2024-05-10T08:19:16.237Z

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Bonndorfs Torhüter Kay Schlageter parierte in der Schlussminute einen Foulelfmeter, dennoch unterlag der TuS bei Temperaturen in Gefrierpunktnähe und  Dauerregen dem FV Marbach mit 1:2-Toren. | Foto: Wolfgang Scheu
Bonndorfs Torhüter Kay Schlageter parierte in der Schlussminute einen Foulelfmeter, dennoch unterlag der TuS bei Temperaturen in Gefrierpunktnähe und Dauerregen dem FV Marbach mit 1:2-Toren. | Foto: Wolfgang Scheu

Kicken im Orkan bei Blitz und Donner

Meteorologischer Extrem-Fußball in Gündelwangen +++ Bonndorfer Niederlage bei Sauwetter +++ Lenzkircher Sieg auf Rasenschlamm

Kicker sind hart im Nehmen. Regen, Wind und ein bisschen Kälte sind für die wetterfesten Fußballer aus dem Schwarzwald normalerweise kein Problem. Am vergangenen Sonntag war nichts normal. Ein Orkan tobte über den Schwarzwald, als um 14.30 Uhr die Partien in der Bezirks- und Kreisliga angepfiffen werden sollten. Viele Partien wurden abgesagt. Gespielt wurde dennoch. In Bonndorf. Und in Gündelwangen - bei einem Unwetter mit Hagel, Blitz und Donner.
Nurhan Ardiclik, im vierten Jahr Trainer des A-Kreisligisten SV Gündelwangen und langjähriger aktiver Fußballer des TuS Bonndorf, stopfte sich am Sonntagabend mit Vitaminen voll und wollte gar nicht mehr raus aus der mit heißem Wasser gefüllten Badewanne. Es war die Reaktion auf einen verkürzten Fußballnachmittag, "wie ich ihn im November noch nie erlebt habe", so Ardiclik. Beim Anpfiff des Gündelwanger Heimspiels gegen Bräunlingen fauchte der Sturm und aus dem heftigen Regen, der auf dem Kunstrasenplatz riesige Pfützen bildete, wurde eine Viertelstunde nach dem Anpfiff Hagel. "Meine Spieler haben nix gesehen", erinnert sich der Trainer, "die mussten gegen den Wind spielen." Es kam noch schlimmer. In der 25. Minute zuckten Blitze, der Schiedsrichter unterbrach die Partie. Ein paar Zeigerumdrehungen später rollte der Ball dann doch wieder und wurde in der 34. Minute bei einer 1:0-Führung der Bräunlinger endgültig durch Blitz und Donner und den jetzt einsichtigen Unparteiischen gestoppt. "Es war brutal", sagt Ardiclik im Rückblick, "es war unverantwortlich, uns so lange spielen zu lassen".

Schon am Samstag und damit vor dem Orkan waren die Fußballer des FC Lenzkirch gefordert. Mit dem letzten Aufgebot und mit Spielern aus der FCL-Reserve, die die Lücken im Kader füllten, gelang ein 3:1-Erfolg in Oberbaldingen. "Klar war da erst mal gar nichts", so FCL-Trainer Zeljko Cosic, der bei Dauerregen eine Schlammschlacht miterlebte. Auf dem kleinen, engen Nebenplatz des TuS löste sich das Grün unter den Kickstollen mit jeder Minute mehr auf, "am Schluss war da kein Rasen mehr, nur noch eine braune Brühe", so Cosic. In einem reinen Kampfspiel bewiesen die Lenzkircher Mumm und bissen sich zäh zum sechsten Saisonsieg durch. Mit jetzt 22 Punkten sieht Cosic sein Team zwei Spieltage vor der Winterpause im Soll - in Eisenbach und zu Hause gegen Hüfingen sollen sechs weitere Zähler dazukommen. "Und dann", so Cosic, "greifen wir im Frühjahr richtig an."

Die Sonne sah am vergangenen Wochenende niemand, auch nicht die Fußballer des Bezirksligisten SV Hölzlebruck, die nach einem Brigachtaler Eigentor zweimal in Rückstand gerieten und dank einer Energieleistung im Dauerregen ein 3:3 beim FCB erzielten. "Respekt" zollt HSV-Trainer Andreas Binder dem Coach des FC Brigachtal, Werner Bucher, der den FCB vor acht Wochen als abgeschlagenes punktloses Schlusslicht übernahm und seither mit seiner Mannschaft 13 Punkte eingeheimst hat. Durchaus unterhaltsam, so Binder, sei die Partie gewesen. Bis zur letzten Minute sei nicht klar gewesen, "wie das jetzt ausgeht. Das hätte auch ein 4:4 oder 5:5 geben können." Ohne die Brüder Jan und Marc Grieshaber, die am Samstag als Leistungsträger des KSV Hölzlebruck in der zweiten Kegel-Bundesliga gefordert waren, hatte Binder bei der Aufstellung keine Wahl. "Wer da war, hat gespielt". Jammern will er dennoch nicht, "es ist wie es ist und wir sind zufrieden mit einem Punkt".

Fünf Kilometer Luftlinie trennen die Fußballplätze des SV Gündelwangen und TuS Bonndorf. Das Gewitter, das sich am Sonntag über dem SVG-Gelände austobte, erlebten die TuS-Kicker bei ihrem Heimspiel gegen Marbach als mit Wetterleuchten unterlegtes Hintergrundgrummeln. In Bonndorf gab es "nur Starkregen und ein bisschen Hagel", so TuS-Trainer Nils Boll, der seine Elf auf dem gut bespielbaren Kunstrasen zunächst hochmotiviert erlebte. Jannick Thurau gelang in der siebten Minute das 1:0 und er hätte fünf Zeigerumdrehungen später alles klar machen können, schob den Ball aber am leeren Tor vorbei. Nach einer halben Stunde hieß es 1:1, in der 43. Minute gelang den Marbachern die Führung. Die Chance zum Ausgleich vergab Mario Kurth direkt nach Wiederanpfiff mit einem Pfostentreffer. "Danach ging gar nichts mehr", erinnert sich Trainer Boll. "Wir haben 60 Minuten lang zu wenig gemacht, die Niederlage war verdient." Ein Ausrutscher, der noch deutlicher hätte ausfallen können. Doch TuS-Torhüter Kay Schlageter parierte in der Schlussminute einen Foulelfmeter.

"Wir waren gut drauf", erinnert sich Kay Ruf, Trainer des Kreisliga-A-Tabellenführers SV Hinterzarten. Doch die Trainingsleistungen durften die HSV-Spieller nicht in Spieltrieb umsetzen. Die ersatzgeschwächte Mannschaft des FC Bad Dürrheim II verzichtete auf die Fahrt in den Hochschwarzwald, die Mitteilung über die Spielabsage schickten die Salinenstädter am Freitag aber per Mail an den SV Kirchzarten. So bekamen die Hinterzartener erst am Samstagmorgen per Zufall in der vereinsinternen whattsapp-Gruppe mit, dass es nichts werden würde mit dem Fußballspiel gegen die Bad Dürrheimer. Die Hinterzartener Vereinsführung gehe jetzt davon aus, "dass wir die drei Punkte am grünen Tisch bekommen", so Kay Ruf. "Dann wäre aus unserer Sicht nichts passiert."
Aufrufe: 013.11.2017, 22:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor