2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

Mehr Sicherheit für ein Modell

Justizministerin verspricht Hilfe nach Problemen / Schwieriger Spielbetrieb im Gefängnis beim SV Kiefer

Die Diskussionen um den Fußballverein der Justizvollzugsanstalt Darmstadt (JVA) SV Kiefer und dessen Teilnahme am Meisterschaftsspielbetrieb der Kreisliga D Darmstadt halten an. Grund sind verschärfte Sicherheitsbestimmungen der JVA sowie die zunehmende Zahl von Spielern, die nicht zum Kicken in die JVA in Eberstadt eingelassen werden. Mittlerweile hat sich die hessische Justizministerin Eva Kühne-Hörmann eingeschaltet. Der Ministerin liegt das soziale Projekt am Herzen. Sie hat sich mit den Vereinsvertretern der Liga getroffen, um über die bestehenden Probleme zu sprechen.

Ein Blick zurück: Vor fünf Jahren wurde das Projekt unter dem damaligen Justizminister Jörg-Uwe Hahn ins Leben gerufen. Der SV Kiefer, der mittlerweile seit 25 Jahren besteht, spielte in den 90er Jahren als Sondermannschaft in einem Freundschaftsspielbetrieb im Fußballkreis Darmstadt. Diese Runde wurde später wegen fehlender Mannschaften aufgelöst.

Eines der Spitzenteams in der D-Liga

Seit sechs Jahren nun kickt Kiefer im Punkspielbetrieb des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) mit. Das Team gehört zu den Spitzenmannschaften der D-Liga. Gerade weil es um einen möglichen Aufstieg in die Kreisliga C geht, ist der Wettbewerb dann verzerrt, wenn Spieler der Gastmannschaften nicht in die JVA dürfen. Das ist seit knapp zwei Jahren verstärkt der Fall. So traf es zuletzt vier Spieler von Hellas Darmstadt, worauf die Mannschaft wieder abreiste.

Grund für die Verwerfungen sind die Sicherheitsbestimmungen, die von der JVA konsequent umgesetzt werden. In früheren Jahren prüfte die JVA die Spieler selbst. Mittlerweile wird die Polizei eingeschaltet und deren Informationssysteme abgefragt. Sind Delikte zu einem Betroffenen gespeichert, kann das je nach deren Schwere zu einem Ausschluss führen. Spieler, die zuvor eine Einverständniserklärung unterschrieben haben, werden dann vorab von der JVA persönlich informiert, dass ein Einlass nicht möglich ist. Der Spieler kann sich dann seinem Trainer offenbaren – oder eine Ausrede suchen, warum er nicht kicken kann.

Zudem kommt es immer wieder vor, dass Spieler dennoch an der Gefängnispforte in Eberstadt stehen und nicht eingelassen werden. Für die Betroffenen ist das demütigend, denn der Rest der Mannschaft weiß dann, dass der Spieler offenbar etwas auf dem Kerbholz hat. Für einige Mannschaften bedeutet das zudem, dass sie nicht mit der stärksten Elf antreten können.

Diesen Frust bekam die Ministerin nun unmittelbar zu spüren. Sie zollte den Vereinen großen Respekt und zeigte Verständnis für deren Ärger. Andererseits verwies sie darauf, dass sich die Sicherheitslage geändert hätte. Insbesondere eine korrekte Identitätsermittlung sei unerlässlich, um die JVA betreten zu können. Andererseits sagte die Ministerin den Vereinen zu, das Prüfungsverfahren zu vereinfachen. So soll ab sofort die einmalige Überprüfung zu Beginn der Saison ausreichen. Außerdem soll es nicht mehr notwendig sein, zusätzlich vor jedem Spiel eine Liste derjenigen einzureichen, die in die JVA zum Spiel kommen wollen. Zusätzlich bot der Fußballkreis seine Hilfe an. Klassenleiter Dieter Behrendt ist ab sofort die Verbindungsstelle zwischen der JVA und den Vereinen. Vor allem die Nachmeldung von Spielern soll über ihn laufen und dazu führen, die Anzahl der ausgeschlossenen Spieler zu minimieren.

Erneutes Treffen nach Rundenende im Juni

Ministerin Kühne-Hörmann will für das soziale Projekt kämpfen: „Was wir tun können, um den Vereinen entgegen zu kommen, wird umgesetzt. Jeder Nichteinlass muss überprüft und erklärt werden.“ Für Mitte Juni bot sie ein weiteres Treffen an, um nach Rundenende die jüngste Entwicklung zu reflektieren.

Eine wichtige Rolle nimmt Anstaltsleiterin Claudia Fritz ein. Sie bewertet die Informationen der Polizei und trifft die Entscheidung, wem Einlass gewährt wird. Bei der Frage der Vereine, welche Informationen denn im Polizeisystem hinterlegt seien, musste die Runde passen. Die Ministerin versprach aber, einen zuständigen Polizeibeamten zur nächsten Besprechung einzuladen, um die Fragen der Vereine hierzu zu beantworten.

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SV Kiefer

Der SV Kiefer Darmstadt ist eine Mannschaft von Inhaftierten der Justiz-Vollzugsanstalt Darmstadt, die am regulären Punktspielbetrieb des Fußballkreises Darmstadt teilnimmt- Ein Aufstieg wäre bis in die A-Klasse möglich. Alle Spiele des SV Kiefer werden in der JVA ausgetragen. Dies ist eine einmalige Konstellation in Deutschland. Zwar gibt es einige weitere JVA-Mannschaften, die in den jeweiligen Ligenspielbetrieb ihres Verbandes integriert sind. Doch sie spielen außer Konkurrenz.

Aufrufe: 027.3.2017, 17:31 Uhr
redAutor