2024-05-08T14:46:11.570Z

Transfers
– Foto: Volker Jabin

Zwei wie Löw und Klinsmann

Rheinlandliga: Auf Niklas Wagner folgt in Ellscheid ein Trainerduo, das schon mit den Großen der Gilde verglichen wurde.

Niklas Wagner hätte sich gerne anders von seinen langjährigen Weggefährten im Alfbachtal verabschiedet. Doch in der Corona-Krise blieb dem zur SG Vordereifel Müllenbach in die Bezirksliga Mitte wechselnden Trainer (TV berichtete) nur die Möglichkeit, über die sozialen Medienkanäle Adieu zu sagen, genauso wie sein Assistent und Torwarttrainer Klaus Kremer, der den Rheinlandligisten ebenfalls Richtung Vordereifel verlässt.

Wagners Herz hängt aber auch weiterhin an der SG Ellscheid: „Ich war hier als Spieler aktiv, habe dann nach einer Knieverletzung schon mit 22 Jahren angefangen, den Nachwuchs zu trainieren und dies sechs Jahre lang getan. Danach wurde mir das Vertrauen geschenkt, und ich durfte als 28-Jähriger die gerade abgestiegene erste Mannschaft übernehmen.“ Dafür, so Wagner, sei er „sehr dankbar, da ich auf viele schöne Erinnerungen zurückblicke – an große Siege, die Meistersaison und die Rückkehr in die Rheinlandliga Mitte 2017“.

In der Mitte März abgebrochenen Saison hatte der heute 35-Jährige mit seinen Alfbachtalern noch alle Chancen, den Klassenverbleib zu schaffen. 20 Punkte (bei je fünf Siegen und Niederlagen) aus 21 Partien standen auf der Habenseite. Damit sprang der 16. Platz heraus. Der 13. aus Trier-Tarforst hat nur drei Punkte mehr – alles war noch eng zusammen.


Sieg über Salmrohr als Saisonhighlight

„Ich hoffe, dass ich mich irgendwann noch persönlich von meinen Jungs verabschieden kann. Mich hat die Ungewissheit sehr genervt, da wir uns seit dem 1:1 gegen Mayen am 6. März nicht mehr gesehen haben. Ich hätte die Saison annulliert und keine Vereine auf- oder absteigen lassen“, sagt Wagner. Was sein Team angeht, moniert er: „Insgesamt haben wir zu oft zu hoch verloren und zu viele Gegentore kassiert. Saisonhighlight war der 2:1-Derbysieg über Salmrohr, der uns neuen Schwung und Schlagdistanz zum Tabellenmittelfeld brachte.“

Kapitän Christoph Gräfen bescheinigt dem scheidenden Coach „sehr gute Arbeit“. Den unverhofften Aufstieg vor drei Jahren macht er eng an Wagners Wirken fest.

Für die Spielgemeinschaft aus Ellscheid, Strohn, Steiningen, Gillenfeld und Udler bricht nun ein neues Kapitel an, da nicht nur eine große Transferfluktuation (siehe Übersicht am Ende des Textes) eingesetzt hat, sondern anstelle von Wagner auch gleich zwei neue Trainer kommen. Andreas Alt, der Sportliche Leiter der SG, geht den Umbruch positiv an: „Wir wollen nicht im Konzert des Geldes mitspielen. Das bringt Herausforderungen mit sich – gerade für die vielen jungen Spieler ist das eine tolle Chance, sich zu beweisen.“

Viel Vorschusslorbeeren fürs neue Trainergespann

Dem schließt sich Teammanager René Diederichs an: „Die Abgänge tun weh, aber wir freuen uns auf die Neuen. Patrick Phlepsen bringt Erfahrung mit und will sich bei uns beweisen. Als neuen Torwart haben wir Eljin Kajo verpflichtet, der in der Bezirksliga überzeugte und die Lücke schließt, die der Wechsel von Daniel Neisius verursacht.“ Aus Sicht von Diederich passt das neue Trainerteam Michael Häb/Daniel Haas perfekt, da „sie sich seit Jahren kennen und erfolgreich zusammenarbeiten. Sie ergänzen sich sehr gut“.

Häb (44) wohnt nicht nur im SG-Einzugsgebiet, sondern ist sogar im Steininger Vorstand. Diesem gehören auch sein Bruder Marco (Vorsitzender) und die beiden Cousins Andreas und Markus an. Den Eifeler A-Ligisten SV Neunkirchen/Steinborn trainierten beide zuletzt drei Jahre gemeinsam. Häb kehrt zu seinen fußballerischen Wurzeln zurück, da er selbst über viele Jahre hinweg im Jugend- und Seniorenbereich im Alfbachtal aktiv war.

