2024-05-17T14:19:24.476Z

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Die Auftritte vor der Winterpause sind der Maßstab. Da blieb der SV Bonlanden achtmal nacheinander unbesiegt und wartete mit furiosen Siegen auf. Yavuz Dural
Die Auftritte vor der Winterpause sind der Maßstab. Da blieb der SV Bonlanden achtmal nacheinander unbesiegt und wartete mit furiosen Siegen auf. Yavuz Dural

SV Bonlanden: Wehe, wenn die Dampfwalze ins Rollen kommt

Trainer Klaus Kämmerer ist vom Potenzial seiner Mannschaft überzeugt

Vor dem Start in die zweite Saisonphase ist beim SV Bonlanden allen klar: das Potenzial ist groß. Wohin kann es in der Tabelle nun noch gehen?

Nein, zu Lobhudeleien hat er noch nie geneigt. Und auch Pathos war ihm schon immer fremd. In dieser Hinsicht ist Klaus Kämmerer gänzlich unverdächtig. Der Mann gilt als Perfektionist. Als detailversessener, akribischer Schaffer. Einer, bei dem schon viel zusammenkommen muss, dass er vom Sportplatz rundum zufrieden nach Hause geht. Als Beispiel sei kurz das Derby der Hinrunde angeführt. Da hatten die Kicker des SV Bonlanden gerade den Nachbarn TV Echterdingen in dessen Stadion nach allen Regeln der Fußballkunst zerlegt. Endstand 6:2. Und was machte ihr Trainer? Monierte die Nachlässigkeiten bei den beiden Gegentoren.

Umso bemerkenswerter ist es, was Kämmerer nun vor dem Beginn der zweiten Saisonphase am Sonntag in Bargau von sich gibt. Zitat eins: „Die Mannschaft hat ein Superpotenzial.“ Zitat zwei: „Es sind elf Ausnahmespieler, die bei uns gerade auf dem Platz stehen.“ Zitat drei: „Wir sind auf einem sehr guten Weg – es ist davon auszugehen, dass wir in der Rückrunde nicht schwächer werden als bisher.“

Wie eine Drohung an die Konkurrenz

Letzteres muss für die Konkurrenz wie eine Drohung klingen, sind die Filderstädter doch schon im zweiten Teil der Hinserie mit der Wucht einer Dampfwalze über ihre Gegner hinweggerollt. Notiert waren vor der Winterpause zuletzt acht Spiele in Serie ohne Niederlage. Erstreckt hat sich das Hoch vom besagten halben Dutzend beim Filderrivalen in den Goldäckern bis hin zur bemerkenswerten 4:1-Abreibung für den Tabellenführer und Titelfavoriten Hofherrnweiler. In der Tabelle sind Kämmerer und die Seinen hiernach Sechster. Nur Sechster. In den eigenen Reihen besser gar nicht darüber nachdenken, wo man stehen könnte, hätte man sich im zuvor schleppenden Aufgalopp nicht die unnötigen Ausrutscher gegen die Hinterbänkler Bad Boll und Blaustein erlaubt. Beide Partien, vom späteren Formniveau aus betrachtet schwer fassbar, endeten seinerzeit mit 0:1.

Mittlerweile, wie gesagt, ist der Level ein anderer. Die urlaubsbedingten Versäumnisse aus der Sommervorbereitung, die Kämmerer sauer aufgestoßen waren, sind aufgeholt. Die Bonlan­dener verfügen inzwischen über eine eingespielte Truppe. Eine, die nicht nur als Mannschaft funktioniert, sondern obendrein über eine große individuelle Klasse verfügt. Und in der reichlich Routine gebündelt ist. Das Durchschnittsalter in der ersten Garnitur liegt bei 28.8 Jahren. Damit stellt der Club eines der ältesten Aufgebote der Liga. Oldies, but Goldies. Gestandene Recken, denen auf dem Rasen so schnell kein X für ein U vorzumachen ist und die auch in kritischen Situationen kühlen Kopf bewahren.

Ein Sturm, der neidisch macht

Da ist die Abwehr, in der das Innenverteidiger-Duo Sascha Häcker und Dominic Schilling ein Bollwerk bildet. Nicht von ungefähr haben die Schwarz-Weißen die wenigsten Gegentore aller Staffelteilnehmer kassiert. Da ist das Mittelfeld, in dem über die Außenpositionen in Nico Presthofer und Andreas Pottmeyer höherklassig erprobte Kräfte Dampf machen – und wo im Zentrum laut Kämmerer ein Alexander Ringger als Abräumer „eine unheimlich gute Entwicklung genommen hat“. Und da ist schließlich der Sturm, jener Mannschaftsteil, der andernorts vor allem neidische Blicke zeitigen mag. Wer sonst hätte an vorderster Front gleich zwei Ex-Profis aufzubieten? Der SV Bonlanden hat es. Ugur Yilmaz und der erst während der Hinrunde zum Angreifer umfunktionierte Srdjan Savic haben denn zusammen bereits 19-mal eingenetzt.

Personellen Handlungsbedarf sahen die Verantwortlichen während der Winterpause folgerichtig keinen. Der Kader ist nahezu gleich geblieben. Vom Stammpersonal ist lediglich Rüchan Pehlivan fürs Erste raus. Der Offensivmann weilt bis Anfang April beruflich in der Türkei.

Eigene Zurückhaltung bleibt

Die spannende Frage ist: was liegt für dieses Ensemble nun noch drin? Um was geht es in den weiteren 14 Partien? Das anfangs offiziell arg tiefstaplerisch formulierte Ziel Klassenverbleib ist praktisch längst erreicht. Dass jenes nicht der tatsächliche Maßstab sein konnte, hatte intern eh jeder gewusst. Freilich: die Bonlandener wären nicht mehr die Bonlan­dener, würden sie plötzlich beginnen, vollmundig Vorgaben in die Fußballwelt zu posaunen. In dieser Hinsicht bleibt es bei der ihnen typischen Zurückhaltung – in diesem Punkt ändert auch die für Kämmerer’sche Verhältnisse fast schon hymnische Ausgangslagenbetrachtung nichts. „Wir wollen an die Leistungen von zuletzt anknüpfen, und dann wird man sehen“, sagt der Trainer lapidar.

Gelingt dies, ist auch ohne ein flankierendes Wortgeklimper klar, dass es schwer werden dürfte, sein Team zu schlagen. Konzentration und Spannung hoch zu halten, das wird Kämmerers Aufgabe sein. Und die Seinen darauf einzustellen, „dass die Gegenwehr der anderen zunehmen wird“. „Je länger die Saison dauert, desto mehr geht es um den Aufstieg und gegen den Abstieg – und desto mehr werden wir auf Mannschaften treffen, die körperlich viel investieren“, ahnt der Coach.

Dass von besagten anderen manch einer die Bonlandener gar bereits zum erweiterten Favoritenkreis zählt? Kämmerer sieht es so: „Da müssten die vorne in der Tabelle komplett einbrechen und alles falsch machen und wir weiter einen Lauf haben – normalerweise gehe ich davon aus, dass die sich ihren Vorsprung nicht mehr nehmen lassen.“ Normalerweise. Definitiv wissen kann man ja nie.

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Aufrufe: 028.2.2019, 13:30 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor