2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Mohamed Amir vom SV Harbach (rechts) ist erster FuPa-Hartplatzheld der Woche. Foto: Schepp
Mohamed Amir vom SV Harbach (rechts) ist erster FuPa-Hartplatzheld der Woche. Foto: Schepp

Von Harbach an die ZDF-Torwand?

NACHGETRETEN: +++ Mohamed Amir nach Traumtor in Sportstudio-Voting +++ Grünberger Junge +++ Teamerfolg im Fokus +++

Die Meldung konnten wir natürlich nicht einfach so stehen lassen: Wenn Mohamed Amir vom SV Harbach in die entscheidende Abstimmung (an diesem Wochenende, genauer Startzeitpunkt noch unbekannt) bei den FuPa-Hartplatzhelden geht, sollt ihr auch ein wenig über den Schützen des bundesweit schönsten Tores der letzten Augustwoche erfahren. Wir waren jedenfalls sehr vom Gespräch angetan: Mo ist ein bescheidener Typ, der den Erfolg seiner Mannschaft ganz klar vor seinen eigenen setzt und keine Probleme hat, nach der Internet-Aufmerksamkeit weiter auf dem Boden zu bleiben. Nur seinen Gegner-Wunsch an der Torwand sollte er vielleicht nochmal überdenken... :-)


Aber lest selbst in unserem aktuellen NACHGETRETEN-Interview wenige Zentimeter weiter unten.

Hallo Mo,
wir wollen ganz offen starten: Dein Tor ist richtig schön und wir haben es ja auch eingereicht bei den FuPa Hartplatzhelden – aber dass es bundesweit vorne landet…?

Damit hätte ich auch nicht gerechnet. Ich habe an dem Tag, als es online so richtig abging, ganz normal gearbeitet - ich mache gerade ein Jahrespraktikum in der Grünberger Grundschule - und mich aufs Training vorbereitet. Ein guter Kumpel hat mich dann drauf hingewiesen, sonst hätte ich diese Entwicklung gar nicht auf dem Schirm gehabt. Dann habe ich natürlich auch noch ein paar Leuten Bescheid gesagt und es hat tatsächlich geklappt. Aber ganz ehrlich, so schön das ist: Ich hätte viel lieber die drei Punkte gegen Hattendorf gehabt. Klar, wenn man aus einer Niederlage zumindest ein bisschen was Positives mitnehmen kann, tue ich das natürlich gerne.

Bei der Ballannahme mit der Brust – hast du in diesem Moment schon überlegt, wie du das Ding reinmachen willst? Oder hat sich das im Verlauf der Aktion erst ergeben?

Nach der Annahme habe ich den Ball heruntergenommen und mit der Hacke am Gegenspieler vorbeibekommen. In diesem Moment habe ich kurz hochgeschaut und gesehen, dass der Torwart etwas zu weit vorne steht. Ich hatte schon vor, den Ball über ihn hinweg zu bugsieren, aber dass es dann so gut geklappt hat...zum Glück hat in der Szene alles perfekt gepasst.

War dein erstes Saisontor gegen Queckborn/Lauter eigentlich auch so ein Schönes?

Nee, das wirklich nicht. Dem Tor ging ein Doppelpass voraus, ich musste nur reinschieben. Also vergleichsweise ein sehr normales Tor (lacht).

Hast du beim letzten Spiel in Nieder-Ohmen eigentlich besonderen Druck gespürt? Oder doppelte Manndeckung nach all dem Internet-Aufruhr?

Das nicht, das kommt zwar schonmal vor, aber ist alles andere als prickelnd (lacht). Also vom Druck her ging das, blöd war nur, dass ich mir am Donnerstag den Oberschenkel gezerrt hatte und deswegen am Wochenende nach 25 Minuten runter musste. Das war sehr traurig, da ich mich eigentlich gerade sehr formstark fühle. Aber nochmal: Lieber gewinnen und keine Tore schießen als andersrum.

Nehmen wir mal an, du würdest die letzte Abstimmung vor der ZDF-Torwand auch gewinnen und tatsächlich nach Mainz fahren dürfen. Gegen wen würdest du gerne antreten?

Schwierige Frage. Ich bin ja so ein kleiner Eintracht-Sympathisant, schaue aber trotzdem sehr neutral Fußball. Alex Meier wäre vielleicht ein guter Gegner. Aber noch lieber würde ich gegen Aubameyang antreten. Ein sehr extrovertierter Typ, aber er bringt immer seine Leistung.

Schießt aber auch viele Tore – nicht lieber ein Holzfuß aus der Abwehr als Kontrahent?

Oh stimmt, da habe ich vielleicht zu kurz gedacht (lacht). Nein, Spaß. Ich bin schon zufrieden mit meinem gewonnenen FuPa-Ball, Sport-Prominenz zu treffen und den Verein zu repräsentieren wäre allein schon eine tolle Geschichte.

Hast du denn schon geübt? Und im Training Sprüche kassiert?

Sprüche gab es reichlich, aber alles positiv! Und üben fällt aktuell flach… sollte ich die Abstimmung aber gewinnen, dann werde ich tagtäglich Einheiten einlegen!

Wenn man deinen Namen liest, würde man es spontan gar nicht denken, aber du bist ein Grünberger Junge.

Genau, meine Eltern sind 1990 aus Somalia geflüchtet und haben sich hier sehr gut integriert. Meine Geschwister und ich sind alle später geboren und leben daher schon immer hier. Wie fühlen uns deutsch, das passt alles. Unsere Wurzeln haben wir in Ostafrika, aber das ist schon alles gut so, wie es ist.

Warum bist du vor der letzten Saison eigentlich aus Grünberg nach Harbach gewechselt?

In Grünberg habe ich auch gespielt und mich mit allen gut verstanden, das vorneweg. Allerdings sehe ich mich als Offensivspieler, und zuletzt hinten rechts eingesetzt habe ich immer weniger Spielspaß verspürt. Als junger Spieler ist es denke ich okay, einem Wechselwunsch nachzugehen und dort zu spielen, wo man sich vielleicht noch einen Tick eher positiv entwickeln kann.

Kleiner Fun Fact: Einige Minuten später nach deinem Traumtor hast du vorm leeren Tor aus wenigen Metern den Ball vorbeigestolpert. Hat die Szene gut getan, um einen wieder zu erden?

Nein, über diese Chance ärgere ich mich einfach nur – und zwar immer noch (lacht). Ich habe wohl ein wenig zu lange überlegt, ob ich direkt schieße oder nochmal annehme. Man sieht denke ich auch, dass der Ball nochmal blöd aufspringt, aber das soll keine Entschuldigung sein. Ich wollte den Ball unbedingt machen und ich denke, wir hätten das Spiel mit dem Tor auch gewonnen. Danach wäre ich gerne im Erdboden versunken, aber das geht ja leider nicht auf Wunsch.

Wieviele Tore sollen es denn in dieser Runde noch sein?

Ich setze mir da keine Vorgabe, mir kommt es nicht auf den persönlichen Erfolg an, das Team steht im Vordergrund. Zwei Treffer aufzulegen kann genauso schön sein, wie selbst zu treffen. Wobei ich auch nicht behaupten will, dass ich nicht gerne Tore schießen würde, klar.

Zum Schluss darfst du traditionell noch jemanden grüßen!

Ich grüße meine Familie und Freunde. Fast vergessen: Natürlich auch meine Mannschaft. Und die Familien Glaser und Keil.

Aufrufe: 025.8.2016, 12:28 Uhr
Dennis BellofAutor