2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche

Mit 26 Jahren einer der Ältesten

Stefano Pennella vom SV Gonsenheim im Interview der Woche +++ "Die jungen Spieler sind mit 100 Prozent Leidenschaft dabei"

Das gibt es wohl nur beim SV Gonsenheim: Beim 1:0-Sieg beim FK Pirmasens II war Stefano Pennella „Schuld“ daran, dass der Altersschnitt der Oberligafußballer ganz knapp über 20 Jahren lag. Schließlich ist der Linksfuß nicht nur aufgrund der Langzeitverletzung von Maximilian Kimnach diensthabender Kapitän, sondern mit seinen 26 Jahren auch der „Senior“ im Team – einem Team, das am vergangenen Wochenende gegen den SC Hauenstein zum Topspiel Zweiter gegen Erster lud. Das 0:0 feierte man am Wildpark wie einen Sieg – auch wenn damit der „Sturz“ auf Rang drei folgte.

Stefano, Ihr seid von zwei auf drei gerutscht – der Anfang vom Ende? Ja, ein herber Rückschlag, wirklich brutal! Nein, im Ernst, was wir im Moment erleben, ist Wahnsinn. Nach einer englischen Woche, die uns allen in den Knochen gesteckt hat, noch einmal so ein Spitzenspiel zu bestreiten, ist richtig stark. Mit dem 0:0 sind wir hoch zufrieden. Du als „alter Mann“ im Team kannst es am besten beurteilen: Worin liegen die Erfolgsfaktoren? Wir arbeiten unter der Woche sehr hart, auch die Vorbereitung war anstrengend. Wir haben einerseits talentierte Spieler, die enorm motiviert sind, und andererseits die erfahrenen, die versuchen zu lenken, sowie unseren Trainerstab, der hervorragend arbeitet. Was zeichnet das Trainerduo Jörg Jansohn und Babak Keyhanfar aus? Jörg ist eher jemand, der die taktische Marschroute vorgibt und analysiert. Babak hat das auch, legt aber seinen Schwerpunkt mehr auf die Motivation der Mannschaft und die Einstellung, auch weil er eher der emotionale Typ ist. Jörg Jansohn kennst Du ja schon aus der Jugend... Ja, ich habe während der A-Jugend zwei Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Auch damals war er schon ganz sachlich davor. Die vergangene Saison habt Ihr auf Rang vier beendet, jetzt seid Ihr Dritter: Der SV Gonsenheim etabliert sich in der Spitzengruppe, und das bei Abgängen wie Volkan Tekin, Damir Bektasevic und Kapitän Ertan Ekiz... Ich hoffe, dass es noch lange dauert. Bei den Abgängen war es in der Sommerpause für das Trainerteam nicht einfach, eine oberligataugliche Mannschaft zu formen. Und wenn man auch sieht, wie viele Verletzte wir aktuell haben, ist unsere Punkteausbeute wirklich eine starke Leistung, finde ich. Absolut. Wie lang, glaubst Du, hält der Höhenflug noch an? Unser erstes Ziel bleibt der Klassenerhalt, daran führt kein Weg vorbei. Aber wir denken sowieso von Spiel zu Spiel. Du hattest in der Sommerpause mit einem Wechsel geliebäugelt, Dich dann aber zum Bleiben entschieden. Waren einer der Beweggründe auch, dass Du in der Vorbereitung gesehen hast, wie schnell hier ein neues Top-Team heranwächst? Ich habe die Vorbereitung ja in Gonsenheim angefangen, obwohl gar nicht sicher war, dass ich bleibe. All die jungen Spieler sind immer mit 100 Prozent Leidenschaft dabei. Das Trainingsniveau ist auch sehr hoch, weil die Jungen so viel laufen können. Dadurch macht das Training einfach Spaß. Und das war dann auch ein Grund zu bleiben, ja. Hat sich an Deiner Rolle durch die Abgänge gegenüber der Vorsaison etwas geändert? Ich habe mir schon zur Aufgabe gemacht, die jungen Spieler mit zu führen und ihnen etwas von meiner Oberligaerfahrung abzugeben. Dadurch, dass ich jetzt auch die Kapitänsbinde trage, versuche ich noch weiter in die Führungsspielerrolle zu rücken. War das Spitzenspiel Zweiter gegen Erster für Euch etwas Besonderes? Ja klar, es ist ein großer Unterschied, ob manchmal 50 Leute am Spielfeldrand stehen oder, wie jetzt, 250. Das macht einfach viel mehr Spaß. Eigentlich ist es schon grenzwertig, wie wenige Zuschauer manchmal zu den Spielen kommen, ich finde das für Oberligaverhältnisse sehr schade, aber hier in Mainz ist nun einmal Mainz 05 die große Nummer. Ich hoffe, dass wir durch gute Leistung mehr Leute locken können. Was machst Du abseits des Sportplatzes? Ich studiere in Rüsselsheim an der Fachhochschule Maschinenbau und bin jetzt im fünften Semester. Drei sind es also noch. Danach muss ich schauen, wo ich einen Job finde. Mal schauen, was sich ergibt. Ist es Dein Ziel in Mainz zu bleiben? Ja, hier wohnen meine Eltern, meine Freundin wohnt in Gonsenheim. Es wäre schon schwierig, nochmal wegzugehen, eine Arbeitsstelle hier wäre optimal. Das heißt, Du kannst Dir auch vorstellen, noch lange in Gonsenheim zu spielen, oder reizt es Dich noch einmal, in der Regionalliga anzugreifen? Nee nee, das weniger. Ich muss schauen, wie lange es mit der Belastung noch geht, viermal die Woche Training geht schon an die Substanz. Ich muss sehen, wie ich diesen zeitlichen Aufwand packe. Darüber etwas zu sagen, wie es nach der Saison weitergeht, ist es noch viel zu früh. Wenn Du tippen solltest, wo Ihr und wo Schott Mainz am Saisonende landet, was würdest Du sagen? Ich hoffe natürlich, dass wir am Ende vor Schott stehen, klar. Wir versuchen den Nichtabstieg zu schaffen, alles andere müssen wir sehen. Das Gespräch führte Torben Schröder.
Aufrufe: 03.9.2015, 07:00 Uhr
Thorben SchröderAutor