2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nach dem Aufstieg in die Bezirksliga tragen die Dornacher ihren Trainer Toni Plattner auf Händen. Nico Bauer
Nach dem Aufstieg in die Bezirksliga tragen die Dornacher ihren Trainer Toni Plattner auf Händen. Nico Bauer

Plattner vor Pokal-Spiel gegen 1860: „Wir dürfen träumen“

Dornach-Trainer im großen Interview 

Im Toto-Pokal treffen mit dem TSV 1860 und dem SV Dornach zwei Aufsteiger aus verschiedenen Welten aufeinander. Toni Plattner, Trainer des Underdogs, macht Hoffnung auf die Sensation.

Während die Löwen über die Relegation die Rückkehr in den Profifußball geschafft haben, gelang dem SV Dornach der Sprung in die siebtklassige Bezirksliga. Vater des Dornacher Erfolgs ist Toni Plattner. Der 69-Jährige ist seit Jahrzehnten im Münchner Amateurfußball zu Hause. Nach Stationen in Eching, Lohhof, Ismaning und Hallbergmoos ist er seit fast eineinhalb Jahren beim SV Dornach tätig. Plattner ist die Vorfreude auf das Spiel anzumerken. „1860 ist der Oberhammer“, jubelte er im Anschluss an die Auslosung. Dass es überhaupt zu diesem Spiel kommt, haben die Dornacher auch dem Ehrgeiz ihres Trainers zu verdanken. Anders als viele seiner Vorgänger wollte er unbedingt Pokal spielen.

Ihr habt euch in acht Runden durchgesetzt und steht jetzt vor dem Spiel gegen 1860. Wie hast du reagiert, als bei der Auslosung der SV Dornach gezogen wurde?

Für den Verein und die Spieler ist das Spiel gegen 1860 wie ein Sechser im Lotto. Ich habe mir die Auslosung live auf Facebook angeschaut. „Des wär's jetzt, wenn wir gegen die Löwen spielen dürften“, habe ich gesagt. Und dann kam's echt so – Wahnsinn. Ich konnte es erst gar nicht glauben.

Das Spiel wird in Heimstetten stattfinden. Ist es ein Nachteil, dass ihr nicht auf eurem heimischen Platz spielt? Wie waren die Verhandlungen mit Heimstetten?

Es wäre natürlich schon schön, wenn wir daheim spielen könnten. 2000 Zuschauer wären da bestimmt gekommen. Aber es gibt natürlich Sicherheitsaspekte und außerdem braucht man einen regionalligatauglichen Platz. Da haben wir gleich mit Heimstetten geliebäugelt. Unser 1. Vorstand Gerhard Vodermeier hat mit dem SVH verhandelt und seit dem 30. Juli ist es fix. Für uns ist das eine super Lösung. Es ist auf keinen Fall ein Nachteil, in Heimstetten zu spielen.

„Stellt euch vor, wir schießen in der 60. Minute das 1:0.“

Mit welchem Ergebnis wärst du zufrieden?

Wir dürfen träumen. Ich habe zu meiner Mannschaft gesagt: „Stellt euch vor, wir schießen in der 60. Minute das 1:0. Vielleicht gehen die Löwen nicht mit der richtigen Einstellung ins Spiel. Dann werden sie vielleicht nervös und machen hinten auf. Wenn wir dann das 2:0 machen, dann fallen alle tot um.“ Wir dürfen das Spiel nicht herschenken. Wir werden es aber unabhängig vom Ergebnis genießen. Realistisch gesehen wären wir mit einem 0:2 oder 0:3 zufrieden.

In der Liga haben die Ergebnisse zuletzt nicht gestimmt. In den ersten drei Bezirksliga-Spielen gab es erst einen Sieg, dafür aber zwei Niederlagen. Die 0:1-Niederlage gegen Manching hast du als „Grottenkick“ bezeichnet. Warum läuft es bisher noch nicht rund?

Wir spielen guten Fußball, aber machen die Tore nicht. Wir üben im Training viel Torschüsse und Schnittstellenpässe. Aber zur Zeit vergeben wir die einfachsten Bälle. Die Stürmer fangen vor dem Tor zu denken an - das ist immer ein Problem. Wenn unser Stürmer einen Kopfball aus drei Metern nicht im Tor unterbringt, ist das Kopfsache. Die Spieler belohnen sich im Moment nicht. Aber Fußball spielen können die Burschen schon. Die sind immer für ein paar gute Spielzüge gut. Und das wird man auch gegen Sechzig sehen.

Du hast bei deinem Amtsantritt taktische Schwächen bei deinem Team angesprochen. Konntest du schon gezielt daran arbeiten?

Leider ist das schwierig. Durch die Relegation hat die Saison bei uns länger gedauert. Einige Spieler sind dafür jetzt in den Urlaub gefahren. Wir haben oft nur ca. 12 Spieler im Training. Da kann man taktisch fast nix machen. Erst Ende August geht es für uns richtig los, wenn ich alle Spieler zusammen habe. Aber zum Glück ist die Mannschaft komplett zusammen geblieben und kennt sich gut. Daher klappen einige Laufwege schon ganz ordentlich.

Die Spieler fragen mich: „Toni, hast du uns wieder lieb?“

Im Interview mit Fussball-Vorort hast du gesagt: „Leider gibt es auch im Amateurfußball viele Beispiele von cholerischen Trainern. Die Spieler zu beschimpfen, das hilft keinem weiter.“ Bleibst du als Trainer immer ruhig?

