keinen Moment und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Nach einigen Diskussionen bekam dazu auch noch Lukas Knochel die Ampelkarte gezeigt - Dahlewitz musste die Schlussphase also in Unterzahl absolvieren. Blau-Weiß-Trainer Dirk Kasprzak: "Das war die spielentscheidende Szene. Für mich waren sowohl der Elfmeter, als auch der Platzverweis unglückliche Entscheidungen."

Florian Krieger ließ sich die Chance nicht nehmen und traf vom Strafstoßpunkt zum umjubelten 3:2-Siegtreffer. Denn diesen knappen Vorsprung retteten die Rangsdorf mit großer kämpferischer Leidenschaft über die Zeit und bescherten damit dem Nachbarn die erste Niederlage in dieser Spielzeit.

Für Coach Kasprzak war die auch nicht unverdient: "Rangsdorf hat verdient gewonnen. Sie haben über 90 Minuten toll gefightet und gekämpft. Wir haben leider die erste Halbzeit völlig verschlafen. In der zweiten Hälfte war es dann ok von meiner Mannschaft. Mir ist es lieber, die drei Punkte bleiben im Derby in der Gemeinde als bei einem direkten Kontrahenten. Rangsdorf kann sie in ihrer Situation zurzeit gut gebrauchen." Durch den gleichzeitigen Erfolg vom MSV Zossen muss Blau-Weiß auch die Tabellenführung wieder abgegeben. Für Kasprzak ist das aber überhaupt kein Beinbruch: "Das wir dort oben stehen ist nicht selbstverständlich. Wir sind eine Ausbildungsmannschaft und noch weit entfernt davon, jedes Spiel gewinnen zu können. Dieses Jahr wollen wir lernen und uns als Team zusammenfinden. Die Favoriten in der Liga sind andere. Es ist schön, dass wir so einen guten Start hatten. Wir sind aber noch nicht stabil und konstant genug, dass wir auf dem Niveau eine Saison durchspielen können."

Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge war dagegen in Rangsdorf die Freude groß über den knappen Derby-Sieg. SV-Trainer Bert Menzel-Fleischer: "Wir haben verdient gewonnen. Ein großes Kompliment an meine Mannschaft: Sie hat alles richtig gemacht und alles umgesetzt, was wir besprochen haben. Und in so einem Derby werden nochmal Kräfte mobilisiert, die vielleicht sonst nicht da sind. Diesen drei Punkten sind wir schon länger hinterher gelaufen. Hoffentlich war es eine Initialzündung für uns, dass wir die Sachen, die wir uns erarbeiten jetzt auch in Erfolge ummünzen können."