Wenn nach dem Schlusspfiff auf beiden Seiten Ausgelassenheit oder Bedauern ausbleiben, ergibt sich ein gewisser Interpretationsspielraum: Für welches Team könnte das Resultat nun förderlich sein? Am Samstag im Isar-Loisach-Stadion war es – mit Blick auf die Tabelle – für keinen der beteiligten Vereine der Knaller. Pullach versäumte es, bei einem Kellerkind die Distanz zu Spitzenreiter Heimstetten zu verkürzen. Wolfratshausen hingegen konnte sich nicht wesentlich vom aufstrebenden, aber spielfreien Direktabstiegskonkurrenten Traunstein absetzen.
Und dennoch: Die Farcheter gehen als Punktsieger aus einem Vergleich hervor, in dem sich beide Teams mit Ausnahme der Anfangsminuten unerwartet ebenbürtig waren. Wer weiß, wie das Derby verlaufen wäre, hätte SVP-Torjäger Lukas Dotzler nach zwei Spielminuten per Kopf getroffen. Doch der Ball prallte an die Unterkante der Latte. „Etwas schwammig gestanden“, definierte Co-Trainer Mitch Rödl die Unordnung der BCF-Defensive zu Beginn. Dass die Gäste dennoch bald in Front lagen, war der Geberlaune eines Wolfratshausers zuzuschreiben: Florian Shalajs gewagter Versuch eines Doppelpasses mit Tormann Alex Heep scheiterte an der fehlenden Geschwindigkeit des Balles. Christoph Dinkelbach spritzte dazwischen und schob mühelos zum 0:1 ein. „Tausendmal sage ich, haut die Bälle hinten raus“, artikulierte Cheftrainer Marco Stier an der Seitenlinie sein Unverständnis.
Wirklich anfangen konnte der Tabellenzweite mit dem geschenkten Vorteil gleichwohl nichts. Seine Elf habe unverständlicherweise nach dem Führungstor „keinen Druck mehr ausgeübt“, monierte Raben-Coach Frank Schmöller. Der BCF verbuchte bis kurz vor der Pause lediglich Schüsse von Aleks Spehar (Freistoß von der Mauer abgelenkt) und Angelo Hauk (halbvolley links vorbei). Ehe plötzlich ein Platzverweis die Partie kippen ließ. Pullachs Abwehrkette war bis an die Mittellinie aufgerückt, als Hauk an den Ball kam und sich ihn geschickt zum Sololauf vorlegte. Michael Hutterers Zupfer war keine spektakuläre Aktion, nichtsdestotrotz war die restriktive Ahndung durch Schiedsrichter Stefan Treiber mit dem Regelwerk vereinbar.
„Nach dem Platzverweis lief es besser“, blickte Rödl auf das Aufbäumen seines Teams, das kurz nach Wiederbeginn ausgleichen konnte. Jona Lehr bediente mit einem Geniestreich Marin Cujlak und der Winterzugang verwertete den Lupfer in den Sechzehner schnörkellos via Innenpfosten zum 1:1. Rödl verwies auf die noch ungewohnt hohen Temperaturen, die den Ballclub beim Vorhaben einbremsten, „voll auf Sieg zu spielen“. Doch hatten auch die Gäste wenigstens in zwei Situationen noch einen Treffer auf dem Schlappen, sodass es aus Farcheter Sicht keinen Grund gab, mit der Punkteteilung zu hadern.
BCF Wolfratshausen – SV Pullach 1:1 (0:1)
Tore: 0:1 (29.) Dinkelbach, 1:1 (55.) Culjak. – Gelbe Karten: Culjak, Lehr Rödl (alle BCF); Nsimba, Dinkelbach (alle SVP). – Gelb-rot: Lehr (90. + 4/BCF). – Rot: Hutterer (43./SVP wegen Notbremse).
BCF: Heep – Culjak (70. Gobitaka), Hummel, Kantar, Spehar, Puta (84. Potenza), Shalaj (57. Rödl), Lehr, Cakir, Tomicic, Lehr.