Viel Glanz, aber wieder keine Tore

SV Bergisch Gladbach 09 - Rot-Weiß Oberhausen 0:2 (0:0). Die 250 absolut lauten und friedlichen Gäste-Fans feierten nach 90 spannenden Minuten zwei Tore ihres Teams, als wäre es schon der Aufstieg. Die Fans sind Kenner des Fußballs und wissen daher, dass sie einen unbedingt glücklichen Sieg feiern. „Davon redet in wenigen Tagen keiner mehr”, weiß 09-Trainer Helge Hohl. Wenig ist so wenig in Erinnerungen verhaftet wie ein „dreckiger” Sieg, wie zum Beispiel der von RWO in Gladbach.

Woran mag es liegen, dass der Aufsteiger in die 4. Liga, die Fußballer aus Bergisch Gladbach, ihre zahlreichen Torgelegenheiten nicht — wie noch in der Saison zuvor — besser zu Ende spielen und nutzen? Verlernt haben sie das Tore schießen sicher nicht.

Natürlich haben die Angreifer andere Kontrahenten. Ein Beispiel: Jannik Löhden, vor 30 Jahren in Buxtehude geborener 2,01 Meter großer Innenverteidiger der Gäste, wischt Patrick Hill bei einem Konter, als der antrittsschnelle Angreifer davon ziehen will, mit der Hand durchs Gesicht. Der Schiedsrichter übersieht die Aktion oder hält sie nicht für ahndungswürdig. Wie auch immer: Löhden hat sich für die restliche Spielzeit Respekt verschafft. Die fußballerische Historie dieser beiden Kontrahenten: Löhden spielt seit 2010 bei Mannschaften wie den Reserven von Hannover 96, Werder Bremen, bei FC Viktoria Köln und Alemannia Aachen. Pat Hill, der Deutsch-Amerikaner, kam am 1. Juli 2016 vom TSC Euskirchen zu SV Gladbach 09.

Die Gastgeber sind von Beginn an gut im Spiel. Der Ball läuft gekonnt über mehrere Stationen. Insbesondere über die rechte Seite, über den starken Rechtsverteidiger Milo McCormick werden viele Angriffe angekurbelt. McCormick hat auch gute Ideen, sein Pass in die Tiefe im Strafraum findet aber in der 9. Minute keinen Abnehmer.

In der 14. Minute hat Löhden die erste Begegnung mit Hill, hält bei einer Aktion des 09ers mal den Fuß drauf. Das schmerzt. In der gleichen Minute klärt Andy Habl mit all seiner Routine in höchster Not gegen Meik Odenthal. SV 09 ist gut im Spiel, hat in der 15. Minute die erste Chance der Partie, als Milo McCormick allen Abwehrspielern enteilt, den Ball aber in die Wolken setzt. In der 20. Minute muss Habl im Strafraum gegen Odenthal klären. Dieser fällt, der Schiedsrichter gibt jedoch keinen Strafstoß. Durchatmen beim Anhang des SV 09.

In der 22. Minute gibt es einen Freistoß für RWO. Dieser wird per Pressschlag abgefälscht und kommt zu Bonsu, der erstmals von Beginn an aufgeboten war. Der Torwart ist 30 m vor seiner Kiste. Wird vom Bergisch Gladbacher Neuzugang jedoch trotzdem nicht überwunden.

Nach 24 Minuten gibt es die erste Ecke. Auch diese wird für SV 09 und nicht etwa für den weit höher eingeschätzten Gast notiert. Der gute Einsatz von Bonsu ermöglichte diese Standard-Situation. Getreten von Cenk Durgun wird die Ecke abgefälscht, kommt zu Stenzel, der auf und davon ist. In höchster Not rettet McCormick. In der 28. Minute pariert Torwart Peter Stümer sensationell stark aus kürzester Distanz gegen Odenthal. Der junge Torwart der 09er bleibt nach dieser Aktion verletzt liegen, kann aber nach kurzer Behandlungspause weiterspielen.

Stenzels Schussversuch aus der 33. Minute ist der zweite Torschuss von Rot-Weiß Oberhausen nach mehr als einer halben Stunde. Nur eine Minute später zeigt Bonsu Nerven, verzieht vier Meter vor dem Tor. In der 35. Minute zeigt Pat Hill artistische Fähigkeiten, schlägt den Ball per Seitfallzieher aufs Tor. Der Keeper pariert. In der 30. Minute verschafft sich Löhden, wie bereits eingangs geschildert, Hills Respekt. Torwart Stümer lässt weiterhin nichts anbrennen, ist auch bei hohen Bällen sicher.

Torlos werden die Seiten getauscht. Doppel-Wechsel bei RWO und bei 09 kommt in der 55. Minute Kizil für Bonsu, der mit freundlichem Applaus verabschiedet wird. Nach genau einer Stunde Spielzeit verzieht Shabani beim Torschuss. Quasi im Gegenzug fällt das 0:1 durch Odenthal. Er trifft ins lange Eck, unhaltbar für Stümer. Wenige Minuten später ist plötzlich Pisano frei durch. Andy Habl passt erneut auf. In dieser Phase bekommt RWO ein leichtes Übergewicht, da sich bei 09 Pass Ungenauigkeiten einschleichen. Ist die Konzentration nicht mehr vorhanden?

Der Coach der 09er bringt ab der 68. Minute im Dreierpack mit Isken, Grazina und Dabo frische Offensivkräfte, löst mit der Auswechslung von Zahnen, der erneut — ebenso wie Nebenmann Durgun — überzeugte, die Doppel-Sechs auf. Der frische Wind in der Offensive wirkt sich rasch aus. Die zweite Ecke für 09 in der 70. Minute wird von Durgun gebracht. Kizil verpasst das Ziel knapp. In der 72. Minute reißt Nico Klaß Durgun nach dessen starkem Solo rüde um. 20 Meter zentral vom Tor gibt es einen direkten Freistoß. Noch in der letzten Saison hätte Metin Kizil diese Chance eiskalt genutzt, traf immerhin 27-mal in der Mittelrheinliga, der höchsten Spielklasse des Fußballverbandes Mittelrhein. Dieses Mal verzieht er, setzt den Ball deutlich übers Tor. Der vielköpfige Anhang der 09er, unter den 620 Zuschauern klar in der Überzahl, stöhnt auf .

Nur acht Minuten später setzt sich Kizil großartig gegen fünf Abwehrspieler durch, setzt aber den Ball erneut übers Tor. In der 83. Minute scheitert Dabo am Gäste-Torwart. Stümer zeichnet sich in der 84. Minute erneut bei einer Ecke aus, wirft aber den Ball anschließend einem Gegner in den Fuß. „In jedem Spiel hat er einen Aussetzer”, grantelt ein 09-Fan auf der Tribüne.

In der 86. Minute muss das 1:1 fallen. Bei bei einem Schuss von Kizil kratzt Klaß den Ball von der Linie. Der Nachschuss von McCormick wird zur erneuten Ecke abgewehrt. RWO steht längst nur noch in der Abwehr. Die Partie ist extrem eng. Jederzeit kann, nein muss, der Ausgleich fallen. Drei Zuschauer gehen vorzeitig heim, aber 617 bleiben. SV 09 ist dem 1:1 deutlich näher als RWO dem 0:2. Und dieses fällt in der 94. Minute dann doch noch, als Özkara völlig frei vor Stümer den Ball im Tor versenkt.