2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligavorschau
– Foto: Sebastian J. Schwarz

Vier Aufsteiger sorgen für dichtes Gedränge

Die Bezirksliga vor der neuen Saison: Die Lage beim SV Speicher, beim SV Zeltingen-Rachtig, der SG Mont Royal Reil und der FSG Ehrang/Pfalzel.

Weil es in der abgelaufenen Saison keine Absteiger gab und sich Bitburg und Leiwen-Köwerich in verschiedene Richtungen aus der Liga verabschiedeten, startet die Fußball-Bezirksliga West mit 18 Clubs in die neue Runde. Im zweiten Teil unserer Serie beleuchten wir die Aufsteiger.

Nach mehr als drei Jahrzehnten meldet sich der SV Speicher auf der überkreislichen Bühne zurück. Die Eifeler, die zu ihren Glanzzeiten sogar in der Oberliga Südwest ein kurzes Gastspiel gaben, wollen mit ihrem Trainer Martin Wagener nun für längere Zeit in der Bezirksliga Fuß fassen.

Dass man durch den coronabedingten Saisonabbruch ohne Meistertitel zum Aufsteiger erklärt wurde, stört den Coach kaum. „Klar, es ist ein emotional anderer Aufstieg als vor zwei Jahren, als wir in die A-Liga aufgestiegen sind. Trotzdem ist er absolut verdient“, wertet Wagener den zweiten Sprung nach oben binnen zwei Jahren als gerecht.

Ziel der Eifeler ist es eine „relativ sorgenfreie Saison“ zu spielen. Gleich im ersten Ligaspiel am 4. September zu Hause gegen Wallenborn geht es in die Vollen. „Der Saisonauftakt an einem Freitagabend wird eine harte Nuss“, sagt der Coach. „Die Bezirksliga ist eine tolle Liga für uns. Es gibt attraktive Gegner, mehr Spiele, ein höheres Niveau aber auch eine andere Intensität“, hofft Wagener, dass seine Spieler der enormen Belastung standhalten.

Der Kader wurde auf einigen Positionen verstärkt, Alexandru Daniel Marcel Roca, der in seiner Heimat Rumänien im bezahlten Fußball gespielt hat, und William Campos aus Salt Lake City, der auf der benachbarten US-Airbase in Spangdahlem stationiert ist, sollen die Mannschaft ergänzen. „Trotz der erfahrenen Leute wie Marcel Selmane, Artur Poloshenko oder Roben Eiden, der jahrelang überkreislich gespielt hat, haben wir eine junge Truppe. In den vergangenen Jahren haben wir mit Offensivfußball geglänzt, da haben wir schon mal 100 Tore in der Saison geschossen. Nun müssen wir uns anpassen und defensive Strukturen herausarbeiten“, sagt Wagener.

Eine kuriose Saison fand für den SV Zeltingen-Rachtig ein positives Ende. Zum Zeitpunkt des Abbruchs des Spielbetriebs in der Kreisliga A Mosel belegten der SVZR und die SG Mont-Royal Reil punktgleich die Plätze eins und zwei. Der Fußballverband entschied, beide Teams in die Bezirksliga aufsteigen zu lassen.

Zeltingen-Rachtig betritt damit kein unbekanntes Terrain. Schon im Jahr 2014 waren die Moselaner in die Bezirksliga aufgestiegen. Dort hielten sie sich bis zum Ende der Saison 2015/16.

„Der Aufstieg jetzt war für uns kein Muss. Wir haben aber die Gelegenheit gerne genutzt, um im Gleichschritt mit Reil aufzusteigen“, wertet Trainer Karl-Heinz Gräfen, der an der Mittelmosel sein fünftes Trainerjahr absolviert, den Sprung nach oben als Lohn der guten Jugendarbeit.

Schon 2001 erhielt der Verein den Sepp-Herberger-Preis für herausragende Jugendarbeit. An der Philosophie des Clubs hat sich nichts geändert. „Wir setzen weiter auf den Nachwuchs und wollen unser eigenes Potential nutzen“, spricht Gräfen von attraktiven Bedingungen auf der schmucken Anlage an der Mosel, die neben neuem Kunstrasen nun auch ein renoviertes Umkleidegebäude aufweist.

Dennoch verließen Mike Roth (Neumagen) und Christoph Glesius (SG Wittlich) den Verein, Alexander Kappes wird ein Jahr pausieren. Als Zugänge verbuchte der Club Julian Dietz (Morbach) und Jonathan Kuhn, der nach zweijährigem Aufenthalt aus Neuseeland zurückgekehrt ist. Auch Sven Pazen ist wieder da.

„Unser Ziel ist eindeutig der Klassenerhalt. Uns steht eine lange Saison bevor“, fiebert Gräfen schon dem ersten Saison-Heimspiel am 6. September gegen den TuS Schillingen entgegen.

Seit Jahren bastelte die FSG Ehrang/Pfalzel in den oberen Regionen der A-Liga Trier-Saarburg am Aufstieg in die Bezirksliga, nun machte es eine Pandemie kurz und schmerzlos möglich. „Das Umfeld hat sich danach gesehnt. Wir haben seit einigen Jahren versucht aufzusteigen, aber immer haben die entscheidenden Punkte gefehlt“, ist Ehrangs Trainer Kevin Schmitt in seiner dritten Saison bei der FSG erleichtert.

Angekommen in der neuen Liga, geben sich die Ehranger bescheiden: „Unser Ziel ist primär der Klassenerhalt. Wir müssen erst lernen, unsere Qualitäten auszuspielen. Wenn wir den Ligaverbleib sicher haben, können wir schauen, was noch möglich ist“, bleibt Schmitt seinem Grundsatz der gründlichen Planungsarbeit treu.

Die Mannschaft rekrutiert sich aus der guten Ehranger Jugendarbeit in den vergangenen Jahren. Auch im Aufstiegsjahr verzichtet die FSG auf die großen Neuzugänge, sondern verstärkte sich gezielt. Wichtige Säule ist für Schmitt der „spielende Co-Trainer“ und Ex-Tarforster André Thielen. Yannik Thömmes (Avenir Beggen), Lukas Herkenroth (Tarforst), Tim Jakobs (SG Wittlich) und Mohammed Khalife (Beggen) kamen zum Aufsteiger. „Unser Ziel war es, eine homogene Truppe zu formen. Wir wollen auf dem Teppich bleiben und unter Beweis stellen, dass wir uns in der neuen Liga gut und sicher etablieren können“, sagt Schmitt.

Los geht es für die Ehranger am 6. September mit dem Hammer-Derby gegen den Vorjahresdritten der Bezirksliga, Mosella Schweich. Schmitt: „Wir freuen uns riesig darauf. Das wird ein Spiel mit Emotionen und Derbycharakter. Wir sind selbstbewusst genug, um es mit dem Favoriten aufzunehmen.“

„In der Jugend liegt die Kraft“: Diesen Wahlspruch macht sich Dieter Kaiser, der sportliche Leiter der SG Mont Royal Reil, nur allzu gern zu eigen. Denn der Kröver kehrt im Verbund mit den vereinigten Fußballgrößen von der Mosel aus Reil, Burg, Pünderich, Enkirch und Kröv nach dem Abbruch der Saison als punktgleicher Tabellenführer der A-Liga Mosel neben Zeltingen-Rachtig in die Bezirksliga zurück.

„Es hat sich ausgezahlt, dass wir ohne Wenn und Aber auf die Jugend setzen. Zudem legen wir großen Wert auf unsere zweite Mannschaft, die in der B-Liga spielt und ebenfalls stark einzuschätzen ist. Dort liegt unser Entwicklungspotential. Ohne Jugend geht auch bei den kleinen Verein gar nichts“, bekennt sich der Kröver „Fußballmacher“, zu den fundamentalen Werten.

Als Mitglied der SG Mont Royal kehrte Kröv zwei Jahre nach dem Abstieg wieder in die Bezirksliga zurück. Der Zusammenschluss der Clubs als Spielgemeinschaft ist aber nicht neu. „Schon seit 15 Jahren gibt es die Zusammenarbeit im Jugendbereich“, sagt Kaiser.

Nach der Vizemeisterschaft im Vorjahr feierte das Team um Fatih Sözen den Wiederaufstieg in die überkreisliche Liga. Auch wenn die SG verstärkt auf die Jugend setzt, sollen erfahrene Spieler wie Burak Sözen (Union Mertert-Wasserbillig), Jannik Schon (Ellscheid) oder Stefan Caspari (Lindenthal) für die routinierten Abläufe sorgen. Im Sommer stießen Joshua Stewart und Marco Läsch (beide Minderlittgen) ebenfalls zum Kader, zuletzt schloss sich Felix Hieke vom FC Traben-Trarbach den Reilern an. In die entgegengesetzte Richtung, also zum FC Traben-Trarbach verabschiedete sich Deniz Toy-Karl.

Los geht es für die Reiler am 5. September gegen Rascheid.

Aufrufe: 026.8.2020, 22:00 Uhr
Josef WeirichAutor