"Ich verstehe schon, dass immer weniger Schiedsrichter zur Verfügung stehen - genauso wie es immer weniger Fußballer gibt", äußert sich Holzfreyungs Vorstand Tobias Anetzberger gegenüber FuPa noch einmal zu diesem Thema. "Allerdings ärgert es mich, dass das einfach so beschlossen wird ohne die Vereine miteinzubeziehen. Und mich ärgert, dass Vereine, die Schiedsrichter stellen, genauso bestraft werden wie Vereine, die keine Unparteiischen haben."
Generell ist der junge Vereinsvorsitzende ein Mann, der nicht nur die Belange seines Klubs im Auge hat, sondern die generelle Entwicklung des Amateurfußballs im Bayerischen Wald beobachtet. Gemeinsam mit anderen Vereinen der A-Klasse Grafenau setzte der 31-Jährige u.a. durch, dass diese Staffel eine eigene Reserverunde bekommt. Und just diese Partien sollen nun ohne Neutralen ausgetragen werden. Anetzberger, der selbst in der Resevre von Holzfreyung spielt, prophezeit weitreichende Konsequenzen bzw. Probleme.
"Auch wenn es nur um die Reserve geht, befürchte ich, dass diese Partien dann auf Stammtisch-Niveau stattfinden - und nichts mehr mit einem normalen Fußballspiel zu tun haben, in dem es um Punkte geht", macht Anetzberger deutlich. Ihm schwant Böses: "Ohne Schiedsrichter wird es brutal schwierig, die Spiele ohne Streit und Ärger über die Bühne zu bekommen, da kein neutraler Mann mehr auf dem Platz steht. Was passiert beispielsweise, wenn ein Spieler eine rote Karte bekommt?"
Daniel Heinzl, Abteilungsleiter beim SV Kumreut, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er schließt sich der Argumentation von Tobias Anetzberger ausnahmslos an - ergänzt darüber hinaus: "Durch den fehlenden Schiri kommt wieder einmal Mehrarbeit auf die Vereine zu. Wer schreibt beispielsweise Meldungen nach einem Platzverweis, wenn kein geprüfter Neutraler anwesend ist?" Generell ist Daniel Heinzl das Vorgehen der Gruppe Wolfstein zu radikal. "Warum wird das gleich so pauschal gehandhabt? Warum entscheidet man nicht von Spiel zu Spiel. Und dann kann man als Verein noch immer reagieren, wenn mal 2,3 Partien nicht besetzt werden."
Kritikpunkte, die der Schiedsrichtergruppe Wolfstein um deren Obmann Fabian Kilger durchaus bekannt sind. Doch den Verantwortlichen, allen voran Einteiler Max Frank, sind die Hände gebunden. "Wenn man nicht mehr genug Schiris hat, kann man nicht mehr alle Spiele besetzen", erklärt Fabian Kilger. Viele Neutrale seiner Gruppe seien mehrmals die Woche im Einsatz, um den Mangel an Kollegen aufzuheben. "Viele Schiris sind an der Belastungsgrenze. Das macht man nicht ein ganzes Leben lang. Und wir brauchen auch noch in zehn Jahren Neutrale."
Aus diesen Gründen kann Kilger die Einwände von Anetzberger und Heinzl nur bedingt nachvollziehen. "Ich denke, man hat die letzten Jahre immer darauf hingewiesen, dass wir Schiedsrichter brauchen. Es ist aber nichts geschehen." Um das Problem wieder aus der Welt zu schaffen bzw. wieder alle Spiele mit Schiedsrichter besetzen zu können, hofft der Obmann auf ein allgemeines Umdenken was Schiedsrichter betrifft. Einerseits müsste der Respekt gegenüber den Unparteiischen wieder zunehmen, andererseits müssten die Vereine mit Nachdruck Nachwuchs in diesem Bereich akquirieren.
Den oftmals vorgebrachten Vorschlag, gewisse höherklassigere Spiele wie beispielsweise in der Kreisliga nicht mehr mit Linienrichtern zu besetzen und somit mehr "Material" für die unteren Klassen zu haben, entkräftet Kilger bereits im Ansatz. "Wir handeln hier nur nach Vorgaben. Außerdem stehen an der Linie oft Nachwuchskräfte, die noch nicht alleine ein Spiel leiten können - auch nicht in der Reserverunde."
Trotz aller Kontroverse ist Fabian Kilger davon überzeugt, dass diese Problematik nur durch ein starkes Miteinander von Schiedsrichtern und Vereinen gelöst werden kann. "Unsere Ziel ist es auch in Zukunft wieder alle Spiele zu besetzen - Stand jetzt ist das jedoch nicht möglich."
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Neulingslehrgang der Schiedsrichter-Gruppe Wolfstein: 20./21.07. bis 27./28.07. Beginn ist um 09:30 bis ca. 13 Uhr; Ort: Restaurant am See Erlauzwiesel; Anmeldungen bei Obmann Fabian Kilger (fabian.kilger@freenet.de oder Handy 0175 5817743) oder Lehrwart Martin Schramm (schramm-m@gmx.de oder Handy 0175 3616247)