Ein ganzes Dorf feiert den "Wahnsinn"

Karsees Trainer Thorsten Weigold wusste gar nicht wohin mit seinen Emotionen. Fast so wie einst Franz Beckenbauer lief Weigold einsam über den Rasen und ließ sich niedersinken. Aber nicht lange, denn gleich kamen Freunde und Bekannte angelaufen und gratulierten. Selbst im größten SVK-Moment blieb Weigold aber bescheiden. "Nicht ich stand auf dem Platz. Die Spieler haben das umgedreht. Die Mannschaft hat viele Eier und viel Moral. Ich bin überwältigt, das ist der Wahnsinn."

Genau gegenüber der feierenden Karseer stand Weingartens Spielertrainer Dugaxhin Shala an die Bande gelehnt. "Die Enttäuschung ist natürlich groß", sagte er angesichts einer 2:0-Führung seiner Mannschaft. In der ersten Halbzeit war seine Mannschaft spielbestimmend, die Tore durch Semir Gradasevic – ein Topelfmeter in den Winkel – und Aron Troka waren folgerichtig und verdient. Allerdings: In der zweiten Minute der Nachspielzeit setzte sich Immanuel Beu im Mittelfeld stark durch, steckte den Ball durch zu seinem Bruder Lukas Beu, und Karsees Torjäger nagelte den Ball zum 1:2 unter die Latte. "Das war der Schlüssel zum Sieg", meinte Weigold.

Ausgleich in der Nachspielzeit

Nach dem Seitenwechsel spielte Karsee viel offensiver – Weingarten hätte jedoch das dritte Tor machen müssen. Mergim Gashi scheiterte zweimal frei am SVK-Torwart Benjamin Diem. Auch Troka kam nicht an Diem vorbei. Lukas Beu traf auf der anderen Seite in der 74. Minute den Pfosten. Gegen Ende wollte Kosova den Sieg nur noch über die Zeit bringen. Die Bälle wurden nur noch aus der eigenen Hälfte rausgeschlagen. In der vierten Minute der Nachspielzeit konnte Weingartens Torwart Alhajie Omar Bojang den Ball bei einer Ecke nicht festhalten, Lukas Beu staubte ab zum 2:2. "Für mich war das ein klares Foul", meinte Shala.

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit in der Verlängerung flog Gradasevic wegen einer Notbremse vom Platz, kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit köpfte Bouboule Rolly Ngomeni Wandji Karsee in Führung – auch, weil Weingartens Abwehr in dieser Szene im kollektiven Tiefschlaf war. Danach warf Karsee alles rein, was noch da war. Sheikh Gaye flog spektakulär durch die Luft und klärte einen Schuss von Islami Blerant per Kopf auf der Linie. Von Krämpfen geplagt kämpften sich die Karseer dem Aufstieg näher. "Dass einem der Gegner in der Relegation bei Krämpfen hilft, das hat Anerkennung verdient", lobte Weigold die Weingartener. "Das war topp." Dann ging er wieder zum Feiern. "Das bedeutet für das Dorf so viel", meinte er im Gehen.