2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Schwierige Zeiten für den Eintracht-Vorstand mit Helmut Meeth, Horst Brand und Roman Gottschalk (von links, hier beim Trierer Auswärtsspiel in Mechtersheim). Trotz großen Punkteabstands glaubt Brand, dass das Team noch oben ranrutschen kann. Foto: Sebastian J. Schwarz
Schwierige Zeiten für den Eintracht-Vorstand mit Helmut Meeth, Horst Brand und Roman Gottschalk (von links, hier beim Trierer Auswärtsspiel in Mechtersheim). Trotz großen Punkteabstands glaubt Brand, dass das Team noch oben ranrutschen kann. Foto: Sebastian J. Schwarz

„Rang drei halte ich noch für möglich“

Eintracht Trier hinkt den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher. Dennoch gibt sich Sport-Vorstand Horst Brand optimistisch, dass Trainer-Novize Josef Cinar mit dem Team die Kurve kriegen wird.

Horst Brand ist ein Eintracht-Urgestein. In den 1960er und 1970er Jahren war er als Stürmer sehr erfolgreich in Trier. Später fungierte er bei seinem Heimatclub als Trainer, sportlicher Leiter und Scout.

Seit diesem Sommer ist der 72-Jährige an exponierter Stelle zurück bei Eintracht Trier. Als Sport-Vorstand muss er gleich eine Krise mitmanagen und die Entlassung von Trainer Daniel Paulus mitverantworten. Im Trierischen Volksfreund nimmt er Stellung zu aktuellen Fragen.

Wie prekär schätzen Sie die aktuelle sportliche Lage von Eintracht Trier ein?

Brand: Platz zwölf ist sicher kein herausragendes Ergebnis, das haben wir uns natürlich anders vorgestellt. Ich bin aber sicher, dass wir aus dem Tal herauskommen und uns bald wieder in höheren Gefilden befinden.

Wie lautet angesichts der aktuellen Situation die Zielsetzung für diese Spielzeit?

Brand: Unser vorrangiges Ziel ist der Gewinn des Rheinlandpokals. Es wird Zeit, dass der Pokal wieder nach Trier kommt. In der Oberliga hat sich an unserem ursprünglichen Ziel nicht viel geändert. Die ersten beiden Ränge sind aktuell natürlich in weite Ferne gerückt, aber Rang drei halte ich definitiv noch für möglich. Wenn einer von denen, die oben stehen, dann am Ende beim Thema Aufstieg verzichtet, müssen wir Gewehr bei Fuß stehen.

Welche Fehler hat Trainer Daniel Paulus gemacht, so dass aus Ihrer Sicht eine Entlassung unumgänglich wurde?

Brand: Daniel ist ein guter und ambitionierter junger Trainer mit einer sehr klaren Idee davon, wie seine Mannschaft Fußball spielen soll. Leider hatten wir in den vergangenen Wochen den Eindruck, dass die Entwicklung des Teams stagniert und wir uns spielerisch nicht mehr weiterentwickeln.

Wir haben gemeinsam mit dem Trainer und der sportlichen Leitung regelmäßig zusammengesessen und die Lage diskutiert. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass Daniel und wir in der sportlichen Ausrichtung nicht immer auf einer Wellenlänge waren. Die Differenzen betreffen auch grundlegende Dinge wie die Spielidee, mit der wir den anderen Teams in der Liga begegnen wollen und die unser Spielermaterial hergibt. Daniel hatte da vielfach eine andere Sicht auf die Dinge, als wir. Deshalb mussten wir reagieren.

Welches Potenzial in der Mannschaft hat er nicht ausgeschöpft?

Brand: Die Mannschaft ist in den vergangenen Wochen leider in ihrer gesamten Entwicklung stehen geblieben. Insbesondere das spielerische Potenzial konnten wir nicht so entfalten, wie wir uns das alle erhofft haben.

Reicht die Leistungsstärke im Team aus, um in der Oberliga oben mitzuspielen?

Brand: Ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft oben mitspielen können. In der Vorbereitung haben wir nicht durch Zufall so starke Spiele gezeigt wie gegen Jeunesse Esch. Leider konnten wir die gute Form dann aber aus verschiedenen Gründen nicht mit in die Saison nehmen. Die Mannschaft verfügt über viel Qualität, sie muss es nur endlich auch auf dem Platz zeigen.

Haben Sie das Leistungsvermögen des Kaders überschätzt?

Brand: Nein. Was wir möglicherweise aber unterschätzt haben, sind die psychologischen Faktoren, die mit der ambitionierten Zielsetzung in dieser Saison einhergehen. Die Mannschaft ist jung und hat Probleme, mit dem hohen Druck, der einerseits aus dem Umfeld, andererseits aber auch von den Jungs selbst kommt, umzugehen. Das ist einer der Hebel, an denen wir jetzt ansetzen wollen.

Fehlen dem Kader ein erfahrener Stürmer und/oder ein erfahrener defensiver Mittelfeldspieler?

Brand: Dem Kader fehlt mit Sicherheit kein hervorragender Mittelstürmer. Mit Jan Brandscheid haben wir derzeit den Mit-Führenden der Torschützenliste in unseren Reihen. Und trotz schwacher Ergebnisse haben wir die drittmeisten Treffer erzielt. Da sehen wir deshalb keine Notwendigkeit, aktiv zu werden.

Die Frage nach einem defensiven Mittelfeldspieler können wir im Dezember beantworten. Wir müssen die sieben Spiele bis zum Winter abwarten, und dann werden wir entscheiden, ob wir nochmal nachlegen wollen und können.

Mit der Berufung von Josef Cinar zum Trainer ist ein Kaderplatz frei geworden. Wird dieser zeitnah mit einem Neuzugang besetzt?

Brand: Nein. Wir wollen den jungen Spielern wie Stephan Schuwerack und Kevin Kling gerne die Chance geben, sich zu beweisen. Es ist wichtig, ihnen jetzt zu zeigen, dass sie bei uns eine Perspektive haben. Das Vertrauen in ihre Fähigkeiten ist in jedem Fall vorhanden.

Josef Cinar verfügt als Trainer über kaum Erfahrung. Warum fiel die Wahl auf ihn?

Brand: Es gab mehrere Faktoren, die für Josef gesprochen haben. Zunächst einmal verfügt er einfach über ein unglaublich ausgeprägtes Fußballverständnis. Man spürt, dass er sich permanent Gedanken darüber macht, wie er die Jungs bestmöglich einstellen kann – sowohl taktisch als auch psychologisch.

Auch wenn er als Trainer noch nicht über besonders viel Erfahrung verfügt, hat er als Spieler auf höchstem Niveau agiert und kann seine vielen Eindrücke und Erlebnisse aus dieser Zeit an unsere junge Mannschaft weitergeben.

Josef hat alles erlebt und wird für unser junges Team ein sicherer Rückhalt und wichtiger Anker sein. Außerdem kennt er die Mannschaft bestens und ist auch persönlich ganz eng mit dem Verein Eintracht Trier verbunden.

Die Fragen stellte Mirko Blahak

Extra

Auswärtsspiel in Wiesbach - Triers personelle Lage bleibt angespannt

Sechs Spiele, kein Sieg – auswärts ist Eintracht Trier vom Punktekonto her ein Abstiegskandidat. Gelingt bei Hertha Wiesbach am Sonntag (15 Uhr, Prowin-Stadion) die Wende? „Wiesbach ist heimstark, hat eine erfahrene Mannschaft und mit dem Kunstrasen sowie der kleinen Anlage sicher einen Vorteil. Aber ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Mannschaft erfolgreich sein werden“, sagt Triers Neu-Trainer Josef Cinar.

Personell bleibt die Lage aber schwierig: „Christoph Anton hat mit dem Lauftraining begonnen. Wir müssen abwarten, wie die Schulter die Belastung verkraftet. Tim Garnier hat dagegen immer noch Probleme mit dem Rücken“, sagt Cinar, der zu Wochenbeginn auch auf den kranken Luca Sasso-Sant verzichten musste. A-Jugend-Stürmer Hendrik Thul, den Cinar zuletzt aus dem Hut gezaubert hatte, steht in Wiesbach wegen eines Verbandsauswahl-Einsatzes nicht zur Verfügung. Immerhin kehrt Leoluca Diefenbach nach einer Grippe wieder zurück.

Mit dem Team arbeitet Cinar derzeit an neuen Laufwegen im Umschaltspiel und neuen Lösungsansätzen in der Offensive. Die zwischenzeitliche Herausnahme von Felix Fischer aus der Startelf will Cinar nicht als Degradierung verstanden wissen: „Felix ist für mich ein Spieler für die Zukunft. Er musste zu Saisonbeginn zu viel alleine machen und war deshalb etwas überfordert. Ich versuche, ihn behutsam aufzubauen“, sagt der Coach, der kürzlich die Trainer-B-Lizenz erfolgreich abgeschlossen hat. (bl)

Unseren Liveticker gibt's hier!

Aufrufe: 012.10.2018, 15:08 Uhr
Mirko BlahakAutor