2024-05-08T14:46:11.570Z

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Als ganz junger Spieler kickte Sepp Hof auch bei der SpVgg Landshut
Als ganz junger Spieler kickte Sepp Hof auch bei der SpVgg Landshut – Foto: Privat

Sepp Hof: Ausnahmefußballer, Basler-Kumpel, Lebemensch

Der frühere Nachwuchsspieler des FC Bayern und TSV 1860 München sorgte nicht nur als erfolgreicher Spielertrainer des SV Ettenkofen für Furore

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Er ist eines der größten Talente, die es im Raum Landshut und in ganz Niederbayern jemals gegeben hat: Der aus dem FC Ergolding hervorgegangene Sepp Hof (50) hätte das Rüstzeug für einen Profi-Fußballer gehabt. Als Jugendlicher spielte der Offensivmann sowohl für den TSV 1860 als auch für den FC Bayern München. Der technisch beschlagene Offensivspieler gehörte in den 80er-Jahren auch dem Kader der süddeutschen Jugendauswahl an und stand kurz vor dem Sprung in die DFB-Nachwuchsnationalmannschaft. Mit 17 entschied sich Hof jedoch, den Traum vom Bundesliga-Spieler nicht weiter ernsthaft verfolgen zu wollen.

Als Jugendlicher war der Edeltechniker auch beim TSV 180 München
Als Jugendlicher war der Edeltechniker auch beim TSV 180 München – Foto: Privat


"Damals gab es bei den Profivereinen noch keine Jugendinternate. Ich musste pro Woche viermal mit dem Zug zwischen Landshut und München hin- und herpendeln. Vor 23 Uhr bin ich nie nach Hause gekommen. Irgendwann wurde mir das zu viel, weil ich dann auch schon meine Berufsausbildung begonnen hatte", berichtet Sepp Hof, der deshalb mit 17 Jahren zum ETSV 09 Landshut wechselte und bei den "Eisenbahnern" sofort mit Sondergenehmigung in der ersten Herrenmannschaft eingesetzt wurde. "Ich habe Sepp Hof erstmals bei der A-Juniorenkreismeisterschaft in Landshut spielen sehen. Das war eine Augenweide. Ich dachte damals, da spielt Diego Maradona. Ich habe bis heute noch nie einen besseren Hallenspieler gesehen", berichtet Schierlings langjähriger Macher Martin Huber, der seit zwei Jahren für den SSV Jahn Regensburg Talente scoutet. Die herausragenden Leistungen des Jungspunds blieben nicht verborgen und später kickte der Vollblutfußballer auch für die Nummer eins der Stadt, die Spielvereinigung. Im Sommer 1992 folgte allerdings der Wechsel zum aufstrebenden TuS Landshut-Berg, der große Ziele verfolgte und am Thron der "Spiele" wackeln wollte.

Zweitliga-Angebot aus Unterhaching: »Als Jahresgehalt hätte mir der Manager nur 50.000 DM gegeben - das war mir zu wenig



"Die Bergler hatten damals einen Präsidenten, der mit aller Gewalt nach oben wollte. Ich habe eine Top-Gage bekommen und hatte dann drei überragende Jahre dort", erinnert sich Hof an die Zeit beim 2001 insolvent gegangenen Klub zurück. Mit einer sagenhaften Bilanz von 24 Siegen und nur zwei Niederlagen stiegen die Schützlinge von Ex-Profi Willi Mikulasch in die Bezirksoberliga auf und schafften nur ein Jahr später über den Umweg Relegation als Vizemeister den erstmaligen Sprung in die Landesliga. "Geld floss zu dieser Zeit am Berg jede Menge. Gerne erinnere ich mich an die Trainingslager in Dubai und auf Malta zurück", erzählt Hof, der aber mit Mikulasch-Nachfolger Roland Kugler sportlich nicht auf einer Wellenlänge war: "Menschlich und privat bin ich mit Roland super ausgekommen, aber in Sachen Fußball hatten wir ziemlich unterschiedliche Anschauungen." Der Torjäger entschied sich, den Verein zu verlassen. Hof hatte damals auch eine Offerte von der SpVgg Unterhaching vorliegen, die in der 2. Bundesliga um Punkte und Tore kämpfte. "Ich habe ein paar Wochen der Vorbereitung mitgemacht und dann auch ein Vertragsangebot erhalten. Als Jahresgehalt hätte mir der Manager nur 50.000 DM gegeben - das war mir zu wenig, zumal ich damals schon verheiratet war und eine kleine Tochter hatte", sagt Hof.

