2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Plattner freut sich in Dornach mit jungen, motivierten Spielern arbeiten zu dürfen. FOTO: Sven Leifer
Plattner freut sich in Dornach mit jungen, motivierten Spielern arbeiten zu dürfen. FOTO: Sven Leifer

Anton Plattner hat Spaß in Dornach: "Sonst wäre ich weg"

Die Dornen wollen zurück in die Bezirksliga

Wir freuen uns, die sympatische Amateur-Trainerlegende Anton "Toni" Plattner im Vorort-Interview zu seiner neuen Aufgabe in Dornach, langen Amtszeiten und dem richtigen Umgang mit Spielern gefragt zu haben.

Um ein Haar hättest du den SV Dornach noch vor dem Abstieg gerettet. Wie schmerzhaft war die knappe Relegationsniederlage gegen Penzberg?

Die Relegationsspiele waren ja erst am Schluss. Als ich nach Dornach kam, war der Abstieg eigentlich schon klar. Aber dann haben wir gute Spiele gemacht, nachdem wir ein paar Sachen geändert und die Taktik umgestellt haben. Wir haben gut aufgeholt, aber am Ende ging es doch in die Relegation, ausgerechnet gegen den stärksten Regulant. Auch gegen Penzberg haben wir gute Spiele gemacht, aber leider den Ball nicht ins Tor bekommen. - Was in den anderen Partien auch unser Manko war. Ich möchte nicht lügen, aber wir hatten in den Spielen vor der Relegation, bestimmt 30 Großchancen, die wir nicht genutzt haben. Man denke zum Beispiel an das Spiel gegen Ottobrunn, in dem wir beim Stand von 0:0 zwei Elfmeter verschossen haben.

Das heißt: Der Abstieg wäre vermeidbar gewesen?

Hätte ich die Mannschaft schon in der Vorbereitung übernehmen können, wären wir wahrscheinlich nicht abgestiegen. Das Problem war, dass etwas Unruhe in der Mannschaft geherrscht hat. Manche Spieler haben zum Teil die 100%-Einstellung missen lassen, viele Dinge dem Fußball übergeordnet und nicht regelmäßig trainiert. Denen habe ich dann auch gesagt, dass ich sie nicht mehr brauche. Das Team war nie eine Abstiegsmannschaft, man hätte nur einmal mit dem eisernen Besen durchräumen müssen.

Wie habt ihr den Abstieg eingesteckt und überwunden?

Nach einem Abstieg bleibt immer etwas hängen, aber wir haben eine schlagkräftige neue Truppe. "Neue Truppe" das heißt immer, dass es taktisch etwas schwieriger wird, weil man sich erst noch vollends einspielen muss. Wir haben auch sehr viele junge Spieler dabei, die, und da will ich keinen meiner Vorgänger angreifen, bisher wenig Taktik gelernt haben. Das dauert eben seine Zeit, da muss man nachsichtig sein. Aber das Team ist wahnsinnig wissbegierig und sehr fleißig. Vor allem die Teammentalität ist bei uns unschlagbar. Es heißt oft: "Die kriegen alle so viel Geld." aber das ist es nicht. Die Jungs haben die Mannschaft im Prinzip selbst zusammengestellt, mit Freunden aus anderen Vereinen. Sie unternehmen auch viel miteinander, sind eine zusammengeschweißte Truppe. Die Umstellung auf die Kreisliga war ein Thema für uns. Wir spielen hier öfters auf Kunstrasenplätzen und vor allem geht es nicht mehr mit Leichtigkeit. Viele Teams setzen einem alles entgegen, was sie haben. Unsere Jungs kommen gut zurecht und ich bin sehr zufrieden mit ihnen.

Wie ist die Arbeit mit der Mannschaft für dich?