Das ist nicht immer leicht. Nach der Niederlage in Manching war ich zum Beispiel sehr frustriert. Deswegen habe ich versucht, erst mal nichts zu sagen. Natürlich finde ich dann im anschließenden Training auch mal deutlichere Worte. Aber ich versuche immer sachlich zu bleiben. Wenn du einem Spieler das Gefühl gibst, dass er nur Dreck zusammenspielt, dann wird er dich auch nicht mehr ernst nehmen, wenn du ihn lobst. Klar bin ich auch mal nicht so gut drauf. Die Spieler fragen mich dann beim nächsten Training: „Toni, hast du uns jetzt wieder lieb?“ Aber zu Hause bin ich schon mal grantig. Meine Frau fragt mich dann immer: „Was ist los?“ Dann sage ich: „Heute waren die wieder vogelwild“.

Du hast nach deinem Amtsantritt in Dornach von einem „Zwei-Jahres-Konzept“ gesprochen. Der erste Schritt war der Aufstieg, dann die Akklimatisierung in der Bezirksliga und nächstes Jahr sollte das Ziel sein, oben mitzuspielen. Der Aufstieg hat über die Relegation geklappt. Nun ist der Start aber nicht so gut gelaufen. Seid ihr noch im Soll?

Auf jeden Fall sind wir noch im Plan. Wir könnten auch neun Punkte haben. Wir müssen noch an uns arbeiten, vor allem an der Chancenverwertung. Unser Ziel dieses Jahr ist Platz fünf bis acht. Nächstes Jahr wollen wir dann oben mitspielen. Dafür brauchen wir vielleicht noch ein bis zwei gestandene Mittelfeldspieler und einen Stürmer. Sonst ist der Kader aber gut. Die Spieler sind lernwillig und die jungen Spieler werden mein Konzept mit der Zeit immer besser verstehen.

Du warst fast acht Jahre in Hallbergmoos. Möchtest du so lange auch in Dornach bleiben?

Ich bin ja schon älteren Jahrgangs. Ich habe hier schon noch Ziele - aber irgendwann ist Schluss. Ich möchte nicht wie Jupp Heynckes mit 72 noch auf dem Trainingsplatz stehen. Der perfekte Abschluss meiner Trainerkarriere wäre ein Aufstieg in die Landesliga. Nein, acht Jahre möchte ich nicht bleiben: Zwei, drei Jahre noch, dann ist Schluss. Ich hoffe, dass ich dann auch meinen Nachfolger mit aussuchen darf. Mein Neffe Stefan Leitl (Profi-Trainer in Ingolstadt, d. Red.) wäre ein geeigneter Kandidat. Aber ich glaube, der hat andere Pläne (lacht).

Wildmoser: „Mensch, Plattner Toni, mach doch des!“

In Eching, Lohhof oder Hallbergmoos: Du warst fast immer über einen längeren Zeitraum bei deinen verschiedenen Vereinen. Ist langfristiges Arbeiten im Amateurfußball leichter umsetzbar als im Profi-Bereich?

Eigentlich schon. Aber auch im Amateurfußball gelten nicht mehr die selben Werte wie früher. In Hallbergmoos haben sie mich nach vielen erfolgreichen Jahren rausgeworfen. Da lagen wir auf Platz acht. Mit dem neuen Trainer sind sie dann auch auf Platz acht gelandet. Da hätten sie mich auch behalten können.

Zum Profi-Fußball: Da werden die Trainer oft gewechselt, weil sich die Beziehung zur Mannschaft abnutzt. Die Trainer stehen unter einem enormen Druck und dann kritisieren sie ihre Spieler zu hart. Dabei sind gerade die besten Spieler oft anfällig für Kritik. Dann verlieren sie das Vertrauen in den Trainer und dann ist das Verhältnis nicht mehr zu kitten. Ich finde es ideal, wenn man bei einem Verein länger bleibt. Dann lernt man sich untereinander besser kennen und kann gemeinsam etwas erreichen.

Hättest du als Trainer gerne mal unter Profi-Bedingungen gearbeitet?

Ich wollte schon höher kommen, aber vielleicht war ich dafür zu brav. Mit Lohhof war ich mal ein halbes Jahr in der Regionalliga, das war schon toll. Da hast du gegen namhafte Vereine gespielt. Aber ich habe auch vier Neffen, die alle hochklassig gespielt haben. Es war auch toll, dass ich die Zeit hatte, deren Werdegang zu begleiten.

Stimmt es, dass du selbst einmal fast Löwen-Trainer geworden wärst?

Ja, das stimmt. 1860 spielte damals in der Bayernliga und ich war Trainer in Eching. Karl-Heinz Wildmoser hat damals zu mir gesagt: „Mensch, Plattner Toni, mach doch des!“ Dann habe ich gesagt: „Mach ich!“ Aber dann hieß es, ich müsse erst eine schriftliche Bewerbung abgeben. Das wollte ich nicht. Ich habe gesagt: „Ich bin im Amateurfußball bekannt, da muss ich doch nichts Schriftliches abgeben. Redet mit mir oder wir lassen es“. Dann haben sie den Willi Bierofka geholt. Das war auch eine gute Lösung. Also vielleicht war es richtig so.

Das Gespräch führte Tobias Empl

Aufrufe: 01.8.2018, 16:58 Uhr
Tobias EmplAutor