Beim TuS Landshut-Berg war Hof (helles Trikot) maßgeblich an zwei Aufstiegen beteiligt
Beim TuS Landshut-Berg war Hof (helles Trikot) maßgeblich an zwei Aufstiegen beteiligt – Foto: Privat



Statt Profifußball schlug der damals 25-Jährige eine komplett andere Richtung ein und wechselte als Spielertrainer zum SV Ettenkofen in die Kreisliga. "Ich hatte vor Landshut-Berg schon mal ein halbes Jahr als Spieler beim SV Ettenkofen verbracht. Das Ettenkofener Angebot war richtig gut und es folgten viele tolle Jahre", schwärmt Hof, der den kleinen Dorfklub bis in die Bezirksoberliga führte und 2002 mit seinem Team dort sogar Vizemeister wurde. Der Coach war der Dreh- und Angelpunkt des SVE. In der Spielzeit 2000/2001 erzielte der spielende Übungsleiter beispielsweise sagenhafte 33 Saisontreffer im Bezirksoberhaus. "Vor allem in der heimischen Gruam haben wir so manches Feuerwerk abgebrannt - auch nach den Spielen", lacht Hof, dessen Team für einen spektakulären Spielstil bekannt war. Unvergessen ist der 7:6-Heimerfolg in einer BOL-Partie gegen den SV Aicha vorm Wald. "Wir haben immer versucht, unsere eigenen Stärken in den Vordergrund zu stellen und unser Spiel durchzuziehen. Ich bin nie ein Trainer gewesen, der sich am Gegner orientiert hat", erzählt der Ausnahmefußballer, der aber auf dem Trainingsplatz durchaus ein harter Hund sein konnte: "Geschenkt habe ich meiner Mannschaft nichts. In Ettenkofen haben die Spieler zwar ordentlich verdient, aber wir haben in den ganzen Jahren nur Leute aus unteren Spielklassen bekommen. Dementsprechend mussten wir im Training hart arbeiten, ansonsten wären die ganzen Erfolge nicht möglich gewesen."


»Nur Trainer zu sein, ist mir einfach zu langweilig

Im Herbst 2002 ging die Ära-Hof beim SVE nach einem holprigen Saisonstart zu Ende und der Edeltechniker hatte noch unterklassige Stationen beim FC Neufahrn, den er immerhin bis in die Kreisliga führte, und beim FC Mainburg. 2014 beendete Sepp Hof seine Laufbahn als Spielertrainer und verabschiedete sich von der Fußballbühne. "Es gab zwar in den Folgejahren immer wieder mal die eine oder andere Anfrage, aber ich habe mit dem Kapitel abgeschlossen. Ganz ehrlich: Nur Trainer zu sein, ist mir einfach zu langweilig." Langweilig ist eine Eigenschaft, die zu Sepp Hof nämlich überhaupt nicht passt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Niederbayer eng mit Ex-Nationalspieler Mario Basler befreundet ist und beide eine gemeinsame Leidenschaft für Kartenspiele und Pferderennen verbindet. "Ich habe Mario damals über seinen Berater Roger Wittmann beim Eishockey in Landshut kennengerlernt. In der Zeit, in der er beim FC Bayern spielte, war er sehr oft in Landshut und zwischen uns hat sich eine tolle Freundschaft entwickelt, die noch heute Bestand hat. Wir haben schon viel miteinander erlebt."

Beim FC Mainburg ließ Sepp Hof (re.) seine Laufbahn ausklingen
Beim FC Mainburg ließ Sepp Hof (re.) seine Laufbahn ausklingen – Foto: Grasl Martin


Ein Lebemensch war Hof immer schon. "Sepp ist ein ganz feiner Kerl, der eine richtige Marke ist. Ich kann mich noch gut an einen legendären Ausflug mit ihm und einen Kumpel zu einem Pferderennen in München-Daglfing erinnern, den ich nie vergessen werde. Zudem gibt es vermutlich kein Kartenspiel, das er nicht perfekt beherrscht", schmunzelt Ex-Bayernligaspieler Jürgen Stadler, der Hof schon aus der gemeinsamen Schulzeit kennt und später mit ihm auch beim TuS Landshut-Berg kickte. Rückblickend bereut Hof, der sich heute sein Geld als Wett-Quotenberechner für Pferderennen verdient, dann aber doch eine Sache: "Ich bin ein großer Fan des TSV 1860 München. Vor der Corona-Zeit war ich auch regelmäßig im Grünwalder und habe mir dir Löwen-Spiele live angesehen. Für diesen Verein und in diesem Stadion hätte ich wirklich sehr, sehr gerne gespielt." In Niederbayern und speziell im Raum Landshut hat der Hof Sepp dennoch Kult-Status. Ähnlich wie sein Spezl Marios Basler ist er eine Art Typ, die es im heutigen Fußball (leider) nicht mehr gibt.

Aufrufe: 03.3.2021, 07:30 Uhr
Thomas SeidlAutor