2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
So sehen Meister aus! Der SV Gonsenheim steigt in die Oberliga auf. Foto: Torben Schröder
So sehen Meister aus! Der SV Gonsenheim steigt in die Oberliga auf. Foto: Torben Schröder

"Ei, dann sind wir ja Meister"

SV Gonsenheim erfährt vom Titelgewinn erst unter der Dusche +++ „Krönung eines sensationellen Jahres“

Gonsenheim. Lothar Renz wundert sich. Ja, warum feiern sie denn nur so schaumgebremst beim SV Gonsenheim? Ihr seid doch Meister. Beim SVG gingen alle fest davon aus, dass bei einem dritten Nicht-Antritt durch den ASV Fußgönheim dessen Spiele aus der Wertung genommen werden. Verfolger Dudenhofen wäre heran gerückt, der Titel noch nicht fix. Stimmt aber nicht, klärte der Fußball-Klassenleiter auf. Im Saison-Schlussspurt wird nichts mehr gestrichen, was noch aussteht, wird 2:0 für den Gegner gewertet. „Ei, dann sind wir ja Meister“, rufen die Vorsitzenden Joachim Mayer und Hans Walter Sans verdutzt. Ja, seid ihr.

Manager Marvin Bylsma rennt los, um die Meister-Shirts zu holen. Und Sans geht erst in die Kabine, dann in kompletter Montur unter die Dusche, die frohe Botschaft verkünden. Zweimal dasselbe Bild: Die Spieler eskalieren, spritzen mit Bier und Sekt, springen wild umher. Bier-Dusche mal anders. „Oberliga hey hey“-Gesänge ertönen, „Verbandsliga nie mehr!“ wird noch einen Tick entschlossener gegrölt. Paul Simon bekommt auch beim Mannschafts-Titel-Foto noch was übergegossen. „Dann wehr dich doch!“, brüllt Bylsma, und sofort schüttelt der Keeper seine Sektflasche und die Kollegen flüchten in alle vier Winde. Als Maximilian Hinterkopf Trainer Christian Lüllig duscht, kontert der, nun ja, trocken mit einem „Du läufst in der Vorbereitung“.

Die ist gerade himmelweit weg. „Gut möglich, dass wir uns zum nächsten Spiel wiedersehen“, liebäugelt Lüllig mit einer trainingsfreien Woche. Endlich ist alles klar, endlich kann die Mannschaft ihre Mallorca-Reise buchen. „Nach so einem Abstieg so zurückzukommen – hervorragend! Sensation!“, jubelt Lüllig, „und das zum 100. Jubiläum des Vereins, mehr geht nicht.“ „Das ist die Krönung eines sensationellen Jahres“, freut sich Bylsma, „da fällt alles von dir ab. Wir haben keinen Druck gemacht, den macht die Mannschaft sich selbst.“ Und das mit bemerkenswertem Erfolg. „Das war die kurioseste Art, Meister zu werden – unter der Dusche“, grinst Damir Bektasevic, „die Jungs haben alle brutal mitgezogen. Einfach nur Wahnsinn.“

Beim 3:1 (2:0)-Sieg gegen Speyer jubelte Ibrahim Yilmaz besonders laut. Erst den Körper reingestellt, um den Gegner gewickelt und eingeschoben (20.), dann per feinem Lupfer (27.) gelangen dem Stürmer seine heiß ersehnten ersten beiden Tore dieses Jahres. Nach Marvin Sprenglings Elfmeter-Anschluss (54.) sorgte Dennis Merten mit Saisontreffer 21, wuchtig ins kurze obere Eck, für klare Verhältnisse (83.) in einem engen Spiel, bei dem der SVG mal wieder mit mehr Cleverness und Überzeugung das Ergebnis zog. „Ibo auf den Zaun“ brüllte die Mannschaft, als sie mit, so Sans, „Edelfan“ Florian Umhauer die Humba anstimmen wollte. Zwar war da, mitten auf dem Feld, kein Zaun, aber das Mainzer Stadionritual wurde trotzdem durchgezogen. Yilmaz schnappte sich das Megafon, Khaled Abou Daya kringelte sich vor Lachen auf dem Boden und Lüllig rief zum „Vorglühen“ – nichts ahnend, dass der Titel da schon fix war.

Merten hob trotzdem schon mal die Trommel hoch und brüllte „Da ist das Ding!“. Die offizielle Meisterkür steht am letzten Spieltag an. Für den Knipser könnte es mit der Torjägerkanone ein persönliches Double geben. „Ich mache mir da keinen Druck“, sagt er, „ich arbeite für das Team, dann kommt der Rest von alleine.“ 24 Siege aus 28 Spielen, „die Konstanz ist der Wahnsinn“, findet Bektasevic. „Ich habe schon vieles erlebt, aber so Meister zu werden – das ist neu“, grinst Sans, „das war eine Riesen-Leistung der Mannschaft, ein sehr großes Lob auch an den Trainer. Heute ist einer der schönsten Tage überhaupt, das i-Tüpfelchen auf unserem Jubiläum.“ Und die spontanen Feiern sind ja bekanntlich die schönsten.

SV Gonsenheim: Simon – Eichbladt (68. Obas), Gündüz, Hermann – Canizzo, M. Yilmaz, Ahlbach, Rimoldi – Bektasevic (88. Sorihashi) – Merten, I. Yilmaz (60. Abou Daya).



Aufrufe: 012.5.2019, 22:00 Uhr
Torben SchröderAutor