2024-05-02T16:12:49.858Z

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Drang zum Tor und nur schwer zu halten: Maxi Specker (re.) hat seine Verletzungsprobleme in den Griff bekommen und mit dem SV Bad Heilbrunn eine unnachahmliche Erfolgsserie gestartet. Hans Lippert
Drang zum Tor und nur schwer zu halten: Maxi Specker (re.) hat seine Verletzungsprobleme in den Griff bekommen und mit dem SV Bad Heilbrunn eine unnachahmliche Erfolgsserie gestartet. Hans Lippert

Max Specker: „Ein Wechsel war nie ein Thema, und wird es nie sein“

Heilbrunns Toptorjäger über Haching zum SVH

Porträt: Für den Innenausbau-Studenten Max Specker ist der SV Heilbrunn mehr als ein Fußball-Verein.

Bad Heilbrunn – Als der Gang in die Bezirksliga, der zweite Aufstieg in Folge für den SV Bad Heilbrunn, in trockenen Tüchern war, waren auch die Meister-T-Shirts schon fertig. Im Aufdruck war nichts von „Meister “ oder „Aufstieg“ zu lesen. Lediglich drei Wörter, neun Buchstaben: „Nur der HSV“ stand auf den Heilbrunner Leiberln. Dieser Slogan ist gewissermaßen symptomatisch für den Erfolg des Vereins, der mittlerweile auch in der neuen Liga mit elf Punkten Vorsprung ganz oben steht. Und er passt zu einem der Architekten der Erfolgsserie: Max Specker, mit 19 Treffern 2017/18, heuer 8 Toren und etliche gefährlichen Offensivaktionen kaum zu ersetzender Mann beim HSV.

Ein Angreifer, der locker höherklassig spielen könnte. Der etliche Angebote hatte. Aber er bleibt. Aus Überzeugung. „Ein Wechsel war nie ein Thema, und wird es nie sein.“ Es ist eine Art Liebeserklärung an den Verein und seine Team-Gefährten, die sein halbes Leben sind: „Es gibt nichts Schöneres, als mit den besten Kumpels die man sich vorstellen kann, für Heilbrunn Fußball zu spielen.“

In der Jugend, da hätte ihn eine Karriere bei einem höherklassigen Verein gereizt. Sobald er laufen konnte, ging er zum Fußball. Das war programmiert: Vater Fußballer, Mutter Fußball-Trainerin, Oma und Opa hatten das Sportheim bei Rot-Weiß Bad Tölz – der erste Verein des Talents. Als die Familie von Tölz nach Heilbrunn zog, blieb er zunächst an der Kohlstatt. Zu den F-Junioren schloss er sich dann dem HSV an – schon damals zusammen mit heutigen Team-Kollegen wie Christoph Hüttl, Florian Kapfhammer, Florian Schnitzlbaumer. Thomas Schmöller oder Anton Krinner.

Specker wurde bald entdeckt. Als sich seine Klasse abzeichnete, gab es doch einen Vereinswechsel: Von den D- bis A-Junioren spielte er für den TuS Geretsried und die SpVgg Unterhaching. „Dort war es anders“, sagt der 24-Jährige. Es herrschte wesentlich mehr Konkurrenz, mehr Leistungsdruck, Ellbogengesellschaft. „Man musste sich eben durchsetzen, das ging schon.“ Nach einer Verletzung nahm er dennoch Abschied von der Münchner Kaderschmiede, spielte fortan nur noch für die Heilbrunner Erste.

Seine Karriere erfuhr allerdings beinahe ein vorzeitiges Ende. Der Grund: Behandlungsprobleme der Verletzung, die er aus Unterhaching mitgebracht hatte. Es bildete sich ein Hämatom im Oberschenkel, der Muskel baute ab, eine Folge davon war ein Kreuzbandriss. „Mir haben fast alle gesagt, Fußballspielen macht keinen Sinn mehr“, sagt Specker. Er war damals 21. Wollte auf keinen Fall aufhören. Machte Muskelaufbautraining und bekam die Probleme in den Griff.

