2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Björn Niedrig

SV Orsoy sieht Rückzug als neue Chance

Der Verein vom Gildenkamp hat seinen Platz in der Kreisliga A freiwillig aufgegeben. Neu-Trainer Björn Wenzel möchte mit seinem Team eine Liga tiefer neu angreifen. Die Vereinsverantwortlichen sind zwiegespalten.

Acht Jahre ist es her, dass der SV Orsoy zuletzt in der Kreisliga B spielte. Damals feierte der Klub Meisterschaft und Aufstieg zugleich. Seitdem ist viel passiert am Gildenkamp. Bis 2017 zeigte die Formkurve weit nach oben, die Bezirksliga war bereits in Sichtweite.

In den vergangenen drei Serien versanken die Orsoyer aber tief im Abstiegskampf. Am Ende reichte es zwar immer zum Klassenerhalt, 2020 aufgrund des coronabedingten Abbruchs sogar als siegloser Tabellenletzter. „Aber jeder wusste irgendwo, worauf es hinausläuft. Man kann uns ein bisschen mit dem Hamburger SV vergleichen“, sagt Timm Ernicke, Spieler und Leiter der Orsoyer Fußballabteilung.

Dem HSV tat der Abstieg bekanntlich nicht so gut. In Orsoy ist man dennoch guter Dinge, durch den freiwilligen Rückzug in Zukunft eine gute Rolle in der Kreisliga B zu spielen. Als „Thekentruppe“ möchte die Mannschaft von Björn Wenzel keineswegs auftreten. Die vorsichtig optimistische Zielsetzung: oben mitspielen.

Fußballerisch wird es sicherlich auch eine Liga tiefer nötig sein, die Hebel wieder neu anzusetzen. Das Team soll künftig wieder aus „echten Orsoyern“ bestehen. „Das ist schon wichtig. Wir müssen definitiv auch jünger werden“, sagt Co-Trainer Mark Kolanczyk. Viele aus dem personell zu dünn besetzten 18-Mann-Kader (inklusive einiger Standby-Spieler) haben ihren Zenit nicht nur alterstechnisch überschritten.

Hoffnung macht da auf lange Sicht der eigene Unterbau. Bis die A-Jugendlichen jedoch weit genug sind, um auch in der „Ersten“ auszuhelfen, braucht es noch Zeit. Die soll dem Nachwuchs auch gegeben werden. „Wir haben da zwar einige in der Hinderhand. Sie gehören aber noch zum jüngeren Jahrgang und kommen gerade erst aus der B-Jugend“, so Kolanczyk. Viele weitere Optionen gibt es nicht. Die zweite Mannschaft gibt‘s nicht mehr.

Die Nachricht des freiwilligen Abstiegs kam für viele überraschend. Einige Spieler hätten sich gerne der Herausforderung in der Kreisliga A gestellt. Fünf davon, darunter auch zwei potenzielle Neuzugänge, ließen kurz vor Toreschluss ihre Absage hereinflattern. Als sich dann im ersten Test gegen Menzelen mit Julien Schulik und Muhammet Ali Aksoy zwei weitere Akteure verletzten, pfiff der SV Orsoy endgültig aus dem letzten Loch und sah sich zu dieser schwerwiegenden Entscheidung gezwungen. „Das ist alles blöd gelaufen. Natürlich ist man irgendwo auch selbst Schuld. Aber eine Liga tiefer ist der Erfolg einfach realistischer“, sagt Mark Kolanczyk.

Zwar soll der Rückzug keineswegs vermitteln, dass sich der SVO in irgendeiner Form geschlagen geben will. Nichtsdestotrotz machte sich im Umfeld des Klubs auch Enttäuschung unter den Zuschauern und Mitgliedern breit – zumal der neue Trainer Björn Wenzel zu Beginn seiner Amtszeit noch verkündete, voller Tatendrang in die neue Saison gehen zu wollen. Mit einem gewissen Unverständnis von außen hatte man durchaus gerechnet.

Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Wenzels zur Jahresmitte scheidender Vorgänger Daniel Zvar bewertete den Entschluss auf lange Sicht als richtig. Vom ersten Vorsitzenden Philipp Berndtsen erfuhren die Fußballer in der Entscheidungsfindung „die vollste Unterstützung“.

Bei Wolfgang Rothgang schlagen zwei Herzen in der Brust. Als zweiter Vorsitzender stand er seinen Kollegen natürlich bei. Als Fan trauert er schon ein wenig, dass es zumindest in der Saison 2020/2021 keinen A-Liga-Fußball am Gildenkamp zu sehen gibt. „Ich persönlich finde es wie viele Fans ein wenig schade, dass man den hart erkämpften Platz hergegeben hat“, bedauert Rothgang.

Das Betätigen der Reset-Taste mag für viele Außenstehende wie ein Paukenschlag gewirkt haben. Für den SV Orsoy soll der Rückzug in erster Linie neue Chancen bieten. „Wir gehen mit Ambitionen runter und wollen die Gelegenheit für einen Neustart nutzen“, sagt Timm Ernicke, der schon vor einer Woche von einer Entscheidung sprach, die nach der negativen Entwicklung in jüngster Vergangenheit allen voran „zum Wohle des Vereins“ getroffen wurde.

Aufrufe: 013.8.2020, 17:00 Uhr
RP / Fabian Kleintges-TopollAutor