Häb, der „Ellscheider Jung“, kann es kaum erwarten, bis es losgeht: „Daniel und ich freuen uns sehr auf die neue Aufgabe und gehen sie mit Respekt an. Ein Traum geht damit für mich in Erfüllung, da ich zu Hause an der Seitenlinie stehe.

Trotz der schweren Corona-Zeit sei die Zusammenarbeit mit dem Verein bisher sehr gut gelaufen. Fest im Blick haben die zuvor beim Eifeler A-Ligisten SV Neunkirchen-Steinborn tätigen Trainer die Förderung der eigenen Talente. Deshalb, so Häb, wolle man eng mit der zweiten Mannschaft (spielt in der B-Klasse) zusammenarbeiten.

Der verheiratete Familienvater durfte das neue Team (vor Corona) am Rande eines Testspiels kurz kennenlernen und beobachtete das letzte Saisonspiel gegen Mayen. Die beiden Freunde und Arbeitskollegen wollen sich erst an die Rheinlandliga gewöhnen, da diese für sie Neuland darstellt: „Wir beziehen die Spieler natürlich mit ein, da sie das Niveau schon kennen.“

Bereits jetzt spürt Häb eine erhöhte Aufmerksamkeit, die sein Engagement im Alfbachtal hervorruft: „Mich haben schon viele Trainerkollegen angerufen, um Testspiele zu vereinbaren. Noch wissen wir aber nicht, wann Corona uns weitere Lockerungen erlaubt.“

Mit Häb steigt Neunkirchen/Steinborn von der C- in die A-Liga auf

Als im Januar die Anfrage aus Ellscheid gekommen sei, hätten sie sich eine Woche Bedenkzeit erbeten. Häbs Dank gilt seinem bisherigen Verein, der ihm keine Steine in den Weg legte. Somit war der Weg für eine Rückkehr frei. Es sei eine „super Entscheidung“ gewesen, damals noch als Aktiver Ellscheid zu verlassen und sich Neunkirchen anzuschließen: „Ich habe das Team als Spielertrainer in der C-Klasse übernommen und durfte später sogar den Aufstieg in die A-Klasse feiern. Der Abschied ist mir nach neun Jahren sehr schwer gefallen.“

Daniel Haas (39) kam 2008 mit Häb in Neunkirchen zusammen. Sein Schwerpunkt in der Trainingsarbeit sind Kondition und Fitness: „Ich habe drei Triathlons auf dem Buckel und finde Leistungsdiagnostik sehr wichtig. Micha und ich haben uns gesucht und gefunden, da wir auf einer Wellenlänge funken und noch nie Streit hatten.“

Man sei sogar schon mit dem einstigen Bundestrainergespann Jogi Löw und Jürgen Klinsmann verglichen worden: „Micha ist der emotionale Motivator, während ich taktische Impulse gebe. Nachdem er mich in meiner Heimat Neunkirchen fußballerisch unterstützt hat, begleite ich ihn nun umgekehrt nach Ellscheid und freue mich sehr.“

Einen Wunsch hat Häb dann noch: „Mein Sohn spielt Rheinlandliga in der Ellscheider Jugend. Ein Traum wäre es, wenn er nächsten Jahr den Sprung in mein Team schafft.“

Übersicht:

Neuzugänge: Florian Bros (SG Buchholz/Manderscheid/Hasborn), Johannes Volz (SG Lutzerath), Philipp Grammlich, Yannik Franzen (beide SV Ulmen), Eljin Kajo (SG Vordereifel) und Patrick Phlepsen (TuS Ahbach), Brian Huang, Lukas Schumacher, Paul Minninger, Jobst Schriever und Vincent Bauer (alle eigene A-Jungend).

Abgänge: Thomas Schweisel, Markus Boos (beide SpVgg Cochem), Sebastian Dax (SG Vulkaneifel Üdersdorf), Daniel Neisius (SG Vordereifel Müllenbach), Yannick Schon, Stephan Schuwerack (beide Ziel unbekannt), Tim Neumann, Moritz Engel (studienbedingte Pause).

Aufrufe: 04.6.2020, 11:00 Uhr
Vinzenz AntonAutor