2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
David Schäfer stürmt seit Saisonbeginn beim SV Empor Berlin.
David Schäfer stürmt seit Saisonbeginn beim SV Empor Berlin. – Foto: Sebastian Räppold

"Jedes Tor bringt natürlich Selbstvertrauen und man will immer mehr"

David Schäfer spricht über seinen Viererpack, mit dem er den SV Empor am vergangenen Wochenende in die nächste Pokalrunde geschossen hat. Dass der 21-Jährige derzeit in Berlin Fußball spielt, hat der Verein der Corona-Pandemie zu verdanken.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: David Schäfer

David, welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als ihr am vergangenen Wochenende im Pokal gegen den Oberligisten Stern 1900 schon früh in der Partie in Rückstand geraten seid?

Da habe ich mir nicht so viele Sorgen gemacht, weil das Tor schon sehr früh gefallen ist und wir noch sehr viel Zeit hatten. Wir hatten auch bis zum Gegentreffer schon gut gespielt und haben einfach weiterhin hoch und aggressiv gepresst, hinten dafür dann noch konzentrierter und im Mittelfeld auch die meisten Zweikämpfe gewonnen.

Klingt, als seid ihr „geiler“ als Stern 1900 auf den Einzug in die 3.Runde gewesen. Spielt der Pokal in euren Saisonplanungen eine „große“ Rolle?

Ich bin auf jedes Spiel heiß und ich denke da spreche ich für alle. Klar, gegen höherklassige Gegner ist man vielleicht noch motivierter, aber die Berlin-Liga ist natürlich mindestens genauso wichtig.

Jetzt hattest du keinen unerheblichen Anteil an dem Sieg. Vier Tore in einem Spiel , ist dir das vorher schon mal gelungen?

Nein, aber hoffentlich kann ich den Schwung mitnehmen und konstanter Tore schießen. Aber ich habe es vor allem unserem erfolgreichen Pressing und unseren super ausgespielten Kontern zu verdanken. Das war nicht nur individuell sehr gut, sondern wir haben einfach zusammen gekämpft und dann offensiv auch noch gut kombiniert.

Wir sollten festhalten, dass die ersten drei Treffer einen lupenreinen Hattrick bedeuteten. Wie fühlt man sich noch während des Spiels und wie haben die Kollegen reagiert?

So ganz fassen konnten wir es nicht, das ging schon sehr schnell. Aber jedes Tor bringt natürlich Selbstvertrauen und man will immer mehr. Meine Mitspieler und Trainer haben sich natürlich für mich und die Mannschaft sehr gefreut. Dass ich einen Hattrick in der ersten Halbzeit gegen einen guten Oberligisten mache war natürlich eine angenehme Überraschung.

Was wünscht ihr euch für die nächste Runde: eine machbare Aufgabe oder ein Schwergewicht?

Ich denke in der nächsten Runde werden die meisten Spiele eher eng. Von mir aus gerne ein Schwergewicht, unschlagbar ist keiner.

Vorher heißt es aber erstmal wieder Ligaalltag. Dort lief es, toretechnisch gesehen, noch nicht ganz so rund. Oder bist du mit der Ausbeute bisher zufrieden?

Nein, natürlich nicht. Vor dem Tor muss ich noch konsequenter werden und mir Torchancen auch noch zielstrebiger erarbeiten. Gegen den Stern 1900 lief das genauso wie ich es mir vorstelle.

Und wie sieht es Mannschaftstechnisch aus?

Wir hatten viele Verletzte und waren in vielen Spielen unterschiedlich besetzt. Trotzdem sind wir enttäuscht, da wir eigentlich in fast jedem Spiel sehr gut und dominant gespielt haben, aber unsere Chancenverwertung war einfach sehr schlecht. Da müssen wir uns steigern und einen Sieg dann über mehr Willen erzwingen, ich denke dafür ist der kommende Gegner eine sehr gute Herausforderung.

Als Außenstehender betrachtet wirkt der SV Empor nicht wie ein Verein für die Spitzengruppe, ebenso wenig wie ein Abstiegskandidat. Der Saisonstart unterstreicht das. Woher kommt die Motivation, auch jetzt in dieser Situation, mit vielen englischen Wochen, sich alle sieben oder drei Tage zu motivieren, wenn es um die „Goldene Ananas“ geht?

