Bezirksliga: Zwei Retter im Tor und ein Traumeinstand

Zwei überragende Torhüter (SV Bonlanden, SV Vaihingen), der Traumeinstand eines Interimstrainers (TSV Rohr) und die weiter beherzte Auftrittsweise eines Aufsteigers (TSV Bernhausen) – so ist der fünfte Spieltag in der Stuttgarter Bezirksliga für die Mannschaften von den Fildern zu einer weitgehenden Erfolgsgeschichte geworden. Lange Gesichter gab es lediglich bei der Spvgg Möhringen, wo der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann über „zwei Riesen-Blackouts“ seiner Kicker ächzt.

MTV Stuttgart - SV Bonlanden 0:2

An der Tabellenspitze steht derweil weiter der SV Bonlanden. Fünftes Spiel, fünfter Sieg. Auch in der schweren Auswärtspartie beim MTV Stuttgart hat der Titelfavorit nichts anbrennen lassen, wobei diesmal allerdings das Ergebnis besser als die Leistung war. „Glücklich“, sagt der Trainer Klaus Kämmerer zum 2:0 der Seinen, „wir waren nicht so präsent wie in den Spielen zuvor.“ Die große Ausnahme stand im Tor: Luca Wiedmann. Vor allem ihrem Keeper hatten es die Filderstädter zu verdanken, dass es bei der eigenen makellosen Bilanz geblieben ist.

Ein Joker trifft zur Führung

Wiedmann hielt gegen einen drängenden Gegner, was zu halten war, und noch ein bisschen mehr. „Teils sensationelle Paraden“, erkannte Kämmerer. Und als doch auch der Retter zwischen den Pfosten einmal machtlos war, hatten die Gäste zudem die nötige Portion Glück. Julian Guthers Schuss klatschte gegen den Pfosten. Aber es ist wohl auch gerade eine meisterliche Qualität, dann selbst an einem solchen Wackeltag den Platz noch als Gewinner zu verlassen. Wie man trifft, zeigten dem Gegner schließlich zwei Joker von der Bank. Der Verletzungspausen-Rückkehrer Mike Baradel und der Urlaubsrückkehrer Stefan Adam waren nach ihrer Einwechslung gerade mal drei Minuten auf dem Platz, als sie zuschlugen. Ecke Baradel, Kopfball Adam – die Führung. Am Ende machte Nico Presthofer mit einem Abstauber zu seinem vierten Saisontor alles klar.

So kann nun das Derby gegen den TSV Bernhausen kommen. Am nächsten Sonntag werden sich die Einserteams der beiden Filderstädter Ortsnachbarn erstmals seit 20 Jahren wieder in einem Punktspiel gegenüberstehen.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Stefan Adam (48.), 0:2 Nico Presthofer (86.)

TSV Bernhausen - Sportvg Feuerbach 3:0

Entsprechend groß ist die Vorfreude beim Kontrahenten vom Fleinsbach. „Das wird ein Genussspiel für uns“, sagt Peter Weinmann, der Trainer des TSV Bernhausen. Einstweilen hat der Aufsteiger nämlich wie die Bonlandener seinen Lauf fortgesetzt. Für ihn war das 3:0 gegen die Sportvg Feuerbach der dritte Sieg in Serie. Zwar bleibt Weinmann vorsichtig. Weiter alles nur für den Klassenverbleib? „Mit neun Punkten auf dem Konto hat noch keiner den Abstieg verhindert“, sagt der Coach. Tendenziell und nach den nun ersten Erfahrungen in der Staffel sei es aber schon so, „dass es für uns in der Liga wohl reichen müsste“.

