2024-03-18T14:48:53.228Z

Allgemeines
– Foto: Meiki Graff

Warum auch die Amateure bis zum 31. August pausieren werden

Die Bundesregierung hat wegen der Coronavirus-Pandemie Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagt. Dazu werden auch die Amateurfußball-Spiele zählen.

Die Amateurfußballer warten gespannt auf den 30. April. Dann sollen die jeweiligen Landesverbände verkünden, wie es jenseits der Profiligen nach der Coronavirus-Pause weitergehen soll. Der Spielbetrieb steht seit dem 13. März still, wird in jedem Fall bis zum 3. Mai ruhen - und wahrscheinlich wird auch bis Anfang September kein Ball über die Plätze am Niederrhein und wohl auch in ganz Deutschland rollen.

Update vom 17. März: In Bayern wird eine Pause bis zum 31. August angeregt. Siehe Artikel oberhalb.

Die Bundesregierung hat am Mittwoch verkündet, dass die Kontakt-Einschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie bis mindestens zum 3. Mai (ein Sonntag) andauern sollen. Anschließend kann und soll es Lockerungen geben; das trifft jedoch nicht auf Großveranstaltungen zu. In Rücksprache mit den Bundesländern wurde beschlossen, dass alle Großveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt werden müssen.

Sind Amateurfußball-Spiele Großveranstaltungen?

Dazu zählen neben Volksfesten und Konzerten auch Sportveranstaltungen. Geisterspiele, sollte es beispielsweise in der Bundesliga zeitnah wieder losgehen, sind damit für die kommenden Monate garantiert. In den sozialen Medien sind viele Beiträge mit ratlosem Inhalt von Vereinen zu finden, denn die Klubs fragen sich unisono: "Zählen unsere Spiele auch zu Großveranstaltungen?"

Die Antwort muss zwangsweise mit einem klaren "Ja" beantwortet werden. Grundsätzlich gibt es zwar nur sehr wenige Amateurfußball-Spiele, die die Definition einer Großveranstaltung laut dem Ministeriums für Inneres und Kommunales Nordrhein-Westfalen erfüllen (100.000 Besucher werden mindestens erwartet, mehr als 5.000 Besucher sind gleichzeitig auf einem Gelände oder es besteht ein erhöhtes Gefährdungspotenzial), doch es scheint wahrscheinlich, dass wie bereits im März ein anderer Maßstab gewählt wird.

Erhöhtes Zuschaueraufkommen durch Saisonfinale

Denn vor den Kontakt-Einschränkungen wurden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen abgesagt bzw. mussten gar komplett gecancelt werden. Für den Amateurfußball könnte ein deutlich niedrigerer Maßstab gewählt werden. 200, 300 Zuschauer pro Spiel einer höheren Klasse sind keine Seltenheit. Die Saison 2019/20 bewegt sich auf ihre Zielgerade zu und viele spannende Duelle um Auf- und Abstieg stehen an, deshalb ist mit einem erhöhten Zuschaueraufkommen zu rechnen. Des Weiteren weichen Fan-Gruppierungen von Profi-Mannschaften gerne auf örtliche Plätze aus, wenn das eigene Team nicht spielt. Dieses Phänomen ist in Länderspiel-Pausen häufiger zu sehen.

Geisterspiele im Amateurfußball, die der Bayerische Fußball-Landesverband bereits abgelehnt hat, sind aus zwei Gründen nicht umsetzbar: Den kleinen Klubs würde ihre Haupteinnahme-Quelle wegbrechen, ferner werden sich viele Anhänger, Eltern, Partner, Funktionäre oder Mitspieler an ein solches Verbot schlichtweg nicht halten. Es wäre auch einfach nicht zu kontrollieren - wie auch? Am Niederrhein finden an einem normalen Spieltags-Sonntag über 1000 Spiele statt. Keine Kommune dieser Welt hat genügend Ordnungshüter, um eine Kontrolle aller Partien zu ermöglichen.

Zwei andere Faktoren bereiten aber noch viel größere Kopfschmerzen: Fußball ist ein Kontaktsport, deshalb kann wegen des immer noch geltenden Mindestabstands von 1,5 Metern bis 2 Metern nicht gespielt werden. Selbst wenn diese Maßnahme bald gelockert werden sollte, besteht immer noch das Problem der Hygiene. Viele Sportanlagen verfügen über stark veraltete Sanitäre-Anlagen, die nicht wöchentlich gereinigt werden. In vielen Vereinsheimen müssen die Mannschaften gar zusammen duschen. Umstände, die die Fortsetzung des Spieltriebs nicht leichter machen.

Fortsetzung im September?

Aus diesen Gründen werden die Amateure weiterhin pausieren, ob sie wollen oder nicht. Der Spielbetrieb soll mit einer Vorbereitungszeit von zwei Wochen wieder starten. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Fußballer im Sommer schon wieder trainieren dürfen, doch der erste reguläre Spieltag wäre nach aktuellem Stand erst vom 4. bis zum 6. September möglich.

Für viele Vereine eine Schwebe, die kein Dauerzustand sein kann, denn es geht um die nackte Existenz. Das beste Beispiel sind höherklassige Amateurvereine oder die Klubs ab der Regionalliga aufwärts, die hohe Fixkosten haben und (Halb-)Profifußballer beschäftigen. Am Donnerstagabend will der Fußballverband Niederrhein über die aktuelle Lage in einem Fragen-Antwort-Live-Stream Rede und Antwort stehen (live auf FuPa), doch eine Entscheidung über die Fortsetzung der Saison wird es wohl erst am 30. April geben.

Dann wäre der Best-Case die Wieder-Aufnahme der Spiele Anfang September. Vorher ist es aus den genannten Gründen (fast) nicht möglich.

Aufrufe: 016.4.2020, 11:12 Uhr
André NückelAutor