Wir wollen jedes Spiel gewinnen, so gehen wir auch an die Sache ran. Unser Ziel sollte es sein im oberen Tabellendrittel zu landen, das ist vom Talent her auf jeden Fall möglich. Wir kommen über Teamgeist und sind eine eingeschweißte und familiäre Truppe mit der es Spaß macht Fußball zu spielen.

Dass du derzeit beim SV Empor spielst, ist eigentlich Zufall. Normalerweise wärst hunderte Kilometer weg und würdest in Kanada den Ball hinterherjagen. Erzähl uns mehr?

Ich studiere Sport Management und spiele seit zwei Jahren dort und es macht mir sehr viel Spaß. Die Bedingungen sind sehr professionell und der Wettkampf sehr spannend. Wir messen uns mit den größten Unis in Kanada, jedes Jahr mit dem Ziel den National Championship zu erreichen. Nachdem wir letztes Jahr sehr knapp daran gescheitert sind, bin sicher, dass wir es dieses Jahr geschafft hätten. Dort wurde vor einigen Monaten dann die Saison abgesagt und das Studium auf online verlegt. Da war mir direkt klar, dass ich die Zeit nutzen will und trotzdem kicken kann. Da kam mir Empor sofort in den Sinn: mein alter Kindheitsverein, bei dem ich noch viele Freunde und Bekannte habe. Es ist eben eine sympathische, familiäre und gute Mannschaft, die mich und auch andere Neuzugänge direkt eingegliedert hat. Dort fühlt man sich wohl und es macht großen Spaß mit den Jungs zu kicken.

Gibt es schon einen Termin, wann es wieder zurückgeht und weißt du vor allem weißt du schon, wie es sportlich dann weiter gehen soll?

Eigentlich sollte es im Januar wieder zurückgehen, jetzt wurde unser nächstes Semester aber auch schon auf online verschoben. Mal sehen, in diesen Zeiten kann man das meiste sowieso schlecht planen. Fest steht, dass ich mein Studium fortsetzen will und gleichzeitig anspruchsvoll Fußball spielen will.

Vornehmlich in Kanada oder beim SV Empor. Oder würde dir hier in Berlin auch ein Verein aus dem überregionalen Fußball Zusagen?

Ich bin dankbar für die Chance beim SV Empor und deswegen beschäftige ich mich momentan auch nicht mit einem Wechsel.

Welche Erfahrungen konntest du bisher in Kanada sammeln?

Das war bisher eine sehr schöne Erfahrung. Natürlich auch mit Höhen und Tiefen und anfangs ein bisschen Heimweh, aber ich bin dadurch gereift und habe vieles gelernt, sowohl fürs Leben als auch sportlich. Ich fühle mich dort eigentlich sehr wohl und es ist für mich schon wie ein zweites zuhause. Kanada ist ein sehr spektakuläres und diverses Land und es gibt sehr viel zu erkunden. Die Menschen sind sehr höflich und hilfsbereit. Ich bin damals über die Agentur Vista Athletics rübergegangen, mein Trainer dort hat auch mal bei Hansa Rostock gespielt und spricht perfekt Deutsch. Ich wurde auch von der Mannschaft dort sehr gut aufgenommen und habe schon viele Freunde gefunden. Das hat vieles ein bisschen einfacher gemacht. Seit einem Jahr ist auch mein Mannschaftskollege Ben Mehl mit dabei in Kanada. Wir sind schon lange sehr gute Freunde und spielen jetzt auch bei Empor zusammen. Ein Tor hat er mir am Sonntag auch sehr schön aufgelegt.

Wenn in unser Leben wieder Normalität einkehren sollte, was sind dann deine größten Wünsche in sportlicher Sicht?

Irgendwann einmal in die Canadian Premier League (entspricht ungfähr dem deutschen Regionalliganiveau) gedraftet zu werden oder hier in Deutschland mal überregional zu spielen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg und viel Arbeit und Glück, da muss ich schon noch besser und konstanter werden. Ich will einfach das beste rausholen und immer dranbleiben, dann werden wir sehen wofür es reicht. Kurzfristig will ich mit dem SV Empor eine erfolgreiche Saison spielen und dann stand jetzt mich gut auf die nächste kanadische Uni-Saison (USports) vorbereiten.

Aufrufe: 015.10.2020, 09:30 Uhr
Marcel PetersAutor