2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligavorschau
Es ist zum Verzweifeln: Nichts läuft derzeit zusammen beim Bonner SC und seinem Kapitän Dario Schumacher.
Es ist zum Verzweifeln: Nichts läuft derzeit zusammen beim Bonner SC und seinem Kapitän Dario Schumacher. – Foto: Boris Hempel

Keine Diskussion über den Trainer

Vor dem Gastspiel beim VfB Homberg gibt’s beim Fußball-Regionalligisten Bonner SC viele Baustellen

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Dirk Mazurkiewicz schüttelte nur mit dem Kopf. „Das war spielerisch zu wenig“, urteilte der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Regionalligisten Bonner SC unmittelbar nach der 0:1-Niederlage gegen den SV Straelen. Nach dem 0:2 am vorigen Wochenende in Bergisch Gladbach hatte der BSC gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt binnen vier Tagen die zweite Pleite hinnehmen müssen. Dominik Bilogrevic hatte zu allem Unglück in der 22. Minute ins eigene Tor getroffen. Am Samstag (14 Uhr) folgt nun der dritte Akt gegen einen Gegner mit dem Etikett Augenhöhe – dann nämlich tritt der BSC beim Duisburger Stadtteilverein VfB Homberg an. Der spielte am Mittwoch 0:0 in Wiedenbrück und steht da, wo der BSC zunächst einmal hinmöchte – auf Tabellenplatz 16, mit drei Punkten mehr auf dem Konto und hauchdünn über dem Strich.

Eine Trainerdiskussion will Mazurkiewicz trotz der prekären Lage und der Last von zehn Niederlagen – so oft verlor kein Team – nach 15 Spielen nicht führen. „Wir werden von unserem Cheftrainer bestimmt nicht verlangen, bis zu einem bestimmten Tag ein Konzept vorzulegen, wie er die Karre aus dem Dreck ziehen will“, sagt Mazurkiewicz mit Blick auf die DFB-Praxis gegenüber Bundestrainer Joachim Löw. „Wir befinden uns in dieser Hinsicht in einem ständigen Austausch. Außerdem erwarte ich von einem guten Trainer, dass er sich selbst hinterfragt, ob er noch die nötigen Impulse setzen kann.“

Der angesprochene Thorsten Nehrbauer scheint dieser Erwartung gerecht zu werden. „Ich laufe nicht weg“, sagt der BSC-Trainer. „Die Mannschaft lebt. Ich bin überzeugt, dass wir das gemeinsam hinkriegen. Für mich hat jetzt zweimal das bessere Team nicht gewonnen.“ Allerdings räumt der 42-Jährige auch ein, dass sich einige größere Baustellen innerhalb der Mannschaft aufgetan haben.
Beispiel Angriff: Mit nur 13 Toren gehört der BSC zu den harmlosesten Teams der Liga. Nur Aachen, die allerdings erst elfmal antreten konnten, hat mit zehn Toren noch seltener getroffen. „Es stimmt, wir müssen vorn durchschlagskräftiger werden“, sagt Nehrbauer. „Aber in vielen Szenen fehlt uns der Mut.“ Anscheinend aber auch die nötige Qualität, denn Spieler wie Metin Kizil, Aloy Ihenacho oder auch der ehemalige U19-Akteur Tackie Sai konnten sich in Liga vier bislang nicht durchsetzen. Die Last der Verantwortung ruht derzeit auf den Schultern von Daniel Somuah, Marcel Kaiser und allenfalls noch Burak Gencal, der eigentlich dafür zuständig ist, die Spitzen in Szene zu setzen. Somuah muss lange spielen, ist allerdings noch nicht bei 100 Prozent. Kaiser ist nicht torgefährlich genug und spielt die Rolle des Vorbereiters aktuell eher schlecht als recht, was auch auf den Japaner Masaaki Takahara zutrifft.

Beispiel Mittelfeld: Dem BSC fehlt der Mittelfeldstratege und damit die Kreativität, vermehrt zu Chancen zu kommen. Spieler wie Dario Schumacher oder Dario Ehret sind vielmehr damit beschäftigt, die Löcher in der Hintermannschaft zu stopfen. Ex-Profi Nils Teixeira, des Öfteren im Mittelfeld zu finden, ist gelernter Abwehrspieler und Gencal zu oft auf sich gestellt.

Beispiel Abwehr: Das größte Sorgenkind des BSC bleibt die Defensivabteilung. Nachdem Jonas Hupe im Tor zu oft patzte, spielt jetzt Justin Dautzenberg, der aber von seinen Vorderleuten mehr, als ihm lieb sein dürfte, im Stich gelassen wird. Abgesehen vom 1:0-Erfolg gegen Rödinghausen führen immer wieder individuelle Fehler zu Gegentoren. So hat sich Innenverteidigerhoffnung Cedric Mvondo längst aus der Mannschaft gespielt. Aber auch David Winke und Dominik Bilogrevic, den Nehrbauer von der Sechs eine Station weiter nach hinten beorderte, bürgen nicht für Stabilität. Das Experiment gegen Straelen mit Winke auf der Linksverteidigerposition ging gründlich schief.
„Natürlich haben wir den Kader zusammengestellt“, räumt Nehrbauer ein. „Aber der ist auch den finanziellen Möglichkeiten geschuldet.“ Ob im Winter nachgebessert werden kann, scheint zumindest fraglich. „Wir müssen schauen“, sagt Mazurkiewicz. „Aber Qualität kostet Geld.“ So bleibt zunächst nur das Prinzip Hoffnung. „Der Abstand von drei Punkten auf Homberg ist jedenfalls nicht die schlechteste Ausgangsposition“, sagt Nehrbauer.

Aufrufe: 027.11.2020, 05:00 Uhr
General-Anzeiger Bonn/Thomas HeinenAutor