„Es wird für alle ein tolles Erlebnis“, ist Jessica Roth überzeugt. Die Budberger Fußballerin denkt dabei insbesondere an die Besucher, die für den nötigen Rahmen sorgen sollen. „Wir freuen uns jedenfalls darauf, vor vielen Zuschauern zu spielen“, sagt sie. Und versichert: „Es wird ein gutes Spiel werden.“ Derlei Zuversicht hat ihren Grund, denn Jessica Roth wird nicht zum ersten Mal in einem DFB-Pokalspiel auflaufen. Fast ein Jahrzehnt lang trug die heutige Stürmerin des SVB den Dress des Nachbarn GSV Moers, mit dem sie in drei Jahren vier Pokalspiele auf nationaler Ebene bestritt.
„Superschöne Erinnerungen“ habe sie daran, auch wenn es letztlich nur einmal, im Jahr 2013, zum Erreichen der zweiten Pokalrunde reichen sollte. „Aber das sind Spiele, von denen kann man später noch seinen Enkelkindern berichten“, fügt sie strahlend hinzu. Die werden noch genauer hinhören, wenn ihr fünftes Pokalspiel erfolgreich verlaufen sollte. „Wir haben im Finale des Niederrheinpokals gegen eine starke Bocholter Mannschaft doch gezeigt, dass wir mithalten können“, erinnert sie an das dramatische Endspiel, das für den SVB gegen die Borussia zwar 2:4 verloren ging, das Ticket für das morgige Aufeinandertreffen mit dem Gast aus dem Norden aber löste.
„Wir haben schon was drauf“, verspricht sie. Die Partie wird auch ein weiterer Schritt auf ihrem langen Weg zum Comeback sein. Nach einer Schienbeinkopffraktur und der Corona-Pause musste sie nach ihrem Wechsel im Sommer in Budberg wieder bei Null anfangen. „Für 90 Minuten reicht es noch nicht, aber ich denke, dass ich inzwischen schon wieder bei 80 Prozent bin“, sagt Jessica Roth.
Ob das für einen Startelfeinsatz reicht, wird sich ihr Trainer Jürgen Raab noch überlegen. Überhaupt, wie soll das Team aussehen, dass es richten soll? Beim Meisterschaftsauftakt am vergangenen Sonntag gab es ein sattes 0:8 in Bochum – und lange Gesichter im Budberger Troß. „Das Spiel ist besprochen“, sagt Raab, „und es ist abgehakt.“ Änderungen drängen sich aber dennoch auf – vor allem, weil sich beim Training gleich 20 Spielerinnen um einen Platz beworben haben.
Raab hat die Wahl, und wird sie an seine Informationen über die Henstedt-Ulzburger Mannschaft anpassen. Ganz unbekannt wie noch bei der Auslosung ist der Gegner heute nicht mehr. Budbergs Coach hat ja seine Quellen. Eine seiner ehemaligen Spielerinnen hat es in der Zwischenzeit nach Kiel verschlagen. Und Holstein Kiel, lange das Aushängeschild im schleswig-holsteinsichen Frauenfußball, durfte am vergangenen Sonntag im Finale des dortigen Landespokals noch die Bekanntschaft mit dem SV machen.
Der Sportverein aus Henstedt und Ulzburg siegte locker mit 6:1. Vier Treffer gingen allein aufs Konto von Alina Witt, die vornehmlich für das Toreschießen des Budberger Pokalgegners zuständig ist. „Sie ist schnell und benötigt kaum Chancen“, weiß Jürgen Raab. Sein Kollege auf Gäste-Seite mag ihm da nicht widersprechen, möchte dabei aber nicht die Leistung seiner gesamten Mannschaft schmälern. „Es wäre schon falsch, unsere Auswahl nur auf eine Spielerin zu beschränken“, gibt Christian Jürss zu bedenken. Und, man komme auch nicht an den Niederrhein, um mit leeren Händen zurückzufahren. „Wir haben uns über den SV Budberg als Gegner gefreut“, sagt der Coach, der in Hennef seine Lizenz erworben hat.
„Ist doch ganz in der Nähe, oder?“ fragt er noch schnell. Na ja, nicht ganz, muss er erfahren. „Egal, gegen einen Regionalligisten aus dem Westen zu spielen ist für uns natürlich sportlich interessanter als gegen einen ambitionierten Zweitligisten zu scheitern. Wir rechnen uns schon gute Chancen auf ein Weiterkommen aus“, sagt er. Seine Mannschaft, Trainer- und Begleiterstab werden sich heute in den Bus setzen und anreisen. Sechs bis sieben Stunden wird’s dauern, man muss ja auch mal eine Pause machen. Der SV Budberg hat seine Anlage noch für eine Trainingseinheit am Abend angeboten, die Gäste sagten ab.
„Sehr nett“, versichert Jürss, „aber wir sind in guter Form und werden uns nach der Fahrt nur noch ausruhen wollen.“ Das können die Gäste – sie haben sich für die Nacht in jenem Duisburger Sporthotel einquartiert, in dem im Sommer 2006 auch die italienische Nationalmannschaft abstieg, um dann Weltmeister zu werden. Da ist Wellness angesagt, und am Sonntagmorgen auch ein gesundes Frühstück.