Ein Leben ohne Fußball – das kann sich der Heilbrunner einfach nicht vorstellen. Auf einen Beruf bereitet er sich parallel aber sehr wohl vor. „Endlich Geld verdienen“, das ist sein Ziel für die kommenden Jahre. Nach der Grundschule in Heilbrunn und Realschule in Tölz – die er ebenfalls mit vielen seiner Mannschafts-Kameraden besuchte – schloss er eine Schreiner-Lehre ab, beendete die BOS und fing ein Studium an: Innenausbau in Rosenheim. Bis Februar 2019 hat er Zeit, seine Bachelor-Arbeit zu beenden. Mittlerweile ist er von Rosenheim zurück nach Heilbrunn gezogen, wohnt derzeit wieder daheim, genau wie seine jüngeren Geschwister, die Zwillinge (19) Benedikt – ebenfalls HSV-Spieler – und Sophie.

Nach dem Fußball kam erst einmal lange nichts. Schule aus, auf zum Hartplatz, Bolzen mit den Kumpels. Mit ein Grund dafür, dass es mit dem Gymnasium nicht klappte, wie Specker schmunzelnd einräumt. „Der Sport ist nicht ganz unwesentlich in meinem Leben“, sagt er und grinst. Vor allem mit den Sprachen stand er auf Kriegsfuß, Deutsch, Englisch, da waren andere besser.

Doch auf dem Platz macht ihm kaum einer etwas vor. Specker ist schnell, kaum vom Ball zu trennen, hat einen unglaublichen linken Fuß, geht dahin wo es wehtut und wo ein Stürmer hinmuss. Specker ist amtierender Dorfmeister im Eisstockschießen, geht gerne Mountainbiken, „da bin ich aber froh, wenn ich einigermaßen am (Thomas, d. Red.) Schmöller dranbleiben kann.“ Auch in der Freizeit dreht sich viel um Fußball. Das Team ist für Specker aber mehr als eine Verabredung zum Fußball: Man sieht sich neben den Spielen und im Training auch privat. Die Spezln gehen miteinander weg, fahren zusammen in Urlaub, treffen sich zum Bundesliga-Schauen, ziehen daraus ihre Infos für den Fußball-Manager „Kickbase“. Specker, Anheizer beim regelmäßigen Sieges-Mannschafts-Kreis, bezeichnet sich selbst als „semiprofessionellen Sportheim-DJ“. Ist zwar ein ruhiger Typ, „aber manchmal auch laut.“ Ehrgeiz, großes Selbstbewusstsein, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft passen zu ihm.

Eigenschaften, die Specker und seine Team-Kameraden auch von ihrem Trainer Walter Lang eingeimpft bekommen. Ihn bezeichnet Specker als „das fehlende Puzzle-Teil der Erfolgsgeschichte“. Der Benediktbeurer übernahm die Mannschaft, als sie am Boden lag. Tabellenletzter der Kreisklasse, interne Streitereien auf dem Platz. Von da an gab es nur noch eine Richtung: aufwärts. Specker kennt den Grund: „Unser mannschaftlicher Zusammenhalt, wir sind eingespielt, das ist unser Vorteil. Jeder weiß, was der andere tut, gibt für jeden alles.“ Mittlerweile herrscht Respekt – untereinander, aber auch für den Gegner. Hinzu kommt fußballerische Entwicklung der jungen Spieler sowie eine Beton-Abwehr. „Und wir sind immer für ein Tor gut.“

So kann es weitergehen. Mit Heilbrunn gerne auch in der Landesliga, meint Specker. „Aber das ist noch ein sehr weiter Weg. Es ist schon Wahnsinn, dass wir es geschafft haben, an der Tabellenspitze zu überwintern.“ Ein weiterer Aufstieg – das wäre unbeschreiblich für ihn. Das Ende schreibt dann aber doch seine frühere Verletzung: „Ich will noch so lange spielen, wie es geht.“ Zwar bereitet ihm der Oberschenkel keine Probleme, solange er gut trainiert. „Aber zehn Jahre kann ich sicher nicht mehr spielen.“ Weit weg wird er aber nie sein: Bei der anstehenden Wohnungssuche kommen nur Heilbrunn oder maximal Tölz in Frage.

Aufrufe: 021.11.2018, 12:43 Uhr
Tölzer Kurier / Nick SchederAutor