2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: FVN / Nico Herbertz

Be­reit, um Ge­schich­te zu schrei­ben

Erst­mals in der His­to­rie des SV Bud­berg wird ei­ne Mann­schaft im DFB-Po­kal auf­lau­fen. Die Frau­en er­war­ten am Sonn­tag­vor­mit­tag den SV Hen­stedt-Ulz­burg. Die Gäs­te spie­len eben­falls in der Re­gio­nal­li­ga um Punk­te.

Bei al­lem Ver­ständ­nis für ein aus­ge­dehn­tes Früh­stück am Sonn­tag – wer mor­gen da­bei sein will, wenn die Fuß­bal­le­rin­nen des SV Bud­berg Ge­schich­te schrei­ben und erst­mals ih­ren Ver­ein im DFB-Po­kal ver­tre­ten, der soll­te recht­zei­tig Kaf­fee­tas­se, Bröt­chen und Ei zur Sei­te le­gen. Für die Erst­run­den­be­geg­nung ge­gen den schles­wig-hol­stei­ni­schen Re­gio­nal­ligs­ten SV Hen­stedt-Ulz­burg, die schon um 11 Uhr an­ge­pfif­fen wird, sind im Vor­ver­kauf be­reits mehr als die Hälf­te al­ler Ein­tritts­kar­ten ver­kauft wor­den. Bei Co­ro­na-be­dingt nur 300 zu­ge­las­se­nen Be­su­chern emp­fiehlt es sich al­so, nicht bis zum letz­ten Drü­cker zu war­ten.

„Es wird für al­le ein tol­les Er­leb­nis“, ist Jes­si­ca Roth über­zeugt. Die Bud­ber­ger Fuß­bal­le­rin denkt da­bei ins­be­son­de­re an die Be­su­cher, die für den nö­ti­gen Rah­men sor­gen sol­len. „Wir freu­en uns je­den­falls dar­auf, vor vie­len Zu­schau­ern zu spie­len“, sagt sie. Und ver­si­chert: „Es wird ein gu­tes Spiel wer­den.“ Der­lei Zu­ver­sicht hat ih­ren Grund, denn Jes­si­ca Roth wird nicht zum ers­ten Mal in ei­nem DFB-Po­kal­spiel auf­lau­fen. Fast ein Jahr­zehnt lang trug die heu­ti­ge Stür­me­rin des SVB den Dress des Nach­barn GSV Mo­ers, mit dem sie in drei Jah­ren vier Po­kal­spie­le auf na­tio­na­ler Ebe­ne be­stritt.

„Su­per­schö­ne Er­in­ne­run­gen“ ha­be sie dar­an, auch wenn es letzt­lich nur ein­mal, im Jahr 2013, zum Er­rei­chen der zwei­ten Po­kal­run­de rei­chen soll­te. „Aber das sind Spie­le, von de­nen kann man spä­ter noch sei­nen En­kel­kin­dern be­rich­ten“, fügt sie strah­lend hin­zu. Die wer­den noch ge­nau­er hin­hö­ren, wenn ihr fünf­tes Po­kal­spiel er­folg­reich ver­lau­fen soll­te. „Wir ha­ben im Fi­na­le des Nie­der­rhein­po­kals ge­gen ei­ne star­ke Bo­chol­ter Mann­schaft doch ge­zeigt, dass wir mit­hal­ten kön­nen“, er­in­nert sie an das dra­ma­ti­sche End­spiel, das für den SVB ge­gen die Bo­rus­sia zwar 2:4 ver­lo­ren ging, das Ti­cket für das mor­gi­ge Auf­ein­an­der­tref­fen mit dem Gast aus dem Nor­den aber lös­te.

„Wir ha­ben schon was drauf“, ver­spricht sie. Die Par­tie wird auch ein wei­te­rer Schritt auf ih­rem lan­gen Weg zum Come­back sein. Nach ei­ner Schien­bein­kopf­frak­tur und der Co­ro­na-Pau­se muss­te sie nach ih­rem Wech­sel im Som­mer in Bud­berg wie­der bei Null an­fan­gen. „Für 90 Mi­nu­ten reicht es noch nicht, aber ich den­ke, dass ich in­zwi­schen schon wie­der bei 80 Pro­zent bin“, sagt Jes­si­ca Roth.

Ob das für ei­nen Star­tel­f­ein­satz reicht, wird sich ihr Trai­ner Jür­gen Raab noch über­le­gen. Über­haupt, wie soll das Team aus­se­hen, dass es rich­ten soll? Beim Meis­ter­schafts­auf­takt am ver­gan­ge­nen Sonn­tag gab es ein sat­tes 0:8 in Bo­chum – und lan­ge Ge­sich­ter im Bud­ber­ger Troß. „Das Spiel ist be­spro­chen“, sagt Raab, „und es ist ab­ge­hakt.“ Än­de­run­gen drän­gen sich aber den­noch auf – vor al­lem, weil sich beim Trai­ning gleich 20 Spie­le­rin­nen um ei­nen Platz be­wor­ben ha­ben.

Raab hat die Wahl, und wird sie an sei­ne In­for­ma­tio­nen über die Hen­stedt-Ulz­bur­ger Mann­schaft an­pas­sen. Ganz un­be­kannt wie noch bei der Aus­lo­sung ist der Geg­ner heu­te nicht mehr. Bud­bergs Coach hat ja sei­ne Quel­len. Ei­ne sei­ner ehe­ma­li­gen Spie­le­rin­nen hat es in der Zwi­schen­zeit nach Kiel ver­schla­gen. Und Hol­stein Kiel, lan­ge das Aus­hän­ge­schild im schles­wig-hol­stein­si­chen Frau­en­fuß­ball, durf­te am ver­gan­ge­nen Sonn­tag im Fi­na­le des dor­ti­gen Lan­des­po­kals noch die Be­kannt­schaft mit dem SV ma­chen.

Der Sport­ver­ein aus Hen­stedt und Ulz­burg sieg­te lo­cker mit 6:1. Vier Tref­fer gin­gen al­lein aufs Kon­to von Ali­na Witt, die vor­nehm­lich für das To­re­schie­ßen des Bud­ber­ger Po­kal­geg­ners zu­stän­dig ist. „Sie ist schnell und be­nö­tigt kaum Chan­cen“, weiß Jür­gen Raab. Sein Kol­le­ge auf Gäs­te-Sei­te mag ihm da nicht wi­der­spre­chen, möch­te da­bei aber nicht die Leis­tung sei­ner ge­sam­ten Mann­schaft schmä­lern. „Es wä­re schon falsch, un­se­re Aus­wahl nur auf ei­ne Spie­le­rin zu be­schrän­ken“, gibt Chris­ti­an Jürss zu be­den­ken. Und, man kom­me auch nicht an den Nie­der­rhein, um mit lee­ren Hän­den zu­rück­zu­fah­ren. „Wir ha­ben uns über den SV Bud­berg als Geg­ner ge­freut“, sagt der Coach, der in Hen­nef sei­ne Li­zenz er­wor­ben hat.

„Ist doch ganz in der Nä­he, oder?“ fragt er noch schnell. Na ja, nicht ganz, muss er er­fah­ren. „Egal, ge­gen ei­nen Re­gio­nal­li­gis­ten aus dem Wes­ten zu spie­len ist für uns na­tür­lich sport­lich in­ter­es­san­ter als ge­gen ei­nen am­bi­tio­nier­ten Zweit­li­gis­ten zu schei­tern. Wir rech­nen uns schon gu­te Chan­cen auf ein Wei­ter­kom­men aus“, sagt er. Sei­ne Mann­schaft, Trai­ner- und Be­glei­ter­stab wer­den sich heu­te in den Bus set­zen und an­rei­sen. Sechs bis sie­ben Stun­den wird’s dau­ern, man muss ja auch mal ei­ne Pau­se ma­chen. Der SV Bud­berg hat sei­ne An­la­ge noch für ei­ne Trai­nings­ein­heit am Abend an­ge­bo­ten, die Gäs­te sag­ten ab.

„Sehr nett“, ver­si­chert Jürss, „aber wir sind in gu­ter Form und wer­den uns nach der Fahrt nur noch aus­ru­hen wol­len.“ Das kön­nen die Gäs­te – sie ha­ben sich für die Nacht in je­nem Duis­bur­ger Sport­ho­tel ein­quar­tiert, in dem im Som­mer 2006 auch die ita­lie­ni­sche Na­tio­nal­mann­schaft ab­stieg, um dann Welt­meis­ter zu wer­den. Da ist Well­ness an­ge­sagt, und am Sonn­tag­mor­gen auch ein ge­sun­des Früh­stück.

Aufrufe: 026.9.2020, 08:11 Uhr
RP / Detlef KanthakAutor