Wir haben zuletzt im Pokal eine starke Leistung gezeigt. Man sieht, dass die jungen Spieler gut mitwachsen. Das macht mir Spaß. Mir ist die Mannschaft am wichtigsten, ich selbst habe alles erreicht, was man im Amateurbereich erreichen kann. Wenn mir die Arbeit mit einer Mannschaft keinen Spaß mehr machen würde, wäre ich weg. Mit einem unmotivierten Team würde ich nicht arbeiten wollen, hier in Dornach ist das ganz anders. Im Trainingsplan hatten wir 56 Einheiten, ganz wenige Spieler sind auf "nur" 49 Teilnahmen gekommen und ihre Ausfälle waren entweder Verletzungen oder beruflichen Verpflichtungen geschuldet. Die Mannschaft ist immer da, ich spüre großes Vertrauen.

Nach dem unglücklichen Abstieg kann das einzige Ziel jetzt nur der direkte Wiederaufstieg sein?

Das haben wir erstmal nicht so definiert. Den Druck, den wir haben, will die Mannschaft selbst. Wir wollen auf jeden Fall vorne dabei bleiben. Die Jungs haben dafür die nötige Motivation und Kondition. Dass wir aufsteigen wollen, wird uns eh angedichtet, deshalb müssen wir auch damit umgehen können. Ich muss auch bemerken, dass es Quatsch wäre zu sagen: "Wir spielen um den fünften Platz." Wir wollen schon diese Saison direkt wieder hoch.

Mit einem Sieg gegen Pframmern hättet ihr als Tabellenführer in die Winterpause gehen können. Bist du enttäuscht, dass das Spiel abgesagt werden musste?

Der technische Leiter aus Oberpframmern hat mich angerufen und meinte, dass man bei ihnen nicht spielen könne. Unser Platz wird übers Wochenende auch gesperrt sein, deshalb haben wir uns auf einen Termin nach der Winterpause geeinigt. Es wäre auch nicht gut, auf einen späteren Termin zu warten und jetzt noch wochenlang zu trainieren - die anderen Spielen schließlich auch nicht mehr. Das ist für uns alle in Ordnung so. Auf Platz eins zu stehen, wäre auch nur eine Momentaufnahme. Außerdem haben wir bisher als Tabellenführer immer verloren. Wir müssen vielleicht noch lernen mit diesem Druck umzugehen und ihm standzuhalten. Gegen Waldtrudering haben wir zum Beispiel wirklich schlecht gespielt. Aber es tut vielleicht ganz gut, wenn man mal einen auf den Latz kriegt. Dann wir einem der Ernst der Lage bewusst. Es ist gut, dass wir vorne dabei sind und nächstes Jahr durchstarten können.

Momentan habt ihr einen Punkteschnitt von exakt 2,0 Punkten pro Spiel. Das wären am Ende 52. Reicht das?

Das glaube ich nicht. Vier Niederlagen sind höchstwahrscheinlich zu viel. Dafür schätze ich Waldperlach und Srbija als zu stark ein. 56 Punkte könnten allerdings langen, denn ich denke keiner wird alles gewinnen. Dafür ist die Liga zu ausgeglichen. Für uns werden die direkten Duelle entscheidend sein. Nach der Winterpause kommen dann auch unsere Verletzten zurück, das wird uns bestimmt nicht schaden. Aber die Jungs machen das zur Zeit super.

So ein direktes Duell steht direkt nach der Winterpause mit dem Kracher gegen Waldperlach an. Wird das Spiel ein Stimmungsbarometer für den Rest der Saison?

Das ist natürlich noch sehr lang hin, aber Waldperlach ist eine homogene Truppe, die in den letzten Jahren immer oben mitgespielt hat. Ihnen fehlte nur der letzte Kick zum Aufstieg. Aber in unserer Liga wird es eher ein Vier- oder Fünfkampf um den Aufstieg. Nichtsdestotrotz wäre es gut für die Stimmung, wenn wir es schaffen noch einmal gegen Waldperlach zu gewinnen. Das sind wichtige Punkte für uns und wäre ein Fingerzeig in die richtige Richtung. Was nicht heißt, dass wir direkt aufstecken würden, sollten wir das Spiel verlieren.

Wie wichtig ist es für euch am Ende auf Platz eins zu stehen und so der Relegation aus dem Weg gehen zu können?

Relegationsspiele bedeuten natürlich immer zusätzliche Belastung. Als erster könnten wir uns diese Nervenanspannung sparen und das würden wir auch gerne tun. Ein Aufstieg in der Relegation wäre aber auch großartig. Immerhin ist die Stimmung bei solchen Spielen grandios und meine Mannschaft hat schon in den Partien gegen Penzberg rießigen Mut bewiesen.

Deine ehemaligen Vereine hast du stets weit nach oben geführt. Wie weit kann und soll es mit den Dornen gehen?

Wie man meiner Vita entnehmen kann, bin ich ein bisschen älter. Trotzdem bin ich bei jeder Weiterbildung dabei. Ich bin immer offen für Neues und freue mich, das an meine Mannschaft weitergeben zu können. In einem sportlichen Sinne, will man natürlich immer Erfolg haben, aber man kann diesen Erfolg nicht erzwingen. Für den SV Dornach habe ich ein Zweijahres-Konzept im Kopf. Wir wollen, wie schon gesagt, diese Saison den Bezirksligaaufstieg schaffen, da benötigen wir bestimmt ein Jahr um uns zu aklimatisieren, dann können wir die Landesliga in Angriff nehmen. Aber jetzt liegt unser Fokus voll auf dieser Saison und der Aufgabe "Aufstieg in die Bezirksliga".

Was macht dich so erfolgreich?

Als Trainer hilft mir das Wechselspiel aus lockerer und härterer Hand sehr. Es ist wichtig seine Spieler als mündige Menschen zu sehen. Die sie ja auch sind, da sind teilweise Familienväter dabei. Leider gibt es auch im Amateurfußball viele Beispiel von cholerischen Trainern. Einen Spieler zwei-drei Stunden die Woche, bei Training und Spiel, zu beschimpfen, das hilft keinem weiter. Ich lasse mich auf meine Spieler ein und behandle sie so, wie man Personen behandeln sollte, deswegen sind die Spieler gern bei mir.

Du bist dafür bekannt lang bei deinen Vereinen zu bleiben und eine Entwicklung voranzutreiben. Wie kommt das?

Ich denke, das ist auch schön für die Spieler, wenn es wenig Fluktuation gibt und man sich wirklich gut kennen lernt. Vielleicht bin ich auch ein bisschen zu lang da, das ist dann mein Manko. Ich habe einfach großen Spaß daran, zu sehen wenn Spieler sich entwickeln und im besten Fall das Niveau, das man für sie als Maximum eingeschätzt hatte, übertreffen. Mein Ziel ist es junge Spieler, die vielleicht noch nicht das taktische Verständnis haben, zu entwickeln. Für einen Trainer ist es das Schönste, wenn Spieler höher spielen, als es für den Verein möglich ist. Ich bin froh, wenn ich sie nach oben führen und entwickeln darf. Das ist mein Ziel und sollte das Ziel jedes Trainers sein.

(Lacht) Deswegen bin ich nach acht Jahren wohl weg.

Es ist schade, wenn man verdiente Trainer nach einer langen, erfolgreichen, gemeinsamen Zeit einfach so entlässt, weil die eigenen hochgesteckten Ziele nicht erreicht werden. Vor allem im Amateurfußball. In Hallbergmoos trennte sich der Verein von mir, als der Aufstieg außer Reichweite geriet, aber wir befanden uns nie in Abstiegsgefahr. Meine Arbeit und mein Training waren immer gut, immerhin habe ich den Verein erst in die Landesliga geführt. Man hätte mir schon noch die Chance geben können, die Saison zu Ende zu führen. Dann hätte ich auch bei der Trainersuche mitgeholfen. Deshalb finde ich die Entlassung schwach. Ich habe meinen Rücktritt damals nicht angeboten, war nie der Meinung die Mannschaft nicht mehr zu erreichen. Der Verein wollte mich nicht mehr. Gut, das war jetzt ein kleiner Blick zurück, im Zorn. (Lacht) Nein, Zorn ist keiner mehr dabei. Es ist gut, dass ich hier in Dornach bin.

Aufrufe: 024.11.2017, 15:50 Uhr
Moritz BletzingerAutor