2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Jasper Gooßen hat sich nach langwieriger Verletzung in den Kader des Oberligisten SV Drochtersen/Assel zurückgekämpft. Trainer Enrico Maaßen setzt auf den "jungen Wilden" mit den teilweise verrückten Ideen.
Jasper Gooßen hat sich nach langwieriger Verletzung in den Kader des Oberligisten SV Drochtersen/Assel zurückgekämpft. Trainer Enrico Maaßen setzt auf den "jungen Wilden" mit den teilweise verrückten Ideen.

Der junge Wilde mit den "komischen" Ideen

Jasper Gooßen steht bei D/A zwischen Abi-Stress und Titelkampf

Lange nervte Jasper Gooßen (19) eine hartnäckige Muskelverletzung. Lange durfte er gar nicht oder nur mit gebremstem Schaum trainieren. Seit fünf Wochen trainiert Gooßen beschwerdefrei. Und prompt hat er im Kader des Fußball-Oberligisten SV Drochtersen/Assel einen Lauf. Ein FuPa-Lüneburg-Porträt.

„Jasper steht für Dynamik und Einsatz“, sagt der Trainer des Oberliga-Spitzenreiters, Enrico Maaßen. Schnell sei er und ausdauernd. Gooßens unkonventionelle Spielweise bekäme immer mehr Hand und Fuß. Ob sein Mittelfeldmann am Sonntag zum Einsatz kommt, verrät Maaßen naturgemäß nicht. Die SV Drochtersen/Assel empfängt im Spitzenspiel der Oberliga Niedersachsen Eintracht Northeim ab 15 Uhr im Kehdinger Stadion. Die Eintracht rutschte zuletzt nur ins tabellarische Mittelfeld ab, weil die Mannschaft weniger Spiele ausgetragen hat, als die Konkurrenz.

Zwischen die Abiturprüfungen passt Fußball bei Jasper Gooßen derzeit gut rein. Betriebswirtschaftliches Rechnungswesen und Controlling heißt das staubtrockene erste Prüfungsthema am Stader Wirtschaftsgymnasium. „Der Fußball hilft mir beim Abschalten“, sagt Gooßen. Das Training reißt ihn für ein paar Stunden aus dem Lernstress. Als Sportler setzt sich Gooßen Ziele. Ehrgeizig setzt er sie um. Die Charaktereigenschaft hilft in der Schule weiter.

Nach den Muskelproblemen der vergangenen Monate hat sich Jasper Gooßen wieder die Gunst des Trainers erkämpft. „Die Verletzung hat lange genervt“, sagt Gooßen. Der 19-Jährige setzt die Vorgaben des Trainers um und darf deshalb spielen. Einen Vater-Bonus gibt es nicht. Obwohl Rigo Gooßen als Vereinschef und D/A-Macher großen Einfluss besitzt, hat Jasper Gooßen einen Bonus im Training nie gespürt. „Welcher Nachname hinten auf dem Trikot steht, ist völlig egal“, sagt Jasper Gooßen. Was zählt, sei die Mannschaft.
Solch einen Zusammenhalt der Spieler habe er noch nicht erlebt. Jeder Einzelne habe jede Woche aufs Neue die Chance, sich in den Kader zu spielen. Gooßen selbst ist das beste Beispiel. Über mehrere Kurzeinsätze und Trainingsfleiß spielte sich der Rechtsfuß in den Kader. Trotz des Konkurrenzkampfes auf den Positionen sei die Stimmung in der Mannschaft sehr gut, sagt Gooßen. „Alle sind beteiligt am Erfolg.“

"Manchmal mit Harakiri"

Auch er. „Nicht gerade der Super-Techniker“, sagt Gooßen über Gooßen. Er, der manchmal „was Komisches macht“ und manchmal mit „Harakiri“ am Gegner vorbeikommt. Das und seine Schnelligkeit gefällt Enrico Maaßen offenbar sehr.

Jasper Gooßen hat sein ganzes Fußballer-Leben bislang bei der SV Drochtersen/Assel verbracht. Jedes Wochenende sah er die Spiele im Kehdinger Stadion. Als Knirps nahm er sich vor, irgendwann in der ersten Mannschaft zu spielen und mit dem Ball am Fuß an der gut gefüllten Sitzplatztribüne vorbei zu sprinten. „Die Regionalliga wäre natürlich etwas ganz Besonderes.“ Der Aufstieg wäre ein Riesenschritt für den Verein und gut für die Region.

Viel mehr sagt Gooßen zum möglichen Aufstieg nicht. Er hält den Ball flach und verweist auf den nächsten Gegner Eintracht Northeim. „Wir haben eine gute Ausgangsposition und können mit breiter Brust auftreten“, sagt Gooßen. Aber die nächsten Gegner seien allesamt nicht leicht. Nach Eintracht Northeim trifft D/A auf Lupo Martini Wolfsburg, FC Germania Egestorf/L., FC Wunstorf und den SSV Jeddeloh. Alles Top-Klubs der Liga. Der Acht-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz beruhigt ein wenig.

Gerade weil Enrico Maaßen so kurz vor Ende der Saison nicht frei von personellen Sorgen ist. Gegen Northeim, das Maaßen für das viertbeste Team der Oberliga hält, und wohl für den Rest der Saison fehlt ihm sein zweiter junger Wilder, Jannes Elfers, wegen eines Außenbandrisses. Jan Felix Anders zog sich die gleiche Verletzung zu. Der Ausfall von Elfers sei ein Jammer, sagt Maaßen. Sein belebendes Element auf der linken Seite werde D/A vermissen. Schließlich sei die Art, wie Elfers Fußball spielt, einzigartig.

An Jasper Gooßen schätzt Maaßen andere Dinge – die Lernwilligkeit, Gooßen sei Fußball-verrückt. Aber keiner soll Wunderdinge erwarten.

Aufrufe: 024.4.2015, 09:49 Uhr
Tageblatt / Daniel BerlinAutor