Als Fußballer war Kai Kirchen mehr der Typ für die Defensive, der sich als Sechser oder Ausputzer verdient machte. Als Mitglied JSG Saartal/Ayl fand der damals Zwölfjährige aber Schritt für Schritt mehr Gefallen an der Schiedsrichterei. „Ich habe mich mit meiner Mutter über die Schiris unterhalten, als ich noch selbst spielte. Wir waren der Meinung, das mal auszuprobieren. Ich absolvierte die Prüfung und wurde sofort großartig in der Schiedsrichtervereinigung aufgenommen. Die Gemeinschaft hat mich irgendwie beeindruckt“, erinnert sich der heute 16-Jährige.
Der größte Kritiker war sein Vater, der ihn einerseits immens unterstützte und förderte, doch nach jedem Spiel eine ausgiebige Fehleranalyse mit dem Sohnemann betrieb. Heute pfeift der Irscher meist in der A-Liga, doch auch Einsätze von der B- bis in die D-Klasse stehen auf dem Programm. Nun steht das Schiedsrichtertalent im Perspektivkader des Fußballverbandes Rheinland. „Ich wurde vom Kreis in diesen Kader berufen, musste einen Lauf- und Regeltest absolvieren und stehe fortan unter Beobachtung.“ Jene Beobachter auch aus anderen Fußballkreisen bewerten die Leistungen von Kirchen, dessen Nahziel der Aufstieg in die Bezirksliga ist. Im Dezember 2013 pfiff der Schüler des Gymnasiums in Saarburg sein erstes Match überhaupt. „Es war ein Frauenspiel in Saarburg. Das war zwar langweilig, aber sehr gut, um reinzukommen und gut, um die Konzentration auf dem Spielfeld zu schulen.“ Markus Hendle, der jetzige Schiedsrichteransetzer, war damals sein Pate.
Kirchen hatte inzwischen bereits eine Berufung als Assistent von Dominic Mainzer in der Oberliga beim Spiel FV Diefflen gegen 1. FC Kaiserslautern II (0:3). „Es ist schon etwas anderes, wenn man vor 500 Zuschauern an der Linie steht. Wenn man aber selbst pfeift, hat man mehr Verantwortung.“ Seinen guten Leistungen ist es zu verdanken, dass Kirchen, der 2020 sein Abitur bauen will, auch als Schiedsrichter in der B-Junioren-Rheinlandliga und als Assistent in der Herren-Rheinlandliga eingesetzt wird. „In der Rheinlandliga hatte ich schon mehrere Einsätze. Am kommenden Samstag nun assistiere ich beim Spiel Badem gegen Morbach.“ Kirchen weiß, was er will und hat klare Vorstellungen vom Hobby des Schiedsrichters: „Ich bin eher ein Fußballfreund. Die Mannschaften wollen Fußball spielen und Spaß haben. Deswegen ist es für mich wichtig, menschlich und nicht überheblich zu sein.“ Kirchen weiter: „Ich bin nicht der Typ, den großen Guru raushängen zu lassen, ich will keinen Stress anfangen, sondern auch mit den Spielern reden, warum ich diese oder jene Entscheidung getroffen habe. Man darf Fußballspiele auch nicht kaputt pfeifen.“ (L.S.).