Erfolg musste hart erarbeitet werden

Gegen den aktuellen Gegner lautete das Erfolgsrezept; viel Kampfkraft, garniert mit gelegentlichen spielerischen Glanzlichtern. Das erste setzte Onur Aycil, der nach einem Sololauf durch die Abwehr der Gäste zur Führung traf. Am Ende schraubten Ahmet Fidan, der einen an Aristidis Perhanidis verursachten Elfmeter verwandelte, sowie Daniel Till per Flachschuss das Ergebnis in die Höhe. „Alles in allem mussten wir uns den Erfolg hart erarbeiten“, sagt Weinmann. Aber egal. Es ging ja auch nicht um einen Schönheitspreis, sondern vor allem um die drei Zähler.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Onur Aycil (31.), 2:0 Ahmet Fidan (80. Foulelfmeter), 3:0 Daniel Till (82.)

TSV Rohr Stuttgart - OFK Beograd Stuttgart 4:0

Solche hat auch der TSV Rohr eingefahren. Im Spiel eins nach dem Rücktritt des Trainers Moudachirou Amadou fertigte das Filderteam den nun Tabellenletzten OFK Beograd Stuttgart mit 4:0 ab – ein Einstand nach Maß also für den Interimscoach Bastian Schult. Dabei hat der nach eigener Aussage „gar nicht viel anders gemacht“ als bisher. Selbes Spielsystem, selbe taktische Ausrichtung, zum Großteil auch die selbe Startformation. Viel Zeit für tiefer greifende Maßnahmen hatte Schult ja auch nicht gehabt. Eine einzige gemeinsame Trainingseinheit hatte zur Vorbereitung reichen müssen. „Doch die Jungs haben hochkonzentriert agiert und ihre Sache super gemacht“, sagt der 39-Jährige.

Hinzu kamen passenderweise ein Gegner, für den es in dieser Verfassung in der Liga schwer werden wird, sowie einiges an Fortune. Beim 2:0 von Leonis Memaj etwa ließ der Gästekeeper den Ball durchrutschen. Und bei Pedram Khoshdanis 4:0 senkte sich eine Flanke direkt ins Netz. „Sah wunderschön aus“, sagt Schult und lacht, „ob es so gewollt war, weiß ich nicht.“ Sicher dagegen ist, dass dieses Resultat nun erst einmal durchatmen lässt – bevor es der Spielplan dick beschert. Zwei der drei nächsten Rohrer Aufgaben in der Meisterschaftsrunde sind die Aufstiegsanwärter Türkspor und Plattenhardt.

Suche nach einem festen Trainer hält an

Ob weiter mit Schult als Mann an der Seitenlinie? Fürs Erste ja. Laut dem Abteilungsleiter René Kunze bleibt der Ex-Kicker des Vereins zumindest fürs morgige Pokalspiel (gleich wieder gegen Beograd, diesmal auswärts) sowie am Sonntag bei Türkspor im Amt. Parallel hält die Suche nach einem festen Amadou-Nachfolger an. Klar ist, dass jener nicht Schult heißen wird. Das schließt der Betroffene selbst aus. „Ich helfe gern, aber auf Dauer geht das nicht. Dafür bin ich beruflich zu stark eingespannt“, sagt er.

Schiedsrichter: Lukas Kevin Wolf - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Bilal Hussein (36.), 2:0 Leonis Memaj (44.), 3:0 Manuel Rath (84.), 4:0 Pedram Khoshdani (90.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Milos Tegeltija (85./OFK Beograd Stuttgart)

SC Stammheim - SV Vaihingen 1:1

Unterdessen war das 1:1 des SV Vaihingen in Stammheim im Großen und Ganzen ein gefühlter Sieg – in Anbetracht einer Begebenheit dann aber auch wieder nicht. Die Szene, die zuletzt den Pulsschlag der Gäste erhöhte: 90. Minute, eine Balleroberung des eingewechselten Maimona Calemba, ein Konter, ein Querpass, und plötzlich stand der Torjäger Holly Bokilo mutterseelenallein vor dem gegnerischen Tor. Es handelte sich um die Riesenchance, den vorherigen Spielverlauf vollends auf den Kopf zu stellen. Jedoch: Bokilo schob die Kugel flach am Ziel vorbei. „Das war in dieser Szene schwerer als zu treffen“, stöhnt der Trainer Carmine Napolitano.

Torgebälk rettet Vaihingen

Andererseits weiß freilich auch er, dass man sein Glück nicht überstrapazieren soll. Und davon hatten die Vaihinger zuvor bereits einiges gehabt. Dreimal rettete für sie bei Stammheimer Schüssen das Torgebälk. Der zweite Faktor, der dafür verantwortlich war, dass der Aufsteiger vom Schwarzbach überhaupt bis zum Schluss aussichtsreich im Rennen lag, hieß Sven Schnell. Seinem Keeper gibt Napolitano „die Note eins“. „Stammheim hatte viel mehr Ballbesitz und viel mehr Torchancen als wir“, räumt der Trainer ein. Und dennoch: dank Schnell und dank ihrer „überragenden kämpferischen Leistung“ habe sich seine Mannschaft das Remis verdient.

Den Ausgleichstreffer dazu erzielte Yannik Breuninger mit einem 25-Meter-Schuss – der Spieler, für den der Fußball-Nachmittag dann allerdings bitter endete. Bei ihm besteht der Verdacht auf einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Bestätigen sich die Befürchtungen, fiele der 20-Jährige für mehrere Monate aus.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 1:0 Christian Schwalb (28.), 1:1 Yannik Breuninger (44.)

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - Croatia Stuttgart 2:3

Ausfälle anderer Art sind es dagegen, die bei der Spvgg Möhringen gerade Kopfzerbrechen bereiten. Besser gesagt: Aussetzer. Nach der unerwarteten 2:3-Heimschlappe gegen Croatia Stuttgart ringt der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann nach wie vor um Fassung. „Eigentlich waren wir die bessere Mannschaft. Aber mit zwei individuellen Riesen-Blackouts haben wir für den Gegner den roten Teppich ausgerollt“, sagt der Coach.

Missgeschick Nummer eins: nach einem harmlosen Querpass schätzte Matteo Brunetti die Situation völlig falsch ein und ließ den Ball weiterrollen – dummerweise direkt vor die Füße des Croatia-Angreifers Ivan Matanovic. Der stand hinter ihm, sagte „Danke“ und schob zur Gästeführung ein. Gespielt waren da gerade einmal 90 Sekunden und somit alle guten Möhringer Vorsätze, es nach dem 0:6 der vorigen Woche bei Türkspor diesmal besser zu machen, früh konterkariert.

Möhringen kann Überzahl nicht nutzen

Missgeschick Nummer zwei: diesmal schien die Situation nach einer Flanke bereits bereinigt – als dem Keeper Daniel Torakai der Ball zum Möhringer Schrecken wie ein nasses Stück Seife durch die Hände flutschte. Erneut profitierte der Gegner, der das Spielgerät nur noch über die Torlinie drücken musste.

„Bitter, dass derzeit ausgerechnet die Erfahrenen patzen“, sagt Fuhrmann, dessen Elf am Ende dann auch eine personelle Überzahl nicht mehr entscheidend zu nutzen wusste. Der Croatia-Kicker Puria Masoumifar hatte für ein grobes Foul gegen Marvin Kuhn Rot gesehen. „Alles in allem“, konstatiert Fuhrmann, „scheint uns dieser Gegner nicht zu liegen. Wie schon in der vergangenen Saison stehen wir gegen ihn am Ende wie die begossenen Pudel da.“ Seinerzeit hatten die Seinen die Begegnung ebenfalls dominiert, aber mit 1:2 verloren.

Schiedsrichter: Keine Angabe - Zuschauer: k.A.
Tore: 0:1 Ivan Matanovic (10.), 0:2 Branimir Marijanovic (71.), 1:2 Marvin Kuhn (84. Foulelfmeter), 1:3 Josip Milos (87.), 2:3 Steven Jordan (90.)

Der komplette Spieltag in der Übersicht

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