Landesliga: SV Bonlanden düpiert den Titelanwärter

Ziemlich angefressen stapfte Klaus Kämmerer in Richtung Kabine. „Mann, wir müssten eigentlich längst 3:0 führen.“ Allerdings war zu diesem Zeitpunkt erst eine Hälfte der Fußball-Landesligapartie zwischen der als Titelanwärter gehandelten Mannschaft von N.A.F.I. Stuttgart und dem SV Bonlanden absolviert. Eine Halbzeitpause und weitere 45 Minuten später hatte sich die Laune des Trainers ein ganzes Stück gebessert – was nicht allein am Ergebnis lag, das mit 3:0 recht eindeutig ausgefallen war. Kämmerer konnte sich zudem über einen vollständig aufgegangenen Matchplan freuen. Denn seine Mannschaft hatte den Tabellenzweiten nicht nur in die Schranken gewiesen, sondern regelrecht düpiert.

Vielleicht hätte es dem Fußballkünstler-kollektiv von N.A.F.I. ja geholfen, vor der Partie einen Blick in die Zeitung zu werfen. Schließlich hatte Kämmerer angekündigt, wie er den von den Stuttgartern gern praktizierten Kombinationswirbel zu unterbinden gedachte: früh stören und den ballführenden Gegenspieler doppeln, wann immer es geht. So weit die Idee, und genau so gingen die Bonlandener zu Werke. Zwar hatte Kämmerer auf drei Leistungsträger verzichten müssen beziehungsweise verzichtet – der Keeper Luca Wiedmann war krank, Alexander Ringger nach einem im Training erlittenen Schlag aufs Knie verletzt, und Srdjan Savic saß aus taktischen Gründen nur auf der Bank. Aber die für sie in die Startformation gekommenen Steffen Günther, Markus Großhans und der in der Winterpause nach zweieinhalbjähiger Fußballabstinenz reaktivierte Ersatztorhüter Philipp Günther fügten sich nahtlos ins Team ein.

Jedenfalls ging die Rechnung auf. Die Gastgeber versuchten schon am eigenen Strafraum ihr Passspiel aufzuziehen, was aber wegen lauffreudiger und bissiger Bonlandener gründlich misslang. Selten kam die Heimelf in die Hälfte des SV Bonlanden, noch seltener vor dessen Tor. Und Torgefahr gab es nur einmal, als Daniel Bosnjak in der 11. Minute den Ball knapp neben den Pfosten setzte. Als das passierte, hätte Kämmerers Mannschaft eigentlich schon führen müssen. Ein Heber von Ugur Yilmaz hatte das Ziel nur knapp verfehlt. Steffen Schmidt hatte zweimal im N.A.F.I.-Keeper Hüsrev Kop seinen Meister gefunden. Und Andreas Pottmeyer war in aussichtsreicher Position ebenfalls an Kop gescheitert, ehe der zu diesem Zeitpunkt überfällige Führungstreffer fiel. Yilmaz wurde in zentraler Position nicht angegriffen und vollendete zum 1:0.

Presthofer schnürt den Doppelpack

Bis zur Pause ließen die Bonlandener in Person von Pottmeyer, Schmidt, Nico Presthofer und Großhans ein halbes Dutzend weitere hochkarätige Chancen liegen. Die klarste davon vergab Yilmaz, als er frei vor dem Tor noch auf Schmidt passte – der im Abseits stand.

Kein Wunder also, dass Kämmerer rechtschaffen verärgert über den leichtfertigen Umgang seiner Kicker mit ihren Möglichkeiten war. „Denen reichen zwei gute Momente, um so ein Spiel zu drehen“, sagte der Trainer. Wohl wissend, dass es seiner Mannschaft bei der 0:2-Niederlage im Hinspiel eben so ergangen war. Doch diesmal sollte es anders laufen. Denn auch in Hälfte zwei ackerten die Bonlandener fröhlich weiter. Von N.A.F.I. kamen zwar ein paar Lebenszeichen mehr, aber der erste Torschuss glückte den Platzherren erst in der 85. Minute. Bis dahin hatten die Gäste schon alle Zweifel ausgeräumt. Presthofer traf im Nachsetzen in der 67. Minute zum 2:0, nachdem zuvor Steffen Günther noch an Kop gescheitert war. Und in der 83. Minute legte Presthofer Tor Nummer drei nach. Zuvor hatte der eingewechselte Ronald Ried den Ball erobert und auf den Angreifer weitergeleitet.

„Wir müssen die Tore früher machen“, kritisierte Kämmerer nach dem Schlusspfiff. Wobei das so ziemlich das einzige Kritisierbare am Auftritt seiner Mannschaft war. Nun könnte ja gemutmaßt werden, dass der SV Bonlanden nach dieser hervorragenden Leistung und dem Umstand, wieder auf Schlagdistanz zur Spitze zu sein, sein Saisonziel ein bisschen korrigiert. Doch weit gefehlt: der Bonlandener Coach bleibt in dieser Hinsicht taktisch defensiv. „Wenn wir in einen Lauf kommen, dann weiß ich nicht, wo wir landen. Aber ich rechne nicht damit“, sagt Kämmerer.

N.A.F.I. Stuttgart: Kop – Grahic, Bozoglu, Aouadi (75. Sufaj), Korkmaz – Damir Bosnjak (71. Vrabac), Akcan – Kavak, Daniel Bosnjak, Parhizi – Hörger.
SV Bonlanden: Philipp Günther – Liebenstein, Schilling (71. Ried), Häcker, Baradel (83. Karatas) – Schmidt – Steffen Günther, Pottmeyer (86. Andretti), Großhans – Presthofer (83. Savic), Yilmaz.

Die Tabelle nach dem 18. Spieltag:

SSUNToreDiffP 1. TSG Hofherrnweiler-Unterrombach 18 12 4 2 36 : 19 17 40 2. N.A.F.I. Stuttgart 18 10 4 4 51 : 26 25 34 3. TSV Oberensingen (Auf) 18 10 4 4 48 : 32 16 34 4. SC Geislingen (Auf) 17 10 3 4 44 : 25 19 33 5. SV Bonlanden (Auf) 18 9 5 4 42 : 17 25 32 6. TSGV Waldstetten 17 8 7 2 33 : 26 7 31 7. TSV Weilimdorf 18 8 6 4 31 : 28 3 30 8. SV Ebersbach/Fils 17 8 4 5 29 : 19 10 28 9. TSV Buch 18 7 4 7 36 : 36 0 25 10. FV Sontheim/Brenz (Auf) 17 7 2 8 23 : 41 -18 23 11. TV Echterdingen 18 6 2 10 30 : 38 -8 20 12. TSV Bad Boll 17 4 3 10 26 : 32 -6 15 13. TSV Neu-Ulm (Auf) 17 3 5 9 26 : 40 -14 14 14. TSV Blaustein 18 3 4 11 23 : 33 -10 13 15. 1. FC Germania Bargau 18 2 4 12 19 : 54 -35 10 16. TSV Weilheim/Teck 18 2 3 13 21 : 52 -31 9

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