2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ein wenig enttäuscht von den etablierten Kräften: Trainer Axel Siefert  | Foto: Patrick Seeger
Ein wenig enttäuscht von den etablierten Kräften: Trainer Axel Siefert | Foto: Patrick Seeger

Was ist nur los beim SV Endingen?

Der stark gestartete SV Endingen ist ins untere Tabellendrittel der Verbandsliga abgerutscht

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Was ist nur mit dem SV Endingen los? Seit neun Spielen sind die Kaiserstühler in der Verbandsliga ohne Sieg. Infolge eines guten Saisonstarts hielten sich die Endinger bis zum zehnten Spieltag unter den Top Fünf der Tabelle, dem ausgemachten Saisonziel; doch nach der ersten Heimniederlage am vergangenen Samstag gegen den FC Bad Dürrheim (1:2) ist der SVE auf Platz 14 abgerutscht. Unweigerlich rückt im Erletal die Abstiegszone ins Blickfeld.
Eigentlich dachte Axel Siefert, dass er aus dem Gröbsten raus sei. Nachdem der Verein im Vorstand und in der ersten Mannschaft Schritt für Schritt einen Umbruch hinbekommen hatte, nährte eine starke Saisonvorbereitung mit einer herausragenden Vorstellung beim Bahlinger Kaiserstuhl-Cup die Hoffnung, der SV Endingen könne in diesem Jahr ganz vorne mitspielen. Doch mittlerweile spricht Siefert, im siebten Jahr Übungsleiter beim SVE, von einem Fluch und hadert mit den vielen Ausfällen, die dem Endinger Spiel den Stecker gezogen haben. „Damit hat keiner gerechnet, und das habe ich so auch noch nicht erlebt“, sagt der dienstälteste Trainer der Verbandsliga. Dabei waren die Blau-Weißen mit einem üppigen 21-Mann-Kader in die Runde gestartet.

Großer Verschiebebahnhof auf dem Feld

Folgende Absenzen hält Siefert für besonders schwerwiegend: Jan Bories und Dominik Melcher verabschiedeten sich aus privaten oder beruflichen Gründen bereits vor der Runde, die Florian Metzinger nach einem Kreuzbandriss fast schon abschreiben kann. Die Neuzugänge Andreas Futterer und Wadim Dell fanden wegen diverser Blessuren nur schleppend ins Team, und dann ist da noch Kapitän Philipp Hensle: Fünf Wochen lang plagte den Blondschopf mit Leaderqualitäten eine hartnäckige Entzündung im Knie. „Philipp und Wadim kannst du nicht einfach so ersetzen“, sagt Siefert.

Im Training litt die Qualität, da Siefert mit teilweise nur neun Spielern improvisieren musste. „Sechs Mann konnten nur um den Platz traben oder sich im Kraftraum aufhalten“, so der SVE-Coach. Auf dem Feld setzte der große Verschiebebahnhof ein: Colin Kanwischer und Björn Bauer fanden sich mangels Alternativen auf ungewohnten Offensivpositionen wieder. „Ein Robert Kerek hat bei uns schon fast überall gespielt“, stellt Siefert fest: Kerek tauchte mal Innenverteidiger, mal Außenverteidiger, mal auf der Sechser- oder der Zehnerposition auf.

Das 2:2 gegen den Aufstiegsanwärter FC 08 Villingen am siebten Spieltag ließ die Endinger noch jubilieren, das gleiche Resultat gegen den FC Bötzingen zwei Spieltage später – der bislang einzige Punktgewinn für den Tabellenletzten – leitete den Leistungsabfall ein. „Von hier an ging es steil nach unten“, konstatiert der neue Vorsitzende Michael Wunderlich, für den die Verletzungsmisere ebenfalls der einzige Grund der Talfahrt ist.

Etwas anders sieht es Abwehrkraft Manuel Gleichauf. Für den Spieler mit den meisten Einsatzzeiten beim SVE hätten andere Teams ähnliche Personalprobleme: „Es liegt an uns selbst“, sagt Gleichauf. „Nach dem guten Start haben wir es etwas schleifen lassen und ein paar Mal wirklich schlecht gespielt.“ Seine Forderung: „Jeder Spieler sollte ein paar Prozent mehr aus sich herauskitzeln.“

Erschwerend kam hinzu, dass die Endinger bei ausgeglichenen Spielen zuletzt viermal Unentschieden spielten, statt mal einen „dreckigen Dreier“ einzutüten. „Wenn du einen Negativlauf hast, dann fehlt auch das Glück. Das ist in dieser megastarken Verbandsliga fatal“, sagt Siefert, der sich von manchen Führungsspielern indes mehr Präsenz gewünscht hätte: „Ich war ein wenig enttäuscht, dass der eine oder andere etablierte Spieler nicht mehr Verantwortung übernommen hat.“ Gegentore gab es vor allem nach Standards oder gegnerischen Kontern. „Hier bringen wir uns oft selbst in die Bredouille“, hat der 47-Jährige erkannt.

Die Verantwortlichen strahlen weiter Ruhe aus

Trotz der ungewohnten Tabellenlage strahlen die Verantwortlichen weiter Ruhe aus. „Wir wissen ja, woran es liegt“, sagt Siefert. Auch wenn der Zug für die ersten drei Tabellenplätze abgefahren ist, traut er der Mannschaft mit einer guten Rückrunde noch Rang vier oder fünf zu. „Wir dürfen aber die Augen vor der Realität nicht verschließen und müssen erst mal nach unten schauen.“

Auch Vereinsvorsitzender Wunderlich ist überzeugt, dass die Mannschaft nichts mit dem Abstieg zu tun bekommt, wenn die Leistungsträger wieder voll im Saft stehen. „Dafür ist die Qualität im Team eigentlich zu hoch“, so Wunderlich, der auch Siefert vorbehaltlos den Rücken stärkt. Eine Trainerdiskussion gibt es im Erle nicht, vielleicht aber in der Winterpause den einen oder anderen neuen Spieler. Wenngleich Siefert einschränkt: „Wir können es uns nicht leisten, einen Oberligaspieler zu ziehen.“

Weil Spieler wie Hensle und Dell zurück im Training sind, verbreitet der Trainer Optimismus. Vielleicht kann am Samstag in Bühlertal und drei Tage später im Pokal-Achtelfinale beim TuS Oppenau, dem Zweiten der Landesliga-Staffel I, bereits die Wende− eingeleitet werden.
Aufrufe: 027.10.2016, 22:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor