2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
– Foto: Marc Wiedemann

"Ohne normalen Saisonabschluss ist Wertung nicht möglich"

Die Amateurfußball-Saison wurde wegen des Coronavirus abrupt abgebrochen. Wie geht man beim SV Liesten 22 mit der Situation um?

Das Coronavirus bremst vorerst den Spielbetrieb in Sachsen-Anhalt bis mindestens zum 19. April aus. Wir wollten von den Vereinen wissen, wie sie mit dieser für alle ungewohnten Situation umgehen und wie die Verantwortlichen dazu stehen. Die Perspektive vom SV Liesten 22:

Name: Mario Schulz
Verein: SV Liesten 22
Funktion in der Mannschaft und/oder im Verein: Abteilungsleiter Fußball

Ist die Absage bis zum 19. April aus Deiner Sicht richtig?

Ich denke, dass die Maßnahmen auch in diesem Ausmaß unumgänglich sind. Man kann sich momentan nicht vorstellen, dass sich elf Leute oder mehr eine kleine Kabine und drei Duschen teilen. Die Gesundheit und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Spieler, Mitglieder und Fans müssen an erster Stelle stehen. Da können wir den Amateurfußball auf Landes- und Kreisebene nicht wichtiger nehmen, als er ist.

Was kann man machen, um in einer solchen Situation das Vereinsleben aufrecht zu erhalten?

Die verschärften Umgangsregeln vom 22.3. verhindern ein Vereinsleben. Es bleiben nur die Kommunikationswege über WhatsApp, Facebook oder Instagram. Unsere Spieler sind untereinander gut vernetzt und halten auf diesem Wege Kontakt. Das was ein Vereinsleben an sich ausmacht, der direkte Austausch bei einem Bierchen, ist komplett zum Erliegen gekommen. Daran ist nichts zu ändern, und ohne terminliche Perspektive auf eine Lockerung der Regeln bzw. einer eventuellen Wiederaufnahme des Spielbetriebs wird es auch erstmal so bleiben.

Wie sieht es mit den konkreten Konsequenzen für Deinen Verein aus? Ist schon klar, dass es womöglich nun Probleme, etwa in der Finanzierung, geben könnte?

Wie gesagt, ohne terminliche Perspektive kann man keine Aussage treffen. Fakt ist, je länger die Krise anhält, desto schwieriger wird der Neustart werden. Die Gesundheit der Familie steht momentan im Vordergrund, die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden für viele Menschen Konsequenzen haben. Solange diese Themen die Gedanken und die Handlungen von Gesellschaft und Politik beherrschen, tut der Fußball gut daran, hintenan zu stehen. Für viele Vereine auf unserem Niveau ist die ganze Geschichte ein Nullsummenspiel. Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern fallen weg, die Ausgaben für Schiedsrichter usw. allerdings auch. Zuschauerstarken Vereinen wie z.B. der Rossauer SV, Uchtspringe oder auch uns brechen dazu natürlich zusätzliche Einnahmen aus dem gastronomischen Bereich weg. Für die beiden Derbys gegen Eintracht Salzwedel (14.3. Landesklasse/12.4. Kreispokal-HF) hatten wir schon mit jeweils über 250 Zuschauern gerechnet. Unser Platz wird von Vereinsseite gepflegt, diese Maßnahmen werden natürlich nicht eingestellt. Diese Kosten fallen weiterhin an und müssen ohne die fehlenden Einnahmen getragen werden.

Erwartest Du für den Fall, dass die Saison nicht regulär beendet werden kann, größere Diskussionen um den Auf- und Abstieg?

Alle Aussagen in diese Richtung sind momentan rein spekulativ. Ohne ordentlichen Saisonabschluss ist eine Wertung, meiner Meinung, nicht möglich. Dazu gibt es in jeder Liga ab Verbandsliga abwärts unbereinigte Tabellen durch fehlende Nachholspiele oder ungerade Mannschaftszahlen. Aber es ist nicht an uns, dass zu entscheiden. Man sollte den Fakt, dass es in den letzten Jahren immer Probleme gab, die Ligen regulär aufzufüllen, nicht außer Acht lassen.

Aufrufe: 03.4.2020, 12:46 Uhr
Robert KeglerAutor