2024-05-08T14:46:11.570Z

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Neue Herausforderung: Christoph Schmitt will mit dem SV Heimstetten einen anderen Weg einschlagen. FOTO: LEIFER
Neue Herausforderung: Christoph Schmitt will mit dem SV Heimstetten einen anderen Weg einschlagen. FOTO: LEIFER

Das Wagnis Schmitt: „Es musste ein Umdenken stattfinden“

"Kann nach hinten losgehen"

Ein Mensch, der einmal das Tal vom Gipfel aus gesehen hat, vergisst das Gefühl nie. Und verspürt den Drang, wieder nach oben zu müssen. Nur beim Aufstieg gehen die Meinungen auseinander.

Wer schnell hoch hinaus will, kauft ein Ticket, steigt in die Gondel und genießt den Ausblick. Wer dagegen den steilen, steinigen Weg wählt, muss sich bewusst sein, dass er scheitern kann.

Auch der SV Heimstetten stand vor dieser Spielzeit vor einer Entscheidung. Welchen Weg sollte der Verein künftig gehen? Zwei Mal in Folge hat das Gründungsmitglied der Regionalliga Bayern den Aufstieg in die höchste Amateurklasse verpasst. Für den dritten Anlauf setzt Manager Michael Matejka auf einen neuen, unerfahrenen Trainer: Christoph Schmitt. Ein Mann mit Stallgeruch, der jahrelang Führungsspieler beim SV Heimstetten war.

„Es musste ein Umdenken stattfinden“

Dass Matejka einem Coach das Vertrauen schenkt, der zuvor noch nie eine Herrenmannschaft trainiert hat, ist ein Wagnis. Und gleichzeitig die größte Chance des Vereins. Denn Christoph Schmitt hat sein Engagement an eine Bedingung geknüpft. Er forderte den kompletten Richtungswechsel: „Wir haben in den vergangenen Jahren einen Weg gewählt, der nicht von Erfolg gekrönt war. Irgendwann musste ein Umdenken stattfinden“, sagt Schmitt. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Lennart Hasenbeck möchte er künftig mit jungen, hungrigen Spielern arbeiten, die aus der Region kommen. Nur wer sich voll mit dem SV Heimstetten identifizieren kann, passt in seine Mannschaft. „Für uns macht es keinen Sinn, Spieler aus Ingolstadt zu holen, die pendeln und nach dem Training sofort wieder weg sind.“

Doch gerade im Großraum München ist es schwieriger denn je, Spieler zu finden, die in Schmitts Anforderungsprofil passen. Der FC Unterföhring oder der VfR Garching können bei Verhandlungen die Trumpfkarte „Regionalliga“ ausspielen. Andere Vereine winken mit Geld. „Wir haben in der Transferphase gemerkt, dass wir nicht mehr so große Argumente haben. Aber wir müssen junge Spieler mit unserer Idee überzeugen“, sagt Schmitt.

Eine Alternative gibt es für ihn nicht. Seit Jahren engagiert er sich im Verein. Schmitt musste mit ansehen, dass immer mehr Fans ihren Samstagnachmittag lieber in der Allianz Arena oder vor dem Fernseher verbracht haben, statt zu den Heimspielen zu kommen. „Als ich noch Spieler war, haben zum Beispiel die Stockschützen unsere Spiele angeschaut. Jetzt trainieren sie lieber. Wenn wir bei solchen Leute wieder eine Euphorie entfachen, sind wir auf dem richtigen Weg.“

Ein Weg, der ins Ungewisse führt. „Mir ist bewusst, dass mein Konzept nach hinten losgehen kann. Wir sind ein unerfahrenes Trainerteam. Wir werden Fehler machen. Aber wir werden alles für den Erfolg geben.“

Die Amateurfußball– seite erscheint jeden Mittwoch. Autor ist Christoph Seidl, erreichbar unter christoph.seidl@ merkur.de.

Aufrufe: 012.7.2017, 08:32 Uhr
Christoph Seidl - Fussball